Neues von Kinu - l. Admin bitte zu Hunde allgemein, sanks

[Bailadora]

Liebe Pudelfreundinnen, wenn ihr nichts dagegen habt, nutze ich Euer Forum so ein bisschen als Tagebuch und schildere unsere neuen Abenteuer.

So waren wir als Notfall eines sehr frühen Samstag morgens in der Tierklinik: Kinu hatte sich beim Fußballspielen verletzt, nach einem plötzlichen Stopp (er ist ein sehr engagierter Stürmer!) laut aufgeschrien, danach ein bisschen komisch das eine Hinterbein nach innen gesetzt. Abends wurde es schlimmer, die Nacht verbrachte das arme Tier leidend im feuchten Gras im Gärtchen. Dort fand ich ihn im Morgengrauen: Ein zitterndes Häuflein Elend, das ich erst einmal unter der Bettdecke auftauen musste. Also die Notrufbereitschaft der Tierklinik in Königs Wusterhausen angerufen. Die meinten auf jeden Fall abklären lassen, also sind wir in aller Frühe da hin. In den Kofferraum wollte er nicht, quälte sich aber brav auf den Rücksitz. In der Praxis jaulendes, fiependes Elend, riesige Pupillen, man tastete ihn ab, mit Maulkorb, aber er war nicht bissig, hatte nur Angst und hechelte, dass ich dachte, er kollabiert gleich. Man nahm ihn mit zum Röntgen, ich hörte ihn nebenan schreien: FURCHTBAR! Hüfte röntgen ging nicht, weil er sich nicht auf den Rücken drehte – kein Wunder! Also eine starke Schmerzspritze (und eine ebensolche Rechnung, knurr), Montag sollten wir wieder kommen. Er hat dann nur geschlafen und am Sonntagmorgen war das Tier wie neu. Am Montag konnte der TA nichts mehr finden und seitdem ist auch nie wieder etwas gewesen, phuuuu…. Ich tippe auf eingeklemmten Nerv, ich kenne das: jaul.

Bei der Gelegenheit habe ich einen Bluttest auf Mittelmeerkrankheiten machen lassen: alles negativ. Blutbild war OK. Ich füttere seit einiger Zeit Dosen-Nassfutter von Reico, dazu kann ich im Futter-Thread mal etwas schreiben: bin sehr zufrieden und Kinu scheint‘s auch. Statt 23 wiegt er jetzt 29 Kilo. Rohes Fleisch verträgt er leider nicht.

Ansonsten betreiben wir weiter begeistert unsere Ersatzjagden mit den Futterdummies. Er kann schon Sitz und bleib, wenn ich 50m weit weg gehe, allerdings rast er meist vor dem Kommando zum Kommen heran, sobald ich stehen bleibe und mich zu ihm umdrehe. Naja, nicht schlimm, bleiben kann er dafür wirklich prima. Impulskontrolle ist ja eigentlich sein großes Thema. Im Heranrasen ist er auch ganz toll: Den letzten Meter springt er in die Luft, wirbelt herum, landet neben mir und grinst. Er hat viel Temperament und manchmal so eine Malinois-mäßige Zackigkeit, fällt ins Platz, dass es nur so knallt, sehr leistungswillig.

Die Leinenführigkeit wird gaanz langsam besser, verstanden hat er längst, dass er hinter oder neben mir laufen soll, allein es fehlt manchmal der Wille.

Freilauf gab es jetzt auch mal: Wir waren im Urlaub auf Rügen, am Hundestrand, mit der gesamten Familie inklusive Kinder. Die kamen danach mit zu uns in den Wald, danach musste ich auf eine kurze Reise und Kinu erstmals ein Wochenende ohne mich bei meiner Freundin mit dem Pferdehof mit den Weimaranerinnen bleiben.

Wie er das alles gemeistert hat und sich einen Job besorgte, der gar nicht ausgeschrieben war, das erzähle ich das nächste Mal - dann gibt es auch Fotos. Video gäbe es auch – aber wie geht?

