Ohne Leckerlie?

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
wun

Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

Hi,
ich würde gerne einmal eure Meinung zu diesem Satz hören:

"Ich brauche keine Leckerlies in der Hundererziehung, der Hund soll machen was ich sage, weil ich ja schließlich der Rudelführer bin."


Ich bin gespannt und freue mich auf eure Meinungen,
ich grübele da schon etwas länger wieder drüber nach und bin noch nciht so weit gekommen.
Studentin hat mal wieder zu viel Zeit...


Ich bin da eigentlich sehr zwiespältig.
Einerseits gibt es bestimmte Dinge, die müssen ohne Leckerlies funktionieren,
weil meine Hunde sich denken: Okay, wenn sie das sagt, ist das so.
Das ist der normale Alltag. Z.b. vom Sofa runterzugehen, wenn ich es sage, mich nicht umzurennen etc.
Eben etwas, was vielleicht nah den den allgemeinen "Rudel"alltag der Hunde kommt.
Versteht man, was ich damit meine?
Mir fallen jetzt keine so stimmige Beispiele ein, einfach der normale Alltag eben.
Anders sehe ich es bei Kommandos.
Warum sollten Hunde sie ohne offensichtliche extrinsische Motivation tun?
Was hat "sitz" "platz" etc. für einen hündischen Sinn?
Keinen..also finde ich es durchaus legitim dem Hund so etwas zu zeigen oder beizubringen.
Egal ob man das durch Lob, Leckerlie, Spieli macht.

Versteht man, wo für mich der UNterschied ist?
Zwiespältig finde ich dabei den Rückruf.
Denn eigentlich haben sich Hunde nicht weit zu entfernen.
Ist man nun ein schlechtes Oberhaupt, wenn die Hunde es doch tun und eben nicht hören?
Eigentlich ja schon?! Und dann versucht man es mit Leckerlies, aber müssten die Hunde nicht eigentlich kommen,
weil das Oberhaupt (und ich möchte hier nicht von Alpha oder so sprechen, weil das meine ich nicht) es sagt?
Andererseits wird ja ein hündisches Oberhaupt nie rufen, sondern anders deutlich machen,
dass die Hunde zusammenbleiben sollen und die Hunde gegebenenfalls rügen.
Also brauchen wir die LEckerlies auch, um sprachliche Differenzen auszubügeln?

Würde dann die Frage einschließen, ob es im Hunderudel soetwas wie Lob gibt oder einfach nur Notwendigkeit.
Gibt es als "Lob" für gutes Benehmen einen Fressplatz oder Sozialkontakt?
Auf jeden Fall gibt es höchstwahrscheinlich Schutz, oder?
Wie macht ein Rudeloberhaupt es, dass sich die Rudelmitglieder nicht weit entfernen?

Liebe gRüße
Julia

Elina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

"Ich brauche keine Leckerlies in der Hundererziehung, der Hund soll machen was ich sage, weil ich ja schließlich der Rudelführer bin."
Diesen Satz hört man ab und zu. Ironisch, aber ich habe bei diesen Menschen nie einen Hund erlebt der auch gehorcht. Es sind immer weniger gut erzogene oder ziemlich passivierte Hunde.
Bei uns im Wald läuft z.B. ein Mann mit einem Retriever, der Mann hat eine Reitgerte dabei, der Retriever geht bei dem Mann ohne Leine aber immer in Reitgärten reichweite und sieht gar nicht glücklich aus.
Eines Tages als wir ein Paar Wörter mit dem Mann wechselten, guckte er mich, meine Leckerlibeutel und meine alte Hündin an und meinte, sein Hund muss das machen was er sagt.
Ich sagte nichts, überlegte nur leiser, dass mein Hund das machen darf was ich wünsche.

Elina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Nun möchte ich wissen, wieso man einen Hund als selbstverständlich als Rudeltier ansieht?
Wo in der Welt hat man Hunderudeln beobachtet?
Es gibt das neue Buch von Bloch "Pizzahunde". Es wurden 3 Jahre freilebende Hunde beobachtet, die zwar Gruppen bilden, aber eher lose Freundschaften als feste große Rudeln.
Hat jemand hier das Buch von R. Coppinger "Hunde" gelesen?
http://verlag.animal-learn.de/index.php ... &Itemid=59
ich habe es nicht gelesen, aber von den Kommentaren zu diesen Buch habe ich gedacht, dass Hunde wirklich nicht als Rudeltier zu sehen sind?

