Alleinsein ohne Bellen und Jaulen, bei Rückkehr sehr aufgeregt

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
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Teddybaer
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Alleinsein ohne Bellen und Jaulen, bei Rückkehr sehr aufgeregt

Beitrag von Teddybaer »

Hallo zusammen,
Bestimmt die 100. Frage zum Thema Alleinebleiben. Aber vielleicht kann mir jemand bei der Deutung des Verhaltens helfen.
Teddy ist 14 Monate alt und fast immer mit dabei: im Zug, im Büro, beim Essengehen. Er übernachtet sehr gerne woanders, geht mit den Nachbarskindern raus und meckert eigentlich nie. Ich würde sagen, er ist unkompliziert.
Alleinsein war lange ein Problem, ich habe nicht systematisch geübt, sondern war nur draußen. Er fing nach wenigen Minuten an zu Jaulen.
Mittlerweile habe ich ihn etwa 3 oder 4 mal für 2h alleinegelassen und immer gelauscht, ob er jammert - was nicht der Fall war.

Allerdings ist Teddy sehr aufgeregt, wenn ich nach Hause komme, extrem anhänglich und auch misstrauisch, zB beim Müll runterbringen. Vergeht aber.

Würdet ihr sagen, das ist normal und passt dann wenn er nicht bellt oder jault? Wie finde ich raus, ob er extrem Stress hat mit meiner Abwesenheit oder ob es ok ist?

Vielen Dank für Eure Erfahrungen!
Jens

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Pat
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Re: Alleinsein ohne Bellen und Jaulen, bei Rückkehr sehr aufgeregt

Beitrag von Pat »

Hallo Jens 😊
Mein allererster Gedanke dazu: keine Geräusche deuten noch lange nicht daraufhin, dass der Hund entspannt ist. Entspannung sollte aber das oberste Ziel beim Alleine-Bleiben-Training sein, alles andere ist dem Hund gegenüber nicht fair.
Es ist gut möglich, dass der Hund stocksteif hinter der Tür sitzt, die Ohren gespitzt und das womöglich stundenlang. Vielleicht liegt er zusammengekauert mit geweiteten Pupillen unterm Couchtisch. Vielleicht hechelt er in einer Tour und tigert durch die Wohnung. All das würde keine Geräusche verursachen. Vielleicht ist er auch ruhig und entspannt. Das findest du nur raus, in dem du es beobachtest. Du schreibst du hast gelauscht- inwiefern? Hinter der Tür lauschen bringt oft nichts, der Hund merkt dass du nicht wirklich weg bist. Ich empfehle eine Haustierkamera, oder für den Anfang eine gut platzierte (Web)cam. Und dann einfach mal beobachten.
Dann solltest du erkennen ob er gestresst ist, oder nicht. Im nächsten Schritt gilt es dann herauszufinden, woran eventueller Stress liegt (keine Übung,Kontrolle, Verlassenängste...).
Ein bisschen merkt man es auch, wenn der Hund recht schnell einschläft wenn du zurück kommst. Kommt aber auf den Hund an.

Wenn du schreibst, er wird schon beim Müll runterbringen nervös würde ich vermuten: er ist nicht entspannt wenn du weg bist. Selbst den kurzen Gang zum Müll hat er ja offenbar schon verknüpft mit 'gleich bin ich wieder alleine'. Ist bei uns übrigens auch so mit dem Müll und mein Hund bleibt inzwischen zwar ruhig, aber noch immer nicht entspannt (und daher nur äußerst selten) alleine.
Und auch die große Wiedersehensfreude kann darauf hindeuten. Das kann aber auch antrainiert sein - gibt es zB immer eine Wiedersehensfeier wenn du zurück kommst? Dann könnte es sein, dass es wirklich nur die (antrainierte) Begrüßungsfreude ist. Zu viel Begrüßungsparty kann aber auch wieder dafür sorgen,dass der Hund die komplette Zeit in der er alleine ist in freudiger Erwartung auf das schöne Wiedersehen ist - auch das verursacht Stress.

Also: vieles möglich und noch viele Gegenfragen an dich ;-)

P.S.: magst du Dich vllt noch vorstellen (nicht nur im PLZ-Thread)?
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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Isi
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Re: Alleinsein ohne Bellen und Jaulen, bei Rückkehr sehr aufgeregt

Beitrag von Isi »

Wenn Greta sehr aufgeregt war bei meinem Heimkommen meldeten uns die Nachbarin, dass sie gefiept hat.
Wenn Greta entspannt allein ist, sehe ich beim Heimkommen, dass sie gepennt hat (sie liegt dann noch oder streckt sich nach dem Aufstehen oder hat ihr „Schlafgesicht“.

Ich würde ihn wenn er so aufgeregt ist erstmal nicht begrüßen, sondern links liegen lassen. Motto: „Toooootal normal, dass ich gehe und wiederkomme.“

Zudem haben wir ein kleines Ritual, was Greta zu helfen scheint: Ich schicke sie aufs Bett oder in ihren Korb (je nach Raum), gebe ihr dort was zu knabbern, sage „der Hund wartet“, schließe die Türe und gehe.
Ich gehe also angekündigt, nicht heimlich. Sie muss mich deshalb nicht stalken, ob ich plötzlich gehe - mach ich nie. Selbst wenn ich den Müll runterbringe, sage ich „der Hund wartet“ (dann auch ohne Knabberkram und ohne Tür zu, wenn ich nur kurz unten bin).