Fragt mit herzlichen Hundegrüßen, Anja

[Thalassa]

Das ist ja nett, dass du hier berichtest. Ich habe eh schon an dich gedacht. Wie es euch wohl geht.
Ihr habt ja tolle Fortschritte gemacht. Ich freue mich schon auf die nächsten Berichte Gott sei dank war es nichts Schlimmes mit Kinu.

[Bupja]

Schön von euch zu hören.

Das hört sich alles wirklich toll an (naja, mit Ausnahme der Tierklinik-Geschichte). Weiter so!

[Rohana]

Das ist aber schön, dass Du uns hier das Kinu-TAgebuch schreibst! Die Tierklinikgeschichte war ja übel! ABer sonst - wie Daniela schreibt - klingt das alles ganz prima. Wie schön, dass Kinu zu Dir gefunden hat .

[Bailadora]

Hallo, da bin ich wieder mit dem Update. Danke für Eure freundlichen Worte, ja, ich finde auch, wir kommen gut zurecht, bin aber nicht sicher, ob Kinu das auch immer so sieht.

Doch zunächst der idyllische Part: Wie erwähnt waren wir im Urlaub mit der Mischpoke auf Rügen, ganz oben im Norden in Nonnevitz. Die Bungalows (klein, quadratisch, praktisch, gut, aus DDR-Zeiten, wir besiedelten drei davon), lagen um eine hundeplatzgroße Wiese. Am Anfang war Kinu an eine 10m-Leine geknüppert am Geschirr, später habe ich ihn immer öfter frei herum laufen lassen.

Er war nämlich zunächst sehr zufrieden und brav an seiner Leine, wälzte sich wohlig grunzend im Gras, ließ sich die zehn Tage durchgehend scheinende Sonne auf den portugiesischen Bauch brennen und plante nichts Böses. Doch dann kam sie aufs Nachbargrundstück: Eine Wuchtbrumme von Berner Sennenhündin, 18 Monate alt. Als er sie ankommen sah, gab es kein Halten mehr, im wahrsten Sinne des Wortes: Kinu, der sich selbst zum Beschützer des plötzlich so angewachsenen Rudels erklärt hatte, schoss beim Anblick des Riesenhundes los und – peng – war der Karabiner Geschichte. Kinu warf sich in die Schlacht, gab alles, hockte oben auf dem Jägerzaun, der die Grundstücke trennte und bellte, schrie und pöbelte wie ein Irrer. Fehlte nur noch der Schaum vorm Maul, peinlich.

Doch die Besitzer der Hündin waren nett und vernünftig, leinten sie gerade noch rechtzeitig ab, als mein angeblich hüftkranker Hund über den Zaun geflogen kam, mit locker einem Meter Luft dazwischen. Die beiden vertrugen sich augenblicklich (Kinu ist der Liebling aller Hündinnen, er kriegt sie alle rum), sie hatten sich gesucht und gefunden. Die junge Hündin kam dann mehrmals täglich zum Spielen rüber und das mit der Leine konnte ich vergessen. War nicht so schlimm, denn er wollte auch gar nicht abhauen, obwohl die fünf Kids ständig um ihn waren und lärmten.



Er ließ sich auch prima zurück rufen, wenn er auf die schmale Straße hinterm Grundstück zusteuerte oder bei den Nachbarn Kauknochen stibitzte. Also meistens, zwei oder drei Mal hat er sich auch taub gestellt, knochentechnisch war er nämlich manchmal erfolgreich.
Den Hundestrand wollte ich erst meiden, denn am Meer war es natürlich voll: Sandburgen, Strandmuscheln, quietschende Eimerchen-Kinder, Volleyballspieler – an all diesen Reizen musste man fast einen Kilometer entlang bis zum Hundestrand. Aber eines sonntags morgens war ich um 7 wach und bin hin. Neben den ersten nackten Rentnern, die zum Bade schritten, war noch eine Frau mit Hund da. Kinu raste hin wie von der Tarantel gestochen, ich ließ die Schlepp los und hoffte das Beste.
Fortsetzung folgt….

