Überlegungen vor dem Hundekauf ..

Wie erziehe ich meinen Welpen?
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knöpfchen
Mini-Nase
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Überlegungen vor dem Hundekauf ..

Beitrag von knöpfchen »

--- Bewerbung ---

Hiermit bewerbe ich mich um einen Platz bei Ihnen als Hund

Ich habe von ihrem Wunsch einen Hund bei sich aufzunehmen zufällig gehört und möchte mich hier einmal kurz für Sie vorstellen.


Ich bin ein junger Hund auf der Suche nach einem endgültigem zuhause. Dem Alter entsprechend bin ich voller Energie und will meinen Horizont freilich berufsangemessen stetig und kontinuierlich erweitern. Ich habe instinktiv viel Einfühlungsvermögen und erkenne dementsprechend Strukturen im gewerblichen Umfeld sofort und weiß sie für mich und meine Zwecke absolut effizient zu nutzen. Es gehört schon viel dazu mir ein X für ein U vorzumachen.
Selbstverständlich leihe ich Ihnen auch gern mal mein Ohr wenn Sie mal was bedrücken sollte aber Sie sollten sich stets bewusst sein, dass ich für ausschließlich solche Tätigkeiten definitiv überqualifiziert bin und viele Talente von mir ungenutzt bleiben würden wenn ich mich dauerhaft zum zuhören bereit erklären würde.

Schlussendlich bin ich jederzeit dazu bereit mich von kompetenten Vorgesetzten führen zu lassen, Konkurrenz jederzeit effektiv die Stirn zu bieten und auszuschalten. Gibt es eine Schwäche, werde ich sie ganz gewiss entdecken.
Wenn der Lohn und das Arbeitsklima stimmen garantiere ich Ihnen eine absolut einzigartige und angenehme Zusammenarbeit. Dann bin ich für Sie der beste Mitarbeiter den sie sich wünschen, wenn Ihnen denn meine Stärken und Schwächen zusagen!

Ich freue mich auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen in dem wir uns mal genauer beschnuppern können!

Mit freundlichen Grüßen
ihr hoffentlich zukünftiger Hund bis zum Lebensende

Im Berufsalltag wählen Arbeitgeber ihre Angestellten sehr sorgfältig aus und prüfen vorher alle wichtigen Faktoren. Was biete ich dem Angestellten, welche Position, welches Gehalt, welches Arbeitsklima? Und der Arbeitnehmer wird auf so vieles geprüft. Was hat er für Qualifikationen, was für Zeugnisse, was hat er bisher in seinem Leben gemacht, wo war er vorher tätig, liegen diverse Krankheiten vor die seine Arbeitsfähigkeit bei mir in Zukunft einschränken könnten, hat die Bewerberin Kinder, wie viel Erfahrung wurde bereits gesammelt, wie wirkt die Person, wie kleidet sie sich, ist sie gepflegt, kann sie sich ausdrücken?
Von dieser hoch peniblen Auswahl sollten sich einige zukünftige Hundehalter eine Scheibe abschneiden. Nun, von der Arbeit des Hundes hängt nicht die eigene Firma ab, schon klar. Aber er ist auch nicht einfach nur ein Angestellter sondern ein ganz individuelles Lebewesen für dessen -im Idealfall- gesamtes Leben wir die Verantwortung übernehmen wollen. Man kann sogar sagen für ein "behindertes" Lebewesen denn jenes ist vollständig von uns abhängig bis zum Lebensende und kann uns nie detailliert mitteilen was es möchte, was es denkt, wo der Schuh drückt.
Sehr oft schon habe ich gesehen, dass eine Hundeanschaffung weniger gut überlegt war. Oft scheitert es daran, dass man sich überschätzt oder den Hund in seinem Wesen gänzlich unterschätzt.
Menschen unterschätzen den Bewegungsdrang, den Arbeitswillen, den Schutztrieb, die Wachsamkeit, den Jagdtrieb, den Eigensinn, die Selbstständigkeit. Die Genetik in ihrer Gesamtheit.

