Zunehmende Raufereien

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
rosa1
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Zunehmende Raufereien

Beitrag von rosa1 »

Ich brauch mal ein paar Erfahrungen von euch, weil ich nicht einschätzen kann, was "normal" ist. Vali (wird im Sommer 3) hat in der letzten Zeit gefühlt häufiger unangenehme Begegnungen auf der Hundewiese. Und ich bin irgendwie verunsichert dadurch und merke, dass ich das Vertrauen in Valis Hunde-Sozialkompetenz verliere und mittlerweile schon sehr unentspannt anderen Hunden begegne. Mal ein paar Beispiele: Gestern haben wir Finja kennengelernt, eine ganz bezaubernde Doodle-Hündin mit mehr Pudel als allem anderen. Sie ist erst 6 Monate alt, aber die beiden haben total schön miteinander gespielt, was bei Vali in letzter Zeit relativ selten ist. Irgendwann hatte er verstanden, dass sie ein Mädchen ist und dann ist irgendwie vorbei mit dem Spielen, dann wird er aufdringlich und das sehr hartnäckig. Daher sind wir dann weiter gegangen. Danach trafen wir noch einen Mini-Aussi, auch 6 Monate alt. Der kam gleich ganz fröhlich auf Vali zugelaufen. Ein Rüde, am Beginn der Pubertät. Das ging scheinbar ne Weile gut, dann hat VAli was genervt und er hat ihn auf den Boden geworfen (ich weiß nicht, wie der "Fachbegriff" dafür ist). Der Mini-Aussie hat dann gequietscht, Vali hat ihn allerdings noch nicht sofort losgelassen, erst kurze Zeit danach. Es waren aber keine Wunden oder so irgendwo. Wir sind dann weitergegangen, der Aussi wollte dann noch mal rankommen, dann hat ihn das Herrchen aber zurück gerufen.

Heute haben wir die selbe Konstellation zufällig wieder getroffen. Am Anfang der Wiese das Fastpudelmädchen, die beiden haben super miteinander gespielt, wir sind auch ein Stück zusammen gelaufen, Vali hat auch nicht versucht, sie zu besteigen. Dann haben wir den Mini-Aussie getroffen und da die beiden sich wohl gut verstehen, sind wir dann zusammen hin. Ich habe Vali wegen gestern aber an die Leine genommen, die beiden Welpen haben getobt und Vali lag friedlich bei mir und hat auf seinem Ball rumgekaut. Der Aussie hat immer mal versucht, zu Vali ranzukommen, ich hab ihn abgeblockt. Dann habe ich einmal nicht auf den Aussie geachtet und die beiden stürzten im Spiel direkt auf Vali zu, der hat sich den Aussie gepackt aber direkt losgelassen. Der Aussie quietschte an den Beinen seines Herrchens dann noch eine Weile, wir haben aber genau geschaut, da war nichts.

Ich bin dann mit Vali weiter und nach einer Weile haben wir zwei Hunde getroffen, von denen wir einen kennen. Lasse ist in etwa so alt wie Vali, ein Mischling mit wohl viel Kooikerhondje drin, aus dem Auslandstierschutz und daher kastriert. Wir Besitzerinnen mögen uns, Vali und Lasse interessieren sich in der Regel nicht sehr füreinander, kamen aber bisher gut klar. Heute ist Vali wohl Lasse zu nahe gekommen, als dieser gerade ein Stöckchen hatte und glaubte, das verteidigen zu müssen. Also sind die beiden aufeinander los, das war aber schnell vorbei.

Ich könnte so noch weiter machen, es gab so einige Situationen in letzter Zeit. Oft auch menschengemacht, oft glaube ich von Welpen verursacht, die (noch) keine sanften Abwehrsignale verstanden haben. Aber irgendwie habe ich trotzdem immer das Gefühl, Vali ist "der Böse" und ich selber mag meinen Hund so eigentlich auch nicht sehen. Jetzt könnte ich die Hundebegegnungen wahrscheinlich vermeiden und für Vali wäre das wahrscheinlich auch nicht sooo schlimm, aber ich mache mir Sorgen, dass er dann irgendwann auch in der Huta nicht mehr klarkommt, weil er gar nicht mehr gewohnt ist, gut mit Hunden zu kommunizieren.
Es tut mir leid, dass ich so viel geschrieben habe, ich könnte leider noch viel mehr. Wie ist das bei euch? Wie oft gibt es Raufereien unter den Hunden? Wie sehen die aus? Wie kann/sollte man darauf einwirken? Woran würde ich merken, dass Vali außergewöhnlich aggressiv anderen Hunden gegenüber ist?
Vielen Dank schon mal im Voraus.