[JohnnyP]

Hui, da habt ihr ja einiges erlebt. Auf dem Bild sieht er wie eine Bestie aus

Dann bin ich mal gespannt wie die Hundestand Story weiter geht.

[Bailadora]

Hihi, ja, aber das sieht nur so aus.





Als er am Strand losraste hatte ich Bedenken, einerseits, weil er mir ja zwei Mal abgehauen ist im Wald (der Küstenkiefernwald wächst am Rügener Nordstrand bis an die Dünen heran) und er sich außerdem leider zum veritablen Leinenpöbler entwickelt hat. Früher fiepte und jaulte es nur und wollte unbedingt hin zum anderen Hund, seit einigen Wochen verbellt er sie aggressiv, wirft sich röchelnd in die Leine, als wolle er dem anderen wirklich an den Kragen. Wir hatten gerade in der Hundeschule angefangen entspannte Begegnungen zu üben (sehr unentspannt, FIEP), als wir weg fuhren. Und am Strand ist ein großer Campingplatz, das Regenbogencamp. Oberhalb des Hundestrandes zelten die Hundeleute. Ich sah vor meinem geistigen Auge Kinu schon dorthin und Amok laufen, Zelte in sich zusammenstürzen, Wohnmobile ins Wanken geraten ect.

Folgendes interessante Verhalten war dann aber zu beobachten (also für mich interessant, ist ja mein erster Hund): Hingesaust, dominant aufgerichtet mit hoch gereckter Rute beschnüffelt – und kein Pieps. Kaum eilte ich aber heran und stand auch da, ein Blick zu mir, und plötzlich fing er unvermittelt an, dem anderen Hund ins Gesicht zu schreien. Außerdem pinkelte er an den nächsten Windschutz, bevor ich mit Sand werfen konnte. PEINLICH! Gottseidank lag noch keiner drin. Will er den tollen Macker markieren, mich beschützen? Wer weiß….

Als das erledigt war und die Dame mit Hund abwanderte, sauste er los, 100 Meter, 150 Meter, 200 Meter – und verschwand am Horizont im Morgennebeldunst. Toll.

Na warte Bursche, dachte ich mir. Gerufen habe ich nur einmal, völlig vergeblich, dann flugs in einer Strandmuschel versteckt (die Leute dort lassen alles über Nacht stehen). Durch ein kleines Plastik-Fensterchen konnte ich den Strandabschnitt beobachten, an dem der allzu Eigenständige entschwunden war. Und siehe da: Nach sehr kurzer Zeit tauchte am Horizont ein kleiner Punkt auf, der sich rasch vergrößerte: Kinu im Galopp, den Kopf hoch gereckt, auf der Suche nach seinem Frauchen – hähä….

[Bailadora]

Moin Thalassa, Du hättest Deinen kritischen Beitrag nicht löschen müssen, ich habe damit keine Probleme und auch nicht deshalb nicht weiter geschrieben, sondern weil ich auf einer Hochzeit von Freunden war.

Wir habend das mit dem Verstecken hier ja schon einmal diskutiert. Sei versichert, dass dieser mental sehr starke, eigenständige Hund nicht in Panik gerät, wenn ich von der Bildfläche verschwinde. Er war aber beunruhigt, als er den Strand lang rannte – und das ist auch gut so. Ich muss seinen riesigen Radius von 300m ja irgendwie verkleinern. Wenn er einfach davon rast, muss er halt die Konsequenzen tragen. Auf diese Weise lernt er immer schon am besten. Nicht sitzen an der Tür: Leine weg hängen und wir gehen nicht raus.

Natürlich bekam er einen Keks, als er mich dann gefunden hatte.

Und er hat sich das gemerkt: Vier Tage später waren wir erstmals so richtig länger am Hundestrand, mit Sack und Pack und Kind und Kegel. Nachdem er einen vier Monate alten, dauerkläffenden, weil an der Leine und total überforderten Aussie Zähne fletschend Bescheid gegeben hatte, waren wir natürlich erst mal der böse Hund. Dass er den Leuten an den Rucksack pinkelte, machte es nicht besser. PEINLICH!