Ich bin der Meinung, dass Hunde und alle Tiere nur das machen, was ihnen nützlich oder Vorteilhaft ist. Das kann auch sozialkontakt sein. Was ein Indiwidum als positiv, nützlich oder Vorteilhaft empfindet, entscheidet nur der Individum selbst.
Ein Tier was überhaupt keinen Appetit hat, kann man auch nicht mit Leckerlis trainieren - man muss schon gucken, was das Tier als belohnung empfindet.

* Hab einen interessanten Artikel gefunden, wo auch etwas über das Rudelbildung etwas steht
http://agilityscotties.ch/Web-Site/Agil ... minanz.PDF

Catalina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

Nun ... mit einem gewissen Ansporn lernt es sich einfach leichter.

Ich arbeite fast ausschließlich über Leckerlies ......

Allerdings - und das vergessen die meisten Menschen - schleiche ich die Leckerlies wieder aus. Will heißen, wenn das Verhalten gefestigt ist, gibt es nicht mehr jedesmal nen Keks ... dann gibt es andere Belohnungen und irgendwann gibt es auch die nicht mehr. Dann ist das Verhalten zu einer Selbstverständlichkeit geworden.
Versteht man, wo für mich der UNterschied ist?
Ja, verstehe ich .... allerdings .... Ist ein Hund neu bei mir, wird er auch für alltägliche Dinge belohnt, schließlich muss er ja wissen, wie der Hase hier läuft. Welche Regeln und Grenzen es hier gibt. Bleibt er innerhalb dieses Spielraumes wird er die erste Zeit dafür bestätigt .... später schleicht sich das auch wieder aus.
Und dann versucht man es mit Leckerlies, aber müssten die Hunde nicht eigentlich kommen,
weil das Oberhaupt (und ich möchte hier nicht von Alpha oder so sprechen, weil das meine ich nicht) es sagt?
Ja und Nein.

Nein ..... weil Hund muss ja erstmal lernen, was es mit dem Rufen auf sich hat ..... und es lernt sich nun mal mit entsprechender Motivation einfacher

Ja ... weil es sich irgendwann - wenn man es richtig macht - eingespielt hat, dass Hund auch ohne Belohnung zurückkommt.
Also brauchen wir die LEckerlies auch, um sprachliche Differenzen auszubügeln?
Nein, nicht für sprachliche Differenzen, sondern um kommunikative Grenzen zu überwinden.

Würde dann die Frage einschließen, ob es im Hunderudel soetwas wie Lob gibt oder einfach nur Notwendigkeit.
Gibt es als "Lob" für gutes Benehmen einen Fressplatz oder Sozialkontakt?
Nun .... man sollte wohl Hündische Kommunikation untereinander und Kommunikation zwischen Hund und Mensch nicht auf eine Stufe stellen.
Hunde untereinander lernen ganz anders voneinander, als wenn Mensch versucht dem Hund etwas verständlich zu machen.

Und ja ... ich denke da gibt es auch eine Art Belohnungs-/Bestrafungsystem ...... Rudeltiere arbeiten unter Umständen z.b. mit Ausgrenzen aus dem Rudel.
Es ist also schon eine Belohnung für das Rudelmitglied, wenn es etwas gezeigt/gelernt bekommt, wenn es dabei sein darf, wenn es Körperkontakt mit anderen Rudelmitgliedern haben darf, wenn es ggf. gepflegt/geputzt wird. Wenn es mit einem älteren Tier spielen darf.
Zudem kommunizieren Hunde auch über die Körpersprache, somit können sie positive Signale aussenden, die wir vielleicht garnicht wahrnehmen. Bzw die für uns keine Belohnung wären.
Wie macht ein Rudeloberhaupt es, dass sich die Rudelmitglieder nicht weit entfernen?
Welches Rudeloberhaupt meinst du? Das menschliche oder das hündische?