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Hauptstadtpudel
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Du weißt ja, so aus der Ferne... sind zumindest die konkreten Situationen schwer zu beurteilen.

Meine Gedanken dazu:
Oft wirkt eine Maßregelung gegenüber Junghunden als besonders heftig, auch weil der Jungspund dann laut quietscht und weil einem die so lustigen, fröhlichen Hunde schnell leid tun (aber er hat doch gar nix gemacht).
Quietschen ist an sich keine adäquate Reaktion auf die Korrektur durch einen erwachsenen Hund, es gibt Hunde, die fordern eine stille Rückenlage so lange ein, bis der junge Hund sie zeigt, kommt aber kaum vor, weil es meist durch eine Reaktion der Zweibeiner unterbrochen wird.

Zur konkreten Situation mit dem jungen Rüden, beim ersten Mal kam er ja recht schnell drüber weg und wollte wieder zu Vali (was der Huha nicht zugelassen hat, was schade ist, da die Lernsequenz ja eigentlich noch nicht zu Ende war). Die erneute (versuchte) Kontaktaufnahme ist für mich ein Zeichen dafür, dass er die Zurechtweisung schnell verdaut hat und sie angemessen war und er recht schnell wieder ins Gespräch kommen wollte.

Bei der zweiten Zurechtweisung gab es seitens der (spielenden) Junghunde ein hohes Erregungslevel.
Dem war sicherlich auch die heftigere (damit auch nachhaltiger wirkende) Zurechtweisung geschuldet.

Das wirkt auf manche böse und aggressiv, ist aber an sich angemessen und gehört zur notwendigen (!) Erziehung der Jungspunde.

Mein Bolle war ja auch oft "der Böse", weswegen ich mich recht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe.
Es hilft leider nicht immer, dass der eigenen Hund sehr korrekt kommuniziert und sich auch absolut artgerecht verhält.
Die Situation in der wir leben verunmöglicht oft eine ungestörte Hundekommunikation, bei manchen so häufig, dass die Hunde es tatsächlich nicht mehr lernen (können).
Vali selbst ist ja durch die Schule gegangen, auch dadurch, dass er in der Huta gezwungen war, möglichst fehlerfrei zu kommunizieren.

Nun sind für die anderen Hunde ihre Besitzer zuständig und man selbst für seinen Hund.

Die Reaktion der Halter der gemaßregelten Hunde reicht von, "Ach, lassen sie ihren mal, meine muss mal Bescheid gesagt bekommen", bis hin zur Panik (weil es so aussieht, als ob ihr Hund gleich gefressen wird, da ist große Sorge nur zu verständlich, zumal die/derjenige meinen Hund nicht kennt und meist nicht einschätzen kann).

Wie reagiert man nun darauf?
Ich habe es tatsächlich nach Gefühl/ Situation entschieden.
Mit ein paar Leitlinien :wink:
- Immer nur wenn ausreichend Platz zur Verfügung stand.
- Je nach Körpergröße (bei kleinen Junghunden habe ich Bolle nicht den Erzieher machen lassen, bei Welpen immer, egal welche Größe)
- Bei Rüden wirklich nur wenn sie noch recht jung waren, sonst wäre es auf ein Kräftemessen und nicht auf Erziehung hinausgelaufen.

Aggression gehört zum Alltag unserer Hunde, das ist vielen nicht klar und manch ein Hund kommt auch ohne aus und dann ist es einem nicht so bewußt, klar.
Und dabei geht es nicht um Beißereien, sondern um das, was du in den Beispielsituationen beschrieben hast.
Interessanterweise habe ich es immer so erfahren, dass männliche Hundehalter deutlich entspannter bleiben, vielleicht weil Männer immenoch in ihrer Sozialisation mehr Aggression erfahren und auch bewältigen müssen?