Danach war aber alles OK: Er raste zu anderen Hunden hin, spielte und rannte um die Wette, kam aber immer wieder und vergewisserte sich, dass wir noch da waren. Der Campingplatz lockte ihn nicht, und er ging auch nicht auf Jagd im Küstenwald. Kinu ließ sich sogar aus dem Spiel abrufen, und als ich schwimmen ging, kehrte er zwar wieder um, als ihm das Wasser an den Bauch reichte. Saß dann aber mit dem Hintern im nassen Sand und hielt Wacht – eine treue kleine Gestalt mit im Wind flatternden Ohren, rührend. Spielaufforderungen wurden abgelehnt, bis ich wieder am Ufer war, feinfein. Erschöpft von der Rennerei ging er dann auf dem Heimweg auch brav bei Fuß und ließ Eimerkinder Eimerkinder sein (er liebt Kinder und strebt sonst immer hin, fiepfiep).

Die anderen Hunde versucht er nicht zu dominieren, indem er die Pfote über den Rücken legt, o.ä.: Status scheint ihm nicht wichtig zu sein. Einen sehr dominanten Schäferhund, der ihm nicht geheuer war, konnte ich weg schicken, das hat natürlich mächtig Eindruck gemacht auf Kinu. Auch lernte er, dass er bei uns Ruhe fand, wenn der ihn bedrängte.

Wir haben also beide viel gelernt in diesen herrlichen Sommertagen und wieder einen neuen Stand der Beziehung erreicht, dank gemeinsam bestandener Abenteuer. Und mein Vertrauen in den Hund, das wegen der zwei Alleingänge im Wald arg erschüttert gewesen war, hat dieser Rügen-Urlaub wieder sehr gestärkt.
So dass ich heute zum ersten mal wieder eine Runde im Wald (!) gedreht habe mit nachschleifender Leine.

Fortsetzung folgt

[Bailadora]

Moin liebe Pudelfreundinnen, weiter geht es mit dem Abenteuer erster Hund:
Nach diesem denkwürdigen Urlaub packte ich die Neffen (6 und 10, SEHR lebhaft) und Kinu ins Auto, um noch eine Woche mit den Schätzchen daheim in Brandenburg zu verbringen – und wir landeten erst einmal in dem grässlichen Sommer-Rügen-Rückstau, der hoffentlich nächstes Jahr Geschichte ist, wenn der Straßenausbau vor der Brücke endlich fertig ist. Das arme Hundchen, die Sonne brannte auf die Scheiben, zwar lief die AC auf Hochtouren, aber schön war es sicher nicht da hinten drin.

Endlich zu Hause verwandelten die Kids meine kleine Wohnung in eine Legohölle, rannten den ganzen Tag lärmend rein und raus (ich wohne am Waldrand, quasi auf einem riesigen Spielplatz mit Trampolin, Schaukeln, Sandkasten ect.), stritten sich lautstark, es war jede Menge Trubel. Ich musste sie ständig daran erinnern, nicht dauernd den Hund zu belästigen und den Großen täglich davon überzeugen, dass er NICHT allein mit Kinu spazieren gehen kann, röchel.
Der nahm das alles erstaunlich gelassen: Er begrüßte die Kids jeden Morgen schwanzwedelnd und lag ausgestreckt mitten im größten Trubel. Es stört ihn auch nicht, wenn man über ihn steigt. In einem Biergarten war es dem Kellner mal eingefallen, mit beiden Armen voller Teller über Kinu zu steigen, der hat nur ein bisschen wedelnd beschwichtigt und ist liegen geblieben, da war ich baff.
Nun hatte ich aber Anweisung von unserer Trainerin, ihn abzuschirmen von dem Stress und wollte ihn im Schlafzimmer abschotten. Das wollte er aber nicht: Der sonst so stille Kinu (Ausnahme nur Artgenossen an der Leine und Pferde anbellen) jaulte und winselte und wollte dabei sein. Nun denn.