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Resi
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Resi »

da ich auch nicht umsonst arbeite muss es mein Hund auch nicht tun. Bestärkung muss nicht immer und primär Futter sein. Egal welche Belohnung man wählt sollte sie eben dem Ausbildungsstand angepasst sein. Zeigt ein Hund ein Verhalten zuverlässig bestätige ich nur noch nach dem Zufallsprinzip.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

Rohana
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Rohana »

Nur ein paar spontane Gedanken zu den Deinen, Julia:

Dieser Satz klingt für mich nach einem Menschen, der irgendwie irgendwo seine Macht beweisen möchte/muss. Und da kommt ihm sein Hund gerade recht.

Trotzdem muss man nicht jeden Hund mit Leckerlis erziehen. Meine Joker fand allerlei andere Arten von Belohnungen viiiiel schöner.

Der Hund als Rudeltier - egal ob das jetzt so wissenschaftlich haltbar ist oder nicht. Auch bei Wölfen gibt es ja durchaus Situationen, wo sich Indivduen vom Rudel entfernen - entweder für immer (wenn sie sich eigene Reviere suchen) oder auch Tiere, die mal allein o. in kleineren Gruppen jagen gehen o.ä. Da bleibt der Rudelchef ganz entspannt ....

Der Mensch hat ja durchaus Rassen gezüchtet, die auf verschiedenen Gebieten selbständig arbeiten sollen. Sie sollen für ihren Job vom Menschen weg gehen. Warum allso sollte ich immer erwarten, dass Hund einfach so bei mir bleibt? Er folgt seinen Anlagen, auch wenn wir diese Anlagen bei einem Familienhund nicht nutzen wollen oder können.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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wun

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

Hi,

danke für eure Anworten und sehr interessanten Meinungen :D
Es geht mir nicht direkt um Belohnung wann bzw. wann nicht und auch die Art der Belohung.
Es geht mir eher um das Prinzip der menschlichen Belohnung und wie hündisch sie ist,
um es mal ein wenig kurz und nicht wirklich allumfassend auszudrücken, weil ich es irgendwie nicht auf den Punkt bringen kann anders.
Da hilft mir vieles schon weiter, um es einzuordnen *danke*
Ich habe diesen Satz nur gelesen und habe mir meine Gedanken gemacht und es gibt da halt vieles,
was ich nicht verstehe bzw. einfach auch nicht weiß, weil ich zwar einiges über Wölferude gelesen habe,
aber nicht über Beobachtungen an HUnderudeln.

Mhm, für mich war das eigentlich immer sicher, dass Hunde Rudeltiere sind?
Nicht?!

@Cata:
Das hündische Oberhaupt.

Catalina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

wun hat geschrieben:Es geht mir nicht direkt um Belohnung wann bzw. wann nicht und auch die Art der Belohung.
Ich hatte es so verstanden, dass es dir darum geht ob es überhaupt einer Belohnung bedarf .....
Ich vertrete die Meinung, dass eine Belohnung die Arbeit mit dem Hund erleichtert bzw das Lernverhalten des Hundes unterstützt.

Es geht mir eher um das Prinzip der menschlichen Belohnung und wie hündisch sie ist,
um es mal ein wenig kurz und nicht wirklich allumfassend auszudrücken, weil ich es irgendwie nicht auf den Punkt bringen kann anders.
Daran dass wir Leckerlies verteilen, oder mit einem Spielzeug winken oder Clickern ist - meines Erachtens nach - nichts Hündisches oder sagen wir Natürliches.
Es hat sich nur im Laufe der Zeit eine Möglichkeit herauskristalisiert mit der wir - wie oben schon erwähnt - kommunikative Grenzen überwinden können und so dem Hund klar machen können was wir wollen.

Muss denn unsere Art der grenzenüberschreitenden Kommunikation was hündisch/natürliches dran sein? Ist das nicht ekal, solange es funktioniert und der Hund keinen Schaden nimmt?

Ich sehe die Belohnung (egal in welcher Form) als Hilfsmittel an. Nicht mehr und nicht weniger. In wie weit ich dieses Hilfsmittel nutze, ist mir als HuFü doch freigestellt.