Ein Hund ist kein Gegenstand der sich nach Bedarf an- und ausknipsen lässt.
Man ist als Halter gezwungen heraus zu finden was unser Hund gerade für ein Bedürfnis hat und man muss schon weit im voraus überlegen, aufgrund der unterschiedlichen Sprachen die gesprochen werden, wie ich dem Hund zu verstehen gebe was ich von ihm möchte und was ich nicht möchte.
Und dann muss man sich wieder vor Augen führen wie das für uns wäre wenn der Chef daher kommt, den Lohn des letzten Monats schon nicht voll bezahlt hat und in diesem Monat weitere Überstunden verlangt. Wie lange dauert es wohl bis Sie anfangen zu streiken? „wink“-Emoticon
Sie können nicht einfach Gehorsam einfordern und dann beleidigt sein wenn der Hund nicht aufopferungsvoll ihre Wünsche erfüllen will, geschweige denn können Sie einfach aufgeben. Sie müssen ihn entlohnen. Nicht mit Geld, keine Sorge. Sondern mit individueller Befriedigung seiner Bedürfnisse.
Dementsprechend sollten wir erkennen, dass eine harmonische Mensch-Hund-Beziehung nur dann möglich ist wenn der Hund überhaupt in der Lage ist unsere Wünsche zu erfüllen und wir ihm im Gegenzug einen angemessenen "Lohn" zahlen.
Die Bedürfnisse des Hundes lassen sich im Idealfall dem Lebenslauf (Rasse, Herkunft, Eltern, Vorgeschichte) entnehmen und sollten in keinem Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Natürlich ist ein Hund bis zu einem gewissen Maß anpassungsfähig aber eben nicht unbegrenzt.

Ferner könnten Sie nicht unbegrenzt Arbeitslose bei sich einstellen. Da gibt es Grenzen. Sie können nur eine bestimmte Anzahl an Angestellten entlohnen und haben nur begrenzt Plätze frei die den Fähigkeiten der Angestellten entsprechen. Es gibt keine unbegrenzte Anzahl an Plätzen für Personalabteilungsleiter, nicht für Mechatroniker, nicht für Bauarbeiter und auch nicht für Ärzte.
Also lasst auch nicht einfach so leichtfertig eure Hunde Nachwuchs in die Welt setzen. Diese süßen kleinen Hundekinder deren Leben Ergebnis ihrer (Un-)Fähigkeiten sind brauchen einen passenden Arbeitsplatz wenn sie nicht irgendwann als Arbeitslose ihr Dasein fristen sollen. Können und wollen sie das wirklich verantworten?
Leben ist KEIN Spielzeug, niemals! Weder kleines, noch großes.

Überlegen Sie sich lieber einmal zu viel ob sie die volle Verantwortung eines und vor allem welchen Lebewesens tragen wollen. Der Hund hat letzten Endes keine Wahl. Er wird von Ihnen einfach gekauft und soll sein gesamtes Leben bei Ihnen verbringen.
Gehen Sie zu leichtfertig damit um treffen Sie im Notfall eine winzige Entscheidung und entledigen sich dieser Fehlentscheidung mit dem einfachen Satz: "Ich gebe den Hund ab!". Schön. Sie sind das "Problem" los mit dem sich nun ein anderer rumschlagen darf.
Der Hund ist derjenige dessen Welt und Leben sich um 180° verändern wird. Der das alles nicht versteht, das wieso und warum. Dessen Welt kurzweilig auf dem Kopf stehen wird, der sich in einer komplett anderen Welt wieder zurecht finden muss. Dessen neuer Halter sich doppelt und dreifach anstrengen darf wenn Sie ihm Aspekte der Welt falsch oder gar nicht vermitteln konnten.
Der Hund badet ihre Unterschätzung der Verantwortung und ganzen Umstände aus, nicht Sie.

Überlegen Sie also genau welchen Hund Sie bei sich einziehen lassen, welche Eigenschaften er hat oder haben wird (Rasse), welche gesundheitlichen Aspekte und Probleme auf Sie zu kommen könnten, ob Sie seine Bedürfnisse 24/7/365 befriedigen können und das bis zum Lebensende des Hundes.

Mit Leben spielt man nicht, in keinem Fall.


Quelle FB

Gruß Bärbel

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