Am Ende der Woche musste ich dann auf Dienstreise und Kinu erstmals seit ich ihn Ende April zu mir geholt habe, ohne mich bei meiner Freundin auf dem Pferdehof bleiben. Sie hat zwei Weimaraner Hündinnen, mit der älteren ist Kinu ein Herz und eine Seele – aber ach: Er war völlig durch den Wind schon als wir ankamen, und als ich mich zu gehen anschickte, sprang er auf den ESSTISCH, um durchs Fenster zu gucken. Ich habe gemacht, dass ich schnell weg komme.

Er hat dann am dem Abend um am nächsten Morgen noch gesucht und am Tor herum geschnüffelt, aber dann war gut. Für mich war es ganz ungewohnt ohne Hund. Ich war natürlich auch nervös, ob das alles klappt und er sich benimmt. Meine Freundin hat nettervweise täglich gesimst, dass alles in Ordnung sei….
Als ich nach drei Tagen wieder kam, war die Freude auf beiden Seiten groß. Kinu flog in den Kofferraum, selig, dass es nach Hause ging. Auf dem Hof hat er sich gut betragen, nur die Pferde verbellt, da müssen wir dran arbeiten, denn ich lasse ihn lieber dort, als bei Fremden in einer Pension, wenn ich mal weg muss und keiner meiner kinukompatiblen Freunde ihn hier hüten kann.

HG, Anja

[Rohana]

Ich freu mich, dass bei Euch alles so gut läuft. Kinu erweist sich ja wirklich als ein ganz toller, auch familientauglicher Hund. So einen Kindertrubel steckt nicht jeder Hund so weg. Und Freunde zu haben, die den Hund auch mal für ein paar Tage nehmen, das ist einfach Gold wert!

[Bailadora]

Ja, er ist toll, wobei mir das alles ganz normal vorkommt, weil ich keinen Vergleich habe. Hundefreunde müssen mich immer drauf hinweisen, dass es keinesfalls selbstverständlich ist, was er alles so mitmacht. Auch die Trainerin ist voll des Lobes.

Ich habe im Sommer angefangen, ihn zu Interviews mitzunehmen, das geht auch prima: Wie im Büro streckt er alle viere von sich und döst.

Nun aber zu den Baustellen, die gibt es natürlich noch, denn nobody is perfect.
Die Leinenführigkeit ist noch nicht so toll. Zwar zieht er nicht mehr so arg, dass ich Schwielen von der Schleppleine habe, aber v.a. wenn es los geht, ist er so UNGEDULDIG und aufgeregt und MUSS mal, dass er sich scheint‘s einfach nicht beherrschen kann, im Schneckentempo (für seine dynamischen Verhältnisse) neben mir her zu schleichen. Er trippelt dann hechelnd wie ein Rennwagen kurz vorm Start und zieht ständig an mit vorbei. Erstaunlicher Weise klappt es bei einer Freundin und dem Nachbarn tadellos – was sagt man dazu?

Es liegt natürlich an mir. Er will auch immer überall alles markieren. Und ich bringe es nicht übers Herz, das an der kurzen Leine zu unterbinden und das Folgen ein paar Wochen konsequent durchzuziehen, damit das Thema vom Tisch ist, sondern lasse ihn dann doch mal hier schnüffeln und mal dort markieren. So weiß der Hund natürlich nicht, woran er ist, und versucht es immer wieder. Aber im Vergleich zum Anfang, wo er zog wie ein Ochse und auch mit Anlauf in die Leine sprang, ist es schon viel besser, und v.a. hat er das Prinzip kapiert. Jüngst liefen wir mit der Trainerin durchs Städtchen, brav bei Fuß, das wäre im Mai noch undenkbar gewesen.

Das Leinenpöbeln bekämpfen wir in der Hundeschule, da kann er sich nach drei Treffen auch zusammen reißen und vier bis fünf andere Hunde auf dem Platz kommentarlos ertragen. Aber in seinem Revier hier regt ihn das sehr auf.