Die andere Situation.
Bei der Ressourcenverteidigung war meine Sache immer, es gibt keine.
Kein Ball, kein Stöckchen (auch kein selbst gesuchtes) wenn man ein Stück gemeinsam geht mit Hunden, die sich nicht wirklich gut kennen, und selbst bei denen kann es mal knallen, weil etwas plötzlich zu einem heiß ersehnten Teil wird.
Selbstverständlich auch keine Leckerchen.
Bolle konnte ohne weiteres neben Fani oder Luca belohnt werden, bei fremden Hunden hätte ich das nie gemacht (muss doch auch nicht sein?).

Ich bin überzeugt davon, du wirst ein Gefühl dafür entwickeln, was geht und was nicht.
Und das bezieht sich nicht nur auf Vali, sondern auch auf die anderen Hunde, die Situation und die anderen Hundehalter.

Langer Text, aber das ist kein Thema für kurze Statements.
Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben.... :wink:
Zuletzt geändert von Hauptstadtpudel am Sa Apr 17, 2021 8:22 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Hauptstadtpudel
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Naja, zu dem Aufreiten, nach, aus einer Spielsituation heraus; da hilft nur Abbruch, Runterholen und auf viele Begegnungen mit gestandenen Mädels hoffe, die dann ihrerseits erzieherisch tätig werden (die dann bitte aber auch nur in der gleichen Gewichtklasse oder höher :wink: ).
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Sammy-Jo
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Sammy-Jo »

Ich kann dazu nur sagen, dass ich den Raufereien aus dem Weg gehen würde... ist aber nur meine Meinung...

Marcus
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Marcus »

Ganz toll geschrieben Katja! :klatsch:
Ganz genau so sehe ich das auch.

Nox duldet auch kein "respektloses" Verhalten ihm gegenüber. Ein wildes Begrüßen oder "Anspielen" z. B. wird von ihm meist begrenzt, bis sich das Gegenüber angemessen ruhig verhält. Und diese Begrenzung, diese Korrektur, kann durchaus etwas heftiger ausfallen, sofern das Gegenüber nicht sofort versteht, was zu tun ist. Dabei "eskaliert" Nox nur so weit, bzw. steigert seine Korrektur nur so stark, wie es eben notwendig ist. Und sobald "Ruhe" ist, lässt er ab und ist "freundlich".
So ist das aus meiner Sicht genau richtig. Und so scheint es bei euch auch zu sein. Ich finde das Einfordern von "respektvollem" Verhalten ist ein Wesenskern und den erkenne ich an. Aus meiner Sicht ein natürliches, korrektes Verhalten.

P.S.: Bei guten Freunden scheut Nox die oberen Eskalationsstufen und lässt sich gelegentlich doch ganz schön auf der Nase rumtanzen, wie aktuell von Einstein :wink:
Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen.

Hermann Hesse

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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Rohana »

Ja, ich seh es auch genau wie Katja es so gut beschrieben hat. :klatsch:
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Sämi2
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Sämi2 »

@Katja, Dein Text kann ich auch unterschreiben :klatsch:
als Hundehalterinn die mit demThema sehr vertraut ist möchte ich noch ergänzen:

Erwachsene Hunde spielen oft nur noch mit sehr vertrauten Hundekumpels - auf den Rest können sie verzichten. Hundewiesen finde ich überhaupt nicht empfehlenswert. Die Hunde werden dort häufig gemobbt oder lernen es selber.
Mir hat es geholfen gut auf die Körpersprache der Hunde zu achten und Situationen früh genug abzubrechen.
Mit meinen Zwei gehe ich auch vielen Situationen schlicht aus dem Weg dh. ich laufe Bögen und drehe auch mal um.
Liebe Grüsse von Doris mit Mio und Mayle
unvergessen 🌈Sämi, Ronja und Toya🌈

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Tanja aus Haan
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Tanja aus Haan »

Einen Punkt empfinde ich noch als wichtig.
Du sprichst schwindendes Vertrauen in Valis Sozialkompetenz und Deine damit einhergehende Anspannung an.
Eine Zeitlang ging es mir - aufgrund ähnlich erlebter Begegnungen mit Rüden und Hündinnen - glaube ich genauso wie Dir. Und ich bin mir sicher, dass meine Anspannung in der Lage war, die Begegnung zu beeinflussen.
An dem mE nötigen Vertrauen habe ich (neben der Tatsache den immer von Nox überzeugten Marcus an meiner Seite zu haben) gearbeitet mit vielen positiven Begegnungen. Mit ungutem Gefühl bin ich der Begegnung (eine Zeitlang) aus dem Weg gegangen. Begegnungen mit nicht ausreichend klaren Hündinnen habe ich sich nicht weiter entwickeln lassen.
Diese Phase fiel, denke ich, in einen Entwicklungsschub. Seither klappts auch wieder viel entspannter mit Mädels.