Ich quote mal im Zusammenhang:
Dieses Zitat
@Cata:
Das hündische Oberhaupt.
bezieht sich auf:
Wie macht ein Rudeloberhaupt es, dass sich die Rudelmitglieder nicht weit entfernen?

Auch ich gehe davon aus, dass Hunde in freier Wildbahn als Rudel zusammenleben.
Mein Verständnis fürs Rudelleben sagt mir, dass nicht der Chef vons Ganze, also das Alphatier, alleine dafür sorgt, das alles rund läuft. Er hat - sozusagen - seine Adjutanten.
Jedes Rudelmitglied hat seine Aufgabe (ähnlich war es doch früher auch zu Urzeiten in den menschlichen Stämmen).
Da gibt es die Wächter .... die Ammen, die auf den Nachwuchs aufpassen .... die Jäger ....

Die Welpen lernen von klein auf sich nicht all zu weit zu entfernen. In den ersten Wochen sagt ihnen das ihr Instinkt ..... ihr Folgetrieb ... dass es bei den Erwachsenen am sichersten ist.
Später, wenn sie dann größer und leichtsinniger und neugieriger werden gibt es dann die "Kindertanten und - onkel", die auf den Nachwuchs aufpassen (müssen).

Diese Aussage hier:
Ich bin der Meinung, dass Hunde und alle Tiere nur das machen, was ihnen nützlich oder Vorteilhaft ist. Das kann auch sozialkontakt sein. Was ein Indiwidum als positiv, nützlich oder Vorteilhaft empfindet, entscheidet nur der Individum selbst.
Trifft auch genau auf Deine Frage zu "Wie macht eigentlich ein Alphatier es, dass sich niemand zu weit vom Rudeln entfernt"
Ich denke, das solte man eher in seiner ganzen Komplexität betrachten.
Für ein Rudeltier ist es nützlich und vorteilhaft, wenn es mit seinem Rudel zusammen ist. Also wird es ein Teufel tun, diesen Zusammenhalt zu gefährten. (Ausnahmen bestätigen die Regel)
Auch ein Alphatier stellt Regeln auf .... steckt Grenzen ab.
Und natürlich kommt es in der Phase des "Erwachsen werdens" eines Hundes dazu, dass er gegen die Regeln und Grenzen verstößt. Dann wird er vom Alphatier oder dem gerade anwesenden adulten Tier gerückt/gemaßregelt.
Das kann bis hin zu einem kurzweiligen Ausschluß aus dem Rudel gehen.
Oder aber sogar (bei schlimmen Vergehen) zu einem Verstoß aus dem Rudel.


Im Grunde ist das soziale Gefüge beim Hund nicht so sehr anders wie unser menschliches.
Die Basis ist die Gleiche.
Und genau DAS muss man sich zunutze machen.

Ich hatte noch nie - bei all meinen Hunden - Probleme mit dem Rückruf. Auch nicht bei Pflegehunden.
Liegt warscheinlich daran, weil ich immer genau auf diese Basis zurückgreife.
"Du bist abhängig von mir (meinem Rudel), also tu auch etwas für das Privileg bei mir sein zu dürfen."

Was ist denn mit den Hunden, die nicht auf Rückruf reagieren? (ich meine jetzt erstmal den alltäglichen Rückruf im Freilauf, mal unabhängig von z.b. Abrufen von Wild) Warum hören die nicht?
Weil sie sich sicher sind, dass die Zweibeiner auf sie aufpassen und warten, bis sie mit dem fertig sind, was sie gerade tun. Zudem geben die Zweibeiner ja auch ständig eine Rückmeldung ihres Standortes ab (ständiges Rufen).
Warum also sollte ein Hund - dem man diese Sicherheit gibt - sich anders verhalten?

Bei mir gibt es 2 Optionen, was ich je nach Situation tue, wenn Hund nicht hört.
Ist die Situation brenzlich, dann hol ich den Deliquenten ab - sehr unfreundlich. Da reicht schon eine drohende Körperhaltung und dunkle Stimme um dem Hund klar zu machen, das war jetzt Bockmist. Da muss ich den Hund noch nicht mal anfassen.
Ist die Situation überschaubar und ich bin mir sicher, dass nicht viel passieren kann. Dann bin ich weg (natürlich so, dass ich Hund beobachten und ggf einschreiten kann). Und Hund muss zusehen wie er ohne mich und ohne die mit mir verbundene Sicherheit klar kommt.
Da kommt zum Folgetrieb noch die Verlustangst dazu.