Dann das große Thema Freilauf: Bestärkt durch die tollen Erfahrungen auf Rügen habe ich die Dummyarbeit vom Grundstück in den Wald verlegt. Er bleibt super, wenn ich los ziehe, die Beute zu verstecken: Schätzungsweise 200m, auch außer Sicht, er hockt im Wald wie angetackert. Konzentriert sich dann auch voller Eifer ganz aufs Suchen und Bringen und ist bislang nicht auf die Idee gekommen, sein eigenes Ding zu machen.

Was mich dazu verführt hat, seit ein paar Tagen die Schlepp schleifen zu lassen resp. seit vorgestern ab zu machen. Hund läuft dann 5-10 m vor und guckt, läuft vor – und guckt. Und was mache ich? Wedele mit dem Arm voran und muntere ihn auf: „Lauf!“. Nach der dritten oder vierten Aufforderung ist er dann los gerast und entschwand außer Sicht – in die Richtung, in der schon mal die Dummys lagen. Hilfe. Der Rückruf verhallte ungehört, knurr. Ich bin kommentarlos umgekehrt und wieder nach Hause gegangen. Er kam auch sofort hinterher, war nach einer Minute wieder da. Mein Fehler: Er fühlte sich aufgefordert zu suchen, denn das Kommando „Lauf“ sagt ihm nix. Sein Fehler: Er wird gerufen und reagiert nicht.

Der Zusammenhang wurde mir gestern klar, heute ist er nicht durchgestartet, wohl, weil ich nicht mehr herum fuchtele. Und auch, weil er seinen Kong liebt. Den hatte ich dabei und er war beschäftigt, dem nachzujagen. Nur muss ich aufpassen, dass er nicht zum Junkie wird, oder? Habt ihr auch Spielzeug als Hilfsmittel dabei?

Und von 100prozentiger Kontrolle sind wir weit entfernt: Dass ich ihn stoppen und abrufen kann, wenn ein starker Reiz auftaucht, glaube ich nicht. Also habe ich das etwas vernachlässigte Pfeifentraining wieder aufgenommen und werfe spannende kleine Mäuse-Dummys mit Käse o.ä., wenn er brav kommt.

Dass er so verspielt ist, lässt mich glauben, dass er noch recht jung ist. Genauso wie die doch reichlich tollpatschigen Deckaktionen auf der läufigen Weimaranerin, mit denen er sich beschäftigt hat, als ich zur Hochzeit im Hessischen weilte.

Tjaja: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Aber alles in allem bin ich seeehr zufrieden. Kinu allerdings muss oft empört schnaufen, wenn er mal wieder Fuß gehen soll im Wald: DOOOF!

Oktober fahren wir wieder nach Rügen, da kann er sich dann auf lange Strandspaziergänge ohne Leine freuen: FLITZ.

HG, Anja

[Rohana]

Ich hab auch immer mal Spielzeug im Wald dabei. Mal zum reinen spielen, mal für die ein oder andere Übung, mal als Belohnung. Klar, warum nicht?!
Und 100%ige-Kontrolle - - was ist das? Du hast es mit einem Lebewesen zu tun. Ich glaube 100% gibt es da nicht.
Die Gefahr, sich einen Balljunkie ranzuziehen, besteht natürlich immer. Aber wenn Du nicht einfach nur wirfst, er bringt, Du wirfst,.... sondern es mit vielfältigen Spielchen zum Thema Impulskontrolle verbindest, dann ist die Gefahr wohl eher gering. Ich glaube, das bringt Euch eher vorwärts.

Verspieltheit als Hinweis aufs Alter - hmm, kann funktionieren, muss aber nicht . Mein Padge ist 10 Jahre alt, aber wenn er mit mir oder auch andern Hunden rumtobt, dann glauben die Leute mir deutlich eher dass er 2 ist als 10. Er ist dann total ausgelassen, kindisch, impulsiv, kriegt diesen Spielblick, grinst quer übers Gesicht,....