Der Phase mit Vorspiel folgte noch die ohne Vorspiel. 🙈
Viele Grüße aus dem Rheinland
Tanja mit GP Nox (*3.10.18) und Helga (*14.3.14)

Snille
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Snille »

Ganz normale Kommunikation. Dass das ''böse'' ist, ist menschliche Interpretation.
Viele Grüße von Sina mit Agnetha
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Isi
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Isi »

Du hast doch auch schon mit Trainern gearbeitet, oder? Du könntest einen mit zu einem Spaziergang nehmen und dann seine Einschätzung hören. Ebenso könntet ihr dann erörtern, ob du dich anders verhalten, ihn anders führen kannst, damit es seltener eskaliert.
Oder vielleicht auch mit einem anderen erfahreneren Hundemenschen spazierengehen, um dessen Einschätzung zu hören, ob Vali da gerade Arschlochseiten entwickelt.

Er ist jetzt ein erwachsener Rüde mit 3 Jahren und findet sich vielleicht gerade in diese Rolle hinein. Sprich vielleicht schiesst er gerade auch etwas über und wird noch souveräner werden...
Das spielerische Aufeinanderzugehen verliert sich bei den meisten Hunden mit dem Älterwerden - auch wenn Welpen, Jungspunde und manche Halter:innen das nicht glauben wollen.

Aus der Ferne finde ich es schwer bis unmöglich sein Verhalten zu beurteilen. Ich finde aber auch, dass es um dein Empfinden geht. Sprich selbst wenn Vali sich normal verhält, kannst du ja dran arbeiten, dass er seltener „böse wird“/werden muss. So wie man auch an anderen Sachen arbeitet, die zwar „artgerecht“, aber dennoch unerwünscht sind, wir zB Anschlagen im Mietshaus oder Jagdverhalten.

Ich lese auch Sorge und Frust aus deinen Zeilen und möchte dich ermutigen, dass du es hinkriegen wirst. Es ist einfach jetzt ein weiterer Entwicklungsschritt, für euch beide.
:streichel:
...mit Großpudel Greta *11.5.21 an der Seite und Joy im Herzen.
Vom Glück mit Greta: https://shorturl.at/BCIL7

Karo
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Karo »

Ich sehe es auch wie "Hauptstadtpudel"
Zunächst einmal finde ich, dass dein Hund sich normal verhält. Das ist ein Rüde im besten Alter, der für sich einen gewissen Respekt einfordert. Das ist Natur.
Das mit den Ressourcen ist natürlich so eine Sache. Das kann auch mal die ganz blöde Schnüffelstelle auf einer Wiese sein, wo der andere einen abgewatscht bekommt, weil er auch neugierig dort schnüffeln will...... Mit ausgesuchten Kontakten geht Stöckchen werfen und solche Sachen. Aber empfehlen würde ich das nie, das geht eigentlich immer in die Hose!

Man hätte es gerne als Besitzer so wie im Zwischenmenschlichen: tut der andere nix und ist lieb, hat der eigene Hund auch lieb und nett zu sein.
Aber leider kommunizieren die Hunde auf anderen Wegen miteinander.
Das ist für den Halter frustrierend, für den Hund aber gar nicht. Vielleicht kann man sich damit trösten.

Ich würde dir auch vorschlagen, dich nur noch mit Hundebesitzern zu treffen, wo die Chemie der Hunde stimmt und wo der andere auch mal aushält, dass sein Hund gemaßregelt wird. Aufreiten würde ich streng unterbinden. Das mag keine Hündin außerhalb der Stehtage.
Da zur Zeit viele Menschen Hunde haben, aber nicht in die Hundeschule können, gibt es logischerweise auch viel mehr Menschen, die das alles in den falschen Hals kriegen und fehlinterpretieren.
Zum Glück gibt es Glück auf vier Pfoten!