Es mag jetzt absolut fies klingen über Ängste mit einem Hund zu arbeiten, aber ... was ist denn die Gegenseite der Medaille? Ein von vorn bis hinten behüteter und beschützter Hund, der nie der Verlustangst ausgesetzt wurde, der dann aber auch nicht auf den Rückruf, der ihm Sicherheit geben soll, hört. Und zum Schluß dafür auch noch mit seinem Leben bezahlt? Weil er z.b. unter ein Auto gekommen ist?

Für mich ist der Rückruf die Lebensversicherung des Hundes.
Da bin ich auch gern bereit über gewisse Ängste zu arbeiten.
Natürlich kurzfristig und so dass Hund nicht gequält, also nicht ständig und dauerhaft dieser Angst ausgesetzt wird.
In dem man Hundeanfängern rät, sich zu Verstecken, wenn Hund nicht hört, spielt man genau auf diesen Punkt an: Setz den Hund seiner Verlustangst aus.

Und ... letztendlich stelle ich den Hund vor eine Wahl:
Bleibst du, wirst du mit deiner Verlustangst und der mangelnden Sicherheit konfrontiert.
Kommst du mit, bleibst du unter meinem Schutz.

Somit wird das Befolgen des Rückrufs sogar noch selbstbelohnend.

Elina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Einerseits gibt es bestimmte Dinge, die müssen ohne Leckerlies funktionieren,
weil meine Hunde sich denken: Okay, wenn sie das sagt, ist das so.
Das ist der normale Alltag. Z.b. vom Sofa runterzugehen, wenn ich es sage, mich nicht umzurennen etc.
Eben etwas, was vielleicht nah den den allgemeinen "Rudel"alltag der Hunde kommt.
Versteht man, was ich damit meine?
Ehrlich gesagt, ist es mir etwas schwierig zu verstehen was du meinst, aber ich versuche es und versuche zu antworten.
Es wäre schon leichter wenn es um konkrete Beisspiele gäbe.
Sofa:
Manche Hunde liegen eben sehr gerne auf dem Sofa z.B. mein Armani. Wie soll ich ihn dann beibringen dass er vom Sofa runter gehen soll wenn ich das sage, wenn nicht systematisch mit Belohnung zuerst beizubringen dass er z.B. mein Handzeichen folgen soll. Viele HUnde gehen einfach, bei anderen muss man es trainieren.
Ich halte es für ziemlich Sinnlos dann anzufangen zu überlegen, wie ein Wolf einem anderen vom Sofa runterschicken würde.
Meine alte Hündin ist gar nicht auf dem Sofa geblieben falls ich mich dazu gesetzt habe, das habe ich ihr sogar mit Leckerlis dann beigebracht, weil ich es schön finde, wenn mein HUnd mit mir auf dem Sofa sitzt.

Oder manche Hunde regen sich sehr auf, wenn es raus geht. Für mich wäre total Sinnlos da wieder zu überlegen wie ein HUnd die Situation im Hunderudel regeln würde. Ich mag es nicht wenn Hund sehr aufgeregt an der Haustür das losgehen wartet, es nervt mich. Das ist also verhalten was ich nicht haben will. Jemand anders kann es meinet wegen gerne haben, nur ich will es nicht.
Bei uns geht die Haustür nicht auf, wenn der HUnd aufgeregt ist. Im Sommer hatte ich einen Pflegehund und die ersten Tagen habe ich fast eine halbestunde gewartet, dass der Hund sich beruhigt bevor ich die Haustür öffne. Kriterien waren, nicht hecheln und nicht mit schwanz wedeln. Ohne Komandos und Wörter, der HUnd soll selbst begreifen wie er das bekommt was er will - in diesem Fall dass wir losgehen.
Nach einer Woche hat der HUnd sich schon in 2 Minuten beruhigt. 10 Tage war der bei mir.