Anfangs war ich nur ganz kurz draußen, das war schwierig und ich dachte, sie lernt es nie, ich hab‘s verkackt…
Unser Durchbruch war, von wenigen Min. mal ne halbe Std. wegzubleiben zum Einkaufen. Wir waren von einer Runde zurück, die sie müde gemacht hatte, sie wollte pennen und dann bin ich einfach einkaufen gegangen. Da haben wir wohl beide begriffen: Lohnt sich nicht aufzuregen, Alleinsein ist blöd, aber überlebbar ☺️
Soll sie länger alleine bleiben, achte ich weiterhin darauf, dass sie sich vorher ausgepowert hat.

Ich lasse auch das Radio an, damit aufregende Geräusche im Hausflur oder von draußen bisschen untergehen in der Radio-Geräuschkulisse; sie kennt das Radio, das hab ich an, wenn ich im Bad bin und sie nebenan „alleine“ liegt.

Ich lasse auch immer zu, wenn sie in einem anderen Raum liegen will/bleibt, freue mich dann, weil sie quasi von alleine so das Alleinsein übt 😊
...mit Großpudel Greta *11.5.21 an der Seite und Joy im Herzen.
Vom Glück mit Greta: https://shorturl.at/BCIL7

Teddybaer
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Re: Alleinsein ohne Bellen und Jaulen, bei Rückkehr sehr aufgeregt

Beitrag von Teddybaer »

Vielen Dank Euch beiden!
Ich bin der Anregung gefolgt und habe ein Telefon mit FaceTime in der Wohnung gelassen und bin gegangen. Von draußen hat man das Pudelchen nicht gehört, dabei hat er gefiept und gejammert und saß innen vor der Tür. Habe 10 Minuten gewartet, ob er sich beruhigt - hat er nicht. War herzzerreißend.
Ich kaufe jetzt ein paar Google Nest Cams, erst dann geht’s and Üben.

Gestern hatten wir noch einen Vorfall: ich war mit dem Sohn und seinem Kumpel in München Eisbachschwimmen. Ist ein schneller, kalter Strom mitten in der Stadt, wo man sich treiben lässt. Sohn und ich sind in den Fluss gesprungen, Pudel blieb beim Freund des Sohns, der Teddy kennt, aber keine echte Bezugsperson.
Als wir zurück kamen, hatte der Hund einen irre hohen Puls und hat gehechelt wie verrückt. Zu viel Sonne konnte es nicht sein, so warm war es nicht. Was Falsches gegessen war auch unwahrscheinlich. Habe ihm zu trinken gegeben, er hat auch sehr viel getrunken, aber es half nichts. Schatten ebensowenig. Habe dann gegoogelt und sie da: Stresssymptome, Panik. 10 Minuten allein mit ihm wurde er langsam ruhiger.

Der Kleine hat nicht das ruhigste Leben mit den vielen Ortswechseln. Ich bemühe mich um Gemütlichkeit und Geborgenheit beim Reisen, die neue Tarigs Peakstone Tasche ist viel beliebter als die Kurgo, aber ICE ist ICE, und Pieselwiese in Berlin ist anders als in Hamburg als in Stuttgart als in München.
Er hat 6 Menschen, mit denen er liebend gerne alleine bleibt, er ist nicht fixiert auf mich. Aber ohne einen dieser Menschen geht irgendwie nicht. Er panikt.
Teddy isst gut, Stuhlgang passt, er schläft gerne, spielt leidenschaftlich, tobt durchs Büro, kuschelt ganz süß, liegt aber auch viel im Flur rum. Erbrechen vielleicht alle 3 Wochen mal. Alles gut also eigentlich. Aber ich mache mir schon Sorgen, ob ich ihm zu viel zumute.
Vielleicht verschiebe ich das Alleinsein Training auf eine Phase, wenn ich mal 3 Wochen an einem Ort bleibe.

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Pat
Große-Nase
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Re: Alleinsein ohne Bellen und Jaulen, bei Rückkehr sehr aufgeregt

Beitrag von Pat »

Ich bleibe bei dem was ich schon geschrieben habe: es gilt unbedingt herauszufinden woher der Stress kommt. Kontrolle oder Angst vorm Alleinsein. Das sind dann 2 komplett unterschiedliche Trainingsweisen. Vielleicht auch eine Mischform, aber auch das muss man herausfinden bevor man trainiert.
Da du schreibst, dass er nicht alleine am Ufer zurückblieb, würde ich mutmaßen, dass es Kontrollverlust ist. Er sich vllt für dich verantwortlich fühlt. Wenn du dich dann so entfernst dass er nicht mit kann, kann sich das für ihn u.U. anfühlen, wie eine Mutter sich fühlen würde, wenn ihr 2 jähriges Kind alleine in die Stadt spaziert und die Tür hinter sich zuschließt.
Und bei einem Kontrollthema fängt das Training bei kleinsten Alltagsstrukturen und Regeln an, die man auch garnicht mit Alleinsein in Verbindung bringt. Erst danach kommt das Alleinelassen.

Das mit dem Pendeln macht es sicherlich nochmal schwieriger alles, aber grundlegende Dinge lassen sich ja überall trainieren.
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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