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Annitante
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Annitante »

Viele haben ja schon geschrieben, dass man die konkreten Situationen ungesehen schwerlich aus der Ferne beurteilen kann. Vielleicht hilft dir auch die Sicht einer Junghundhalterin.

Ich persönlich bin der Meinung, dass es Dinge gibt, die ich nicht ansatzweise so gut vermitteln kann wie ein Hund. Deshalb bin ich zum Beispiel über einen souveränen Erzieher wie Nox wahnsinnig dankbar. Wir treffen auch schon mal die Züchterin, da sind die meisten Hunde weiblich. Die Mädels erziehen ganz anders und ich will meinen, fast noch strenger. Wenn die Rudelchefin Einstein schief anguckt, ist Ruhe im Karton. Du solltest auch mal sehen, welche Ordnung die bei den Welpen einfordert. Für mich gehört dazu, dass Einstein sein Gleichgewicht findet und gerade auch jetzt guten Rüdenumgang lernt, weil ich nicht weiß wie sich der Rüdenkontakt mit zunehmenden Alter entwickelt.

Nox hat mit Einstein alle Hände voll zu tun, weil der ein sturer Esel und super hartnäckig ist. Manche Maßregelungen dienen der allgemeinen Energieregulierung und dem gesellschaftlichen Hundeumgang, andere sind dazu da Nox persönliche Grenzen deutlich zu machen (manchmal hat er keinen Bock mehr oder er will halt nicht ins Ohr gezwickt werden, auch wenn Einstein das von seinem ersten Rudel so kennt). Man kann hier mal einen Eindruck gewinnen, wenn er sehr gelassen maßregelt (https://youtu.be/k94KJbECA-U). Ich bewundere seine Geduld dabei. Er maßregelt zwar nie leise, aber er dosiert wirklich in sehr kleinen Schritten. Ich lerne ja Nox auch erst gerade gut kennen, hatte aber seit dem ersten Kontakt immer das Gefühl eines guten guten Hundekontakts. Nox hat Einstein ja am Anfang auch sehr sehr auf Abstand gehalten. Jetzt, wo sie sich mögen, müssen sie sich neu einpendeln. Für Marcus und Tanja ist das auch nicht immer einfach anzusehen. Da spielt ja auch rein, dass man nie weiß, was der Mensch davon hält. Hin und wieder quietscht der Kleine, setzt aber trotzdem nochmal nach - wie Katja beschreibt. Ich finde es wirklich nicht gut, wenn jetzt der Althund gemaßregelt wird, weil der ja erzieht. Sehe da auch ein wenig das Risiko, dass der Althund lernt, dass er für etwas bestraft wird, das erforderlich ist. Ich möchte dir hiermit Mut machen, nicht das Vertrauen in deinen Hund zu verlieren. Es braucht von Menschenseite auch die Gelassenheit diese Maßregelungen auszuhalten.

Aber nicht jeder andere möchte das und es ist meine Überzeugung, dass ich die Grenzen der anderen Hundehalter respektiere. Ich als Ersthundehalterin muss da gerade auch sehr sehr viel lernen und habe sehr oft noch mehr mit den Menschen als mit den Hunden zu tun. Wenn ich sehe, dass der Hundekontakt gut läuft, es aber zwischen uns Menschen nicht passt (weil die keine Maßregelung wollen, weil die keine Lust haben stehen zu bleiben, ... was auch immer), gehe ich weiter. Wir hatten gestern eine Begegnung im Freilauf, wo Einstein sich immer nach den Hunden hinter uns umdrehte und auch mal gucken ging, ob nicht was zu starten ist. Die Hunde wirkten dabei total entspannt und kamen gut mit der Situation zurecht, aber die Hundehalterin wollte das nicht. Dann hab ich angehalten und die überholen lassen, so dass die nicht mehr in Einsteins Radius waren. In ihren Augen war mein Hund schlecht erzogen, aber diese Meinung darf sie ja haben (und im Hundeumgang ist da ja auch definitiv noch Ausbaupotenzial :frech: ).