Was ich damit sagen will; auch das alltägliche ist gelerntes Verhalten. Der Pflegehund war daran gewohnt, dass es losgeht, wenn er aufgeregt ist, vielleicht wurde der HUnd dann sogar immer angesprochen, beruhigt. Das hat er sicherlich auch noch als zusätzliches bestärkung in seinem Verhalten empfunden.

Woher soll ein Hund ahnen, dass er sich nicht sehr weit von seinem Menschen zu entfernen hat?
Manche Hunde bleiben eben gerne bei ihren Menschen, manche gehen lieber ihre eigene Wege. Wenn man einen HUnd hat, der gerne seine eigenen Wegen geht, dann muss man dem Hund etwas anderes beibringen.

wun

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

@Catalina: Also bräuchte man ja laut dieser Ausführungen zum Rückruf kein Leckerchen vom Prinzip her, oder?
Weil die Belohnung Schutz des Rudels ist?!
Woher soll ein Hund ahnen, dass er sich nicht sehr weit von seinem Menschen zu entfernen hat?
Das war ja dann wieder die Frage von vorhin:
Darf ein Hund sich im Rudel überhaupt entfernen und wenn ja, was macht das Oberhaupt.


Danke für eure Antworten,
ich muss das erstmal ordnen für mich,
so richtig hab ich da noch keine Linie.

Elina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Es geht mir eher um das Prinzip der menschlichen Belohnung und wie hündisch sie ist,
um es mal ein wenig kurz und nicht wirklich allumfassend auszudrücken, weil ich es irgendwie nicht auf den Punkt bringen kann anders.
Belohnung ist etwas was ein Hund haben will, z.B. der Mensch öffnet die Haustür. Hunde lernen immer und die ganze Zeit, ob wir es wollen oder nicht wollen. Aufmerksamkeit ist oft belohnend, schimpfen, ermahnen.... auch belohnend, besser als gar keine Aufmerksamkeit. So entstehen auch oft "Verhaltensprobleme". Ein Hund lernt die ganze Zeit!
Wenn ein Hund etwas durch ein Verhalten bekommt, was er gerne hat, dann tut er das beim nächsten Mal wahrscheinlicher.

Beim Lernen sind 2 Elemente dabei,
Bestärkung/Belohnung -> Verhalten wird häufiger gezeigt
Strafe/unangenehmes -> Verhalten wird weniger

sehr einfach.
Vom Strafen lernt der Hund nichts neues,
kein alternativ verhalten, nichts erwünschtes. Der Hund wird nur passiver. Oder was auch oft passiert, Menschen strafen am Anfang milder und dann immer stärker - so wird der Hund an Strafen wunderschön gewohnt (desensibilisiert) und die Strafen zeigen keine Wirkung (als nächstes wird dann behauptet, der Hund sei ein Dickkopf :roll: ). Meine persönliche Meinung ist, dass Hunde oft hyperaktiv und nervös wirken, deren Menschen in diese Falle gefallen sind.
Vom Bestärkungen lernt der Hund neus Verhalten, das er immer öfter anbietet.

Elina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

...weil ich zwar einiges über Wölferude gelesen habe,
aber nicht über Beobachtungen an HUnderudeln.

Mhm, für mich war das eigentlich immer sicher, dass Hunde Rudeltiere sind?
Nicht?!
Mich würde schon sehr interessieren was du gelesen hast?
Das was ich von Wölfen hauptsächlich gelesen habe ist von Bloch, das Buch Timberwolf & Co.
Für mich kam der Eindruck, dass ein Wolfsrudel eben eine Familie ist. Streitigkeiten gibt es kaum. Manchmal wandert ein Wolf ab und gründet seine eigene neue Familie.

Ich persönlich denke dass Hunde sehr soziale Tiere sind, die nicht direkt in einem festen Rudel leben, sondern eher Freundschaften schliessen und je nach Freundschaftsangebot vielleicht kleine lockere Gruppen bilden.
Wölfe sind eher dazu gezwungen in größeren Gruppen zu bleiben, damit die erfolgreicher jagen können.
Hunde sind aber keine Jäger, Hunde haben sich daran angepasst in der Menschen zu leben und deren abfall zu fressen.

