urs-77 hat geschrieben: ↑Mi Nov 07, 2018 11:19 pm
Vielen Dank nochmals für die tollen Antworten und Ideen.
Wenn Lou bellt geht sie auch darauf zu. Egal ob dies Gegenstände oder Personen sind.
Üblicherweise sage ich ihr dann verbal dass ich das nicht will. Funktioniert dies nicht folgt ein Ruck an der Leine und ich stell mich vor sie hin.
Klar haben wir Verständnis und Geduld mit Lou.
Es ist mir jedoch sehr wichtig keinen Kläffer zu haben, von denen gibt es bereits genug!
Das verstehe ich natürlich total und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es auch bei unserem Inuk einige Phasen gab, in denen ich etwas "beunruhigt" war, dass sich ein Verhalten in die falsche Richtung entwickeln könnte. Und ich hatte ja davor schon Hundeerfahrung. Aber glaube mir, diese "Kläffer" (so traurig) sind zu solchen geworden, weil ihre Menschen sie leider, leider, leider nie verstanden und dauernd übergangen haben. Kläffen ist IMMER ein Ausdruck eines Gefühls. Gefühle sind ja komplizierte automatische Vorgänge im Körper, die niemand steuern kann. Sie können weder von aussen noch von einem selbst verstärkt oder vermindert werden. Es gibt also nur die Möglichkeit, einem Individuum zu vermitteln, dass die Situation nicht bedrohlich ist. Eine andere Möglichkeit gibt es biologisch nicht, um Angst zu vermindern. Das finde ich ganz wichtig in diesem Zusammenhang.
Versetz Dich jetzt mal in die Lage von Eurer Lou. Sie sieht etwas und das beängstigt sie. Gerade in dieser Jahreszeit sind ja die Lichtverhältnisse oft viel düsterer und es dunkelt früher ein, was ja Lou seit ihrer Geburt noch gar nicht erlebt hat (bis jetzt hat ja fast immer nur die Sonne geschienen und es war hell
![Wink :wink:](./images/smilies/icon_wink.gif)
). Sie bellt nun, um das beängstigende Objekt zu warnen oder wenn sie sogar darauf zugeht, zu vertreiben. Je nach Charakter geht ein Hund eher nach vorne (fight) oder er weicht zurück (flight). Es gibt dann auch noch die Übersprungshandlung (flirt) und das Einfrieren (freeze). Das sind die 4 Konfliktstrategien eines Hundes. Es gibt dann auch noch Mischformen. Ihr habt Lou zu Euch geholt und bildet damit ihr Rudel (Familienverband). Sie zeigt Euch mit dem Bellen, das sie etwas als bedrohlich empfindet und kriegt dafür von Euch eine unangenehme Sanktion, die sie noch mehr verunsichert. Hier besteht wirklich die Gefahr, dass sie das beängstigende Objekt nach solchen Sanktionen als immer noch übler anschaut oder sogar als Grund für die Sanktion und dann zwar nicht mehr bellt, aber bei einer anderen Gelegenheit dann vielleicht mal zuschnappt, weil sie sich nicht mehr anders zu helfen weiss. Weil ja ihre Gefühle übergangen wurden. Gerade wenn sie Menschen anbellt, ist das Sanktionieren wirklich sehr, sehr, sehr heikel. Das ist ja genau das Gleiche, wie bei einem Menschen, der Höhenangst oder Platzangst empfindet und dann, wenn er vor lauter Furcht schreit, eine runter gehauen bekommt oder wie beim Hund ihm etwas um den Hals gebunden und daran geruckt wird. Eventuell hört er dann auf mit Schreien bzw. beim Hund Bellen, aber die Angst, also das auslösende Gefühl wird damit ganz, ganz, ganz, ganz sicher eher schlimmer als besser. Du hast also nur für Euch die Situation verbessert, weil Lou vielleicht aus Angst und Schreck vor der Sanktion nicht mehr bellt, die Situation für sie hat sich aber verschlimmert, weil sie nun künftig das Gefühl der Unsicherheit immer noch verspürt und zusätzlich noch die Angst vor dem unangenehmen Leinenruck dazu kommt.
Und ehrlich gesagt haben körperliche Sanktionen wie Leinenruck usw. in der heutigen Hundeerziehung wirklich absolut nichts mehr zu suchen, weil belegt ist, dass es nichts bringt, ausser dass es die Beziehung zerstört und der Hund dann orientierungslos wird und selber entscheidet und dann haben wir das Disaster erst recht. Man kann sich einem Hund in den Weg stellen, ihn auch mal begrenzen durch entsprechende Körperhaltung, ihm durch entsprechendes Handling an der Leine den richtigen Weg zeigen usw., aber niemals psychische oder physische "Gewalt" anwenden. Da wir uns mit einem Hund ein hochsoziales Lebewesen ins Haus geholt haben, fängt die "Gewalt" eben schon beim Entzug von Nähe und Geborgenheit an. Bitte, bitte, bitte, versteht Eure Lou und ihre Art zu kommunizieren. Nur so werdet ihr für sie und Euch einen Weg des angenehmen Zusammenseins finden.