Es gibt auch Hundekontakte, die ich nicht als gut empfinde. Manchmal benimmt sich Einstein unhöflich und der andere Hund spricht nicht deutlich genug, manche Hunde sind nicht gut sozialisiert, was auch immer. Dann nehme ich tatsächlich zusehends meinen Hund auch raus. Auch das Aufreiten unterbinde ich mittlerweile fast immer, weil wir damit auch schon paar Mal schlechte Erfahrungen gemacht haben. Ich hab aber auch schon einen Hundehalter erlebt, der sagte, ist gut für die Hüfte. Wenn uns ein Hund mit Ressource (Ball, Futterbeutel, ...) entgegen kommt, versuche ich uns da ohne Hundekontakt vorbeizulotsen, weil ich nicht einschätzen kann, ob mein Hund nicht doch Anstalten macht und ich möchte das nicht ausprobieren.

Ich denke (aktueller Stand meiner Hundeerfahrungen), man muss nicht mit jedem Hund eine lehrbuchartige Spaßsituation haben. Wirklich passende Begegnungen sind in meinen Augen nicht die Regel. Wenn ich dann aber eine souveräne Mensch-Hund-Kombo treffe, ist es für alle Seiten ein großer Gewinn. Und da gehört eine gut dosierte Maßregelung für mich dazu.
Anne mit Einstein

Any day spent with you is my favorite day. So today is my new favorite day.

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Iska
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Iska »

Katja hat es schon sehr schön zusammengefasst.... :klatsch:

... meiner Meinung nach ist er jetzt einfach "erwachsen" geworden.... und die meisten erwachsenen Hunde mögen sich nicht mehr mit allen anderen und jedem umgeben... speziell nicht mit (in ihren Augen frechen) Junghunden... unser Olli war auch so..... "devote" Welpen waren immer ok, aber *freche am Bart-Zieher* konnte er nicht ab.... das hörte sich dann schlimm an, aber war eigentlich nur "Getöse"....
viele Grüße
Sybille mit Morris; Fani Flausch, Paule, Olli & Iska im Herzen

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Rumo
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Rumo »

Ich finde ziemlich normal, dass ein erwachsener Hund mit fast 3 Jahren keine großartige Lust auf Spielen mit Hunden außerhalb seines Rudels hat und auch nicht dafür da ist, andere Welpen, denen man zufällig begegnet, zu erziehen.

Ich würde auf feste Hundekontakte setzen und ihn aus der Pflicht nehmen, sich mit Hunden, die man zufällig trifft, beschäftigen zu müssen, "weil die so schön spielen".
Solche Hundewiesen meide ich absolut, beide Hunde haben darauf gar keine Lust und drehen schon um, wenn sie sehen, wo wir aussteigen. Und die sind ja nun echt sozial ziemlich kompetent...

Koller
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Re: Zunehmende Raufereien

Beitrag von Koller »

Rumo hat geschrieben:
So Apr 18, 2021 10:39 am
Ich finde ziemlich normal, dass ein erwachsener Hund mit fast 3 Jahren keine großartige Lust auf Spielen mit Hunden außerhalb seines Rudels hat und auch nicht dafür da ist, andere Welpen, denen man zufällig begegnet, zu erziehen.

Ich würde auf feste Hundekontakte setzen und ihn aus der Pflicht nehmen, sich mit Hunden, die man zufällig trifft, beschäftigen zu müssen, "weil die so schön spielen".
Solche Hundewiesen meide ich absolut, beide Hunde haben darauf gar keine Lust und drehen schon um, wenn sie sehen, wo wir aussteigen. Und die sind ja nun echt sozial ziemlich kompetent...
Dem stimme ich vollumfänglich zu. Es bringt einfach unseren Hunden nichts, bzw. meist nur Negatives, wenn wir sie immer wieder solchen Situationen aussetzen. Ich kenn das ja nur zugut bei uns im Dorf mit fast 10'000 Einwohner, wo gefühlt jeder 2. Haushalt einen Hund besitzt. Obwohl Inuk ja wirklich fast mit jedem Hund absolut verträglich ist, nehme ich ihn konsequent und bei jedem Hund an die Leine und laufe einen grösseren Bogen. Aussser bei den paar "Freunden", bei denen ich weiss, dass es einfach toll läuft und Inuk sich freut und den anderen Hund aber auch genug gut kennt, um ihn einschätzen zu können. So läuft das super und ich habe absolut keinen Stress und Inuk schon gar nicht.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Corinne und Familie mit
INUK of Flying Curls (Pudel), geb. 27.04.2011
und Objibwa's Hakas-ROOKIE PD (Toller), 7.9.99 - 8.6.11
für immer und ewig ganz tief in unseren Herzen

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