Da ist ein kleiner Abschnitt von dem DVD zu Pizzahunde http://www.youtube.com/watch?v=Lg8bOpvTgBc

wun

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

Für mich kam der Eindruck, dass ein Wolfsrudel eben eine Familie ist.
Ja und was ist da für dich der Unterschied zum Rudel?
Dann von mir aus auch Familie ;)

Wie gesagt, es ging mir nicht explizit um die Belohung/Bestrafung,
dazu habe ich gerade 2 Veranstaltung besucht im Semester.
Ich weiß wie man Lernen verstärkt etc.

Es ging mir speziell bzw. geht es mir um die Verstärkung im Hunderudel oder auch Hundefamilie
und wie sie dort angewandt wird im Gegensatz zum Menschen.

Liebe Grüße
Julia :-)

Elina

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Ja und was ist da für dich der Unterschied zum Rudel?
Dann von mir aus auch Familie
hmm, gute Frage! :)
Ich denke, dass man zu dieser Rudel-und Dominaztheorie gekommen ist, weil man einfach zusammen gewürfelte Gruppen an Wölfen in Gefangenschaft beobachtet hat.
Eine Familie in freiheit ist schon etwas anderes. Da ist sehr wichtig das Eltern Kind Beziehung.
Aber gut, reden wir dann von einer Familie.
Es ging mir speziell bzw. geht es mir um die Verstärkung im Hunderudel oder auch Hundefamilie
und wie sie dort angewandt wird im Gegensatz zum Menschen.
Ehrlich gesagt verstehe ich jetzt schon wieder nicht was gemeint ist?
Meinst du dass Hunde sich gegenseitig bewusst erziehen?

wun

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

Also für mich ist ein Rudel auch nicht, dass einer sagt und die anderen springen.
Ich bin schon von einem intakten Netz von Beziehungen ausgegangen :-)

Mit meiner Frage meine ich sowas, wie Catalina es in ihrem langen Beitrag erklärt hat:
Trifft auch genau auf Deine Frage zu "Wie macht eigentlich ein Alphatier es, dass sich niemand zu weit vom Rudeln entfernt"
Ich denke, das solte man eher in seiner ganzen Komplexität betrachten.
Für ein Rudeltier ist es nützlich und vorteilhaft, wenn es mit seinem Rudel zusammen ist. Also wird es ein Teufel tun, diesen Zusammenhalt zu gefährten. (Ausnahmen bestätigen die Regel)
Auch ein Alphatier stellt Regeln auf .... steckt Grenzen ab.
Und natürlich kommt es in der Phase des "Erwachsen werdens" eines Hundes dazu, dass er gegen die Regeln und Grenzen verstößt. Dann wird er vom Alphatier oder dem gerade anwesenden adulten Tier gerückt/gemaßregelt.
Das kann bis hin zu einem kurzweiligen Ausschluß aus dem Rudel gehen.
Oder aber sogar (bei schlimmen Vergehen) zu einem Verstoß aus dem Rudel.

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Bei mir gibt es 2 Optionen, was ich je nach Situation tue, wenn Hund nicht hört.
Ist die Situation brenzlich, dann hol ich den Deliquenten ab - sehr unfreundlich. Da reicht schon eine drohende Körperhaltung und dunkle Stimme um dem Hund klar zu machen, das war jetzt Bockmist. Da muss ich den Hund noch nicht mal anfassen.
Ist die Situation überschaubar und ich bin mir sicher, dass nicht viel passieren kann. Dann bin ich weg (natürlich so, dass ich Hund beobachten und ggf einschreiten kann). Und Hund muss zusehen wie er ohne mich und ohne die mit mir verbundene Sicherheit klar kommt.
Da kommt zum Folgetrieb noch die Verlustangst dazu.

[...]

Und ... letztendlich stelle ich den Hund vor eine Wahl:
Bleibst du, wirst du mit deiner Verlustangst und der mangelnden Sicherheit konfrontiert.
Kommst du mit, bleibst du unter meinem Schutz.

Somit wird das Befolgen des Rückrufs sogar noch selbstbelohnend.
Ich vielleicht etwas total klares & logisches,
aber für mich war es das in meinem Gedankenwirrwarr nicht.

Liebe Grüße
Julia :-)

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