Hi,
Gleich mal im Voraus:
Ich ziehe ja gerade einen Welpen auf und empfinde es als sehr schön und einen totalen Gewinn. Es macht einfach jeden Tag wieder Spaß, dem Kleinen zuzusehen, wie er wächst, wie er lernt. Das ist einfach toll!
Standardpoodle hat geschrieben:
Meine Frage wäre deshalb, wie aufwändig der Alltag mit so einem Wollknäul denn ist? Ich weiß nicht, ob ich da Vorurteile habe, aber ich stelle mir das "fürchterlich" aufwändig vor und das der Welpe ständig "quengelt" wie ein Menschenkind, da er Aufmerksamkeit haben will. Aber ich glaube, das stimmst so nicht, oder?
Also ständig nach Aufmerksamkeit quengeln wird ein Welpe (aber auch ein erwachsener Hund) wahrscheinlich dann, wenn man es ihm unbewusst beigebracht hat. Sprich wenn man auf sein Generve eingeht.
Standardpoodle hat geschrieben:Hat jemand selber Erfahrung mit einem Welpen und kann berichten? Welche Dinge müssen täglich erledigt werden und wie lange dauert das?
Also mein Goethe ist ja jetzt ca. 4 Monate alt, bekommen habe ich ihn mit 11 Wochen.
Täglich erledigen muss man:
- 3x täglich füttern
- ganz ganz oft rausgehen (besonders da du wahrscheinlich keinen Garten haben wirst, wenn ich das richtig verstanden habe!) damit Welpi die Gelegenheit hat, draußen zu machen. Gerade bei Welpen aus dem Tierheim dauert es häufig lange, bis sie stubenrein sind, weil sie ja im Tierheim nie eine große Wahl hatten, wo sie ihr Geschäft verrichten können. Spreche da aus eigener Erfahrung mit einem früheren Hund

- anfangs hunderte Male deine Einrichtung, den Inhalt des Papierkorbes, deine Schuhe etc. wegnehmen und stattdessen ein Spielzeug oder was zu kauen anbieten
- die verschiedensten Übungen in den Alltag einflechten, ohne den Welpen zu überfordern.
Standardpoodle hat geschrieben:Wie schnell oder langsam lernt ein Welpe neue Kommandos?
Da wir von einem Pudel reden, wahrscheinlich sehr schnell