[PudelmonsterBeni]

Natürlich hat Kinu (bzw du ) noch kleine Baustellen, aber ich finde es schön, dass du weißt wo DEINE Fehler liegen! Viele bemerken gar nicht wo das Problem ist und wundern sich warum der Hund nicht "funktioniert". Also immer weiter so..
Ich finde 100%ige Kontrolle muss auch nicht sein...er sollte folgen, wenn du ihn ruft und bestimmte Dinge können, die in deinem Leben wichtig sind. Die restliche Zeit soll er einfach Hund sein (ich schätze dich aber so ein, dass du das auch genau so siehst).
Ich kannte einmal einen Mann, dessen Hunde haben auf Kommando getrunken und sich geschüttelt.. das fande ich doch ein wenig übertrieben

Die Hündin unserer Tierheimleiterin ist jetzt geschätzt 13 und ist noch super verspielt (mit Wurfgegenständen und intakten Rüden, bei andern Hunden lässt sie sich nicht so weit herab, mit denen zu spielen ) Sie hat ein klitzekleines, graues Schnäuzchen, weshalb man sie auf ca 6-8 schätzen würde.. aber sonst wirkt sie wirklich nicht so "alt". Vllt finde ich ein Bild von ihr, dann stelle ich dir das hier ein, wenn das okay ist

Edit... das ist sie Unsere Peggy

[Thalassa]

Dein Kinu ist wirklich toll. Nein, normal ist so ein Verhalten ganz und gar nicht. Er scheint sehr belastbar zu sein und steckt vieles weg, wo ein anderer Hund schon ausflippen würde. Du machst das auch ganz super mit ihm.

Als du beschrieben hast, wie er in den Wald abgedüst ist, musste ich wirklich lachen. Du hattest ihn ja durch dein "lauf", und das auch noch mehrmals, wirklich dazu aufgefordert. Er hat also nur deinen Befehl ausgeführt. . Und dabei hatte er vorher eh immer nachgefragt, ob das passt, was er macht.
Unser Hunde brauchen eine klare Kommunikation, und es liegt an uns, das so zu lernen, dass sie uns verstehen. Auch ich ertappte mich immer wieder dabei, dass ich manchmal den totalen Käse von mir gebe und Ella keine Ahnung hat, was ich eigentlich möchte.

[Bailadora]

Moin. Mit 100prozentiger Kontrolle meine ich, dass ich ihn sicher und zuverlässig abrufen kann - trotz eines starken Reizes wie einer frischen Spur, einer schon begonnenen Hatz, eines anderen Hundes ect.. Davon sind wir meilenweit entfernt: Kinu hört super – solange er nicht was Spannendes sichtet oder wittert. Also hört er nicht.

Seit meinem letzten Eintrag blieb die Leine oft weg, eine Zeitlang ging alles gut, bis gestern.
Sonntag haben wir einen richtigen zweistündigen Gang durch den Wald gemacht, bei Sonnenschein, herrlich. Seit ich ihn nicht mehr weg fuchtele, bleibt er in der näheren Umgebung, zieht schnüffelnd Kreise um mich, läuft vor, guckt was ich mache (mir deucht: ob ich ihm auch brav folge), kommt zurück – soweit ganz OK. Wenn er zu weit weg lief, bog ich sofort kommentarlos ab, er kam mich dann auch immer schnell suchen.

ABER: Diese Kreise werden immer größer. Er schnüffelt auch im Unterholz herum, verlässt den Weg. Entschwindet ab und zu außer Sicht, weil er eilig irgendwo hin rennt: Nicht so toll.

Und: Montag früh bei der ersten Pinkelrunde ist er gleich hinterm Gartentor wieder abgehauen, trotz Kong, trotz Abruf: Wie elektrisiert schoss er auf einer scheint‘s taufrischen Spur dahin, sauste in den Wald und war weg. Ich ging wieder rein (wir wohnen direkt am Wald, was es nicht einfacher macht, aber auch sehr schön ist), erst mal Kaffee kochen. LEIDER fragte ich mich nach ca. 3 Minuten, was er wohl macht und ging gucken, da kam er gerade angerannt. Schade: Er hätte besser alleine blöd vorm Zaun gestanden. Tat ganz unbefangen, der Missetäter, wurde aber dennoch streng auf den Hundeplatz geschickt.

Tja, was tun? Abruf mit Reiz steht Freitag auf dem Huschu-Stundenplan….
HG, Anja