Nein im Ernst, die Bedeutung von Banalitäten wie Sitz oder Platz hat meiner innerhalb von wenigen Tagen begriffen, ohne dass ich besonders viel mit ihm geübt hätte.
Das Abrufen verbinde ich immer mit ausreichend Körpersprache, so dass er vom ersten Tag an verstanden hat, was er machen soll.
Viel bedeutungsvoller ist aber, wie bringe ich meinen Hund dazu die Kommandos auch auszuführen, selbst wenn er grad was besseres zu tun hätte. Denn nur weil der Hund versteht, was man mit Sitz oder Aus von ihm will, heißt das ja noch lange nicht, dass er das auch machen möchte.
Mit meinem habe ich da jetzt, im Alter von vier Monaten, noch keinerlei Probleme. Ich weiß aber, dass diese Phase kommen wird.
Standardpoodle hat geschrieben:Braucht der Welpe besonders viel Kontakt zu anderen Hund für sein Wohlbefinden?
Hmm, naja ich würde sagen nicht für sein Wohlbefinden, sondern um hündische Kommunikation zu lernen. besonders der Kontakt zu souveränen, erwachsenen Hunden ist sehr wichtig, wenn der Hund später mal sozialverträglich sein soll.
Natürlich hat er auch Spaß am Spiel mit anderen Hunden.
Standardpoodle hat geschrieben:Wie oft und wie lange schlafen Welpen? Schlafen sie die ganze Nacht durch?
Ob ein Welpe die ganze Nacht durchschläft, ist sicher individuell unterschiedlich und hängt auch vom Alter ab. Da kann man ein 8 Wochen altes Mäuschen sicher nicht mit einem 4 Monate alten Jungspund vergleichen. Also meiner hat Anfangs abends oft noch Radau gemacht und wollte nicht einschlafen, morgens ist er dann relativ früh aufgewacht. Und auch nachts musste er manchmal raus. Inzwischen schläft er sehr gut durch.
Generell schlafen/dösen Hunde und natürlich auch Welpen den größten Teil des Tages. Meine erwachsene Hündin schläft oder döst schätzungsweise 20 h am Tag. Beim Welpi fällt auf, dass er doch häufige Aktivitätsphasen hat, in denen er auch sehr wild ist und dann wieder sehr tief schläft.
Ich besuche mit meinem Welpen die Welpenschule, obwohl ich schon einen eigenen Hund habe und es bei mir als Kind auch immer Hunde in der Familie gab. Ich schätze meine Trainerin sehr (kannte sie schon vorher vom Training mit meinem Ersthund) und bin immer wieder erstaunt, wie viel ich noch von ihr lernen kann. Die anderen Welpen und ihre erwachsenen Hunde, die sie selbstverständlich zur Sozialisation der Welpen immer mit dabei hat, sind dabei eher ein positiver Nebeneffekt.
In meiner Welpenschule liegt der Fokus auf dem Abrufen (das wird wirklich jede Stunde geübt), auf der Unterdrückung von Jagdverhalten vom ersten Tag an, auf dem Kommando "aus" und generell darauf, dass der Hund sich gut am Menschen orientiert.
Einfache Signale wie Sitz oder Platz werden kaum behandelt, wobei es natürlich erklärt und gezeigt werden würde, wenn jemand dabei Hilfe braucht.
Ich denke, man sollte nicht zu naiv an die Hundeerziehung herangehen. Jeder Hund wird auch mal versuchen, seinen Menschen auszutesten, der eine mehr, der andere weniger. Und jeder Mensch (v.a. jeder Hundeanfänger!) wird auch Fehler in der Erziehung machen.
Ich bin ein ziemlich perfektionistischer Mensch und dachte immer, wenn ich viel Zeit investiere und mich anstrenge, wird mein Hund perfekt werden.

Ist aber nicht passiert
Damit möchte ich dir nicht den Mut nehmen, sondern nur einen kleinen Rat geben: such dir eine gute Hundeschule (da kann man auch ruhig lang im Vorfeld die Augen offen halten) und nimm ein paar Tipps und Tricks mit. Beobachte, lass dir Sachen zeigen - das hilft sehr!
Zu viele Bücher würde ich nicht unbedingt zu dem Thema lesen, mir hat das nur sehr eingeschränkt geholfen und mich eher verwirrt.
Und noch ein klitzekleines Wort zum Thema Geld:
Du hast ja schon geschrieben, dass für einen Welpen vom Züchter das nötige Kleingeld fehlt. Das kann ich verstehen und im Tierschutz gibt es auch ganz viele wundervolle Hunde. Denke aber bitte unbedingt daran, dich für Notfälle abzusichern. Sollte dein Hund z.B. mal aus irgendeinem Grund eine etwas größere OP brauchen, kostet die leicht auch so viel wie ein Welpe vom Züchter (1000 € sind da ganz normal).
Es gibt glücklicherweise OP-Versicherungen für Hunde oder vielleicht hast du jemanden in der Familie, der dir für den Fall der Fälle Geld leihen kann. Nur: mach dir bitte vorher Gedanken darüber.
Ich erlebe das gerade beim Hund einer Freundin mit und es ist sehr sehr bitter, wenn der Hund unbedingt behandelt werden müsste, das Geld aber nicht da ist.
So, ich hoffe ich konnte dir schon ein bisschen weiterhelfen! Wenn du noch mehr Fragen hast - immer her damit!
lg,
Sanne