Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
Sanne
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Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Sanne »

Hi,

Ich hatte ja schonmal erwähnt, dass Aussie-Mix Yeli in letzter Zeit häufiger aggressiv auf andere Hunde reagiert.

Da die Trainerin, bei der ich länger war und auch mit Goethe in der Junghundestunde bin, leider sehr wenig Zeit für Einzelstunden hat, arbeite ich mit ihr bei einer anderen Trainerin, die ich noch von Yelis Anfangszeit kenne.

Zur Vorgeschichte:
Yeli kam ja mit 10 Monaten zu mir.
Zuvor war sie wohl bei einem Obdachlosen in Deutschland auf der Straße geboren worden und kam mit 4 Wochen zu einer Familie mit mehreren Hunden. Die Leute sind auch selbst Hundetrainer.
Abgabegrund mit 10 Monaten war dann, dass sie zunehmend von den anderen Hunden der Familie gemobbt wurde und deswegen zu Hause kaum noch entspannen konnte.

Bei mir kam sie mit anderen Hunden immer recht gut klar, nur sehr selten kam es mit anderen Hündinnen zu schwierigen Situationen, wenn diese Yeli provoziert haben und sie dann auch darauf einstieg. Das kam aber höchstens mal alle paar Monate vor.
Prinzipiell war sie mit anderen Hunden nie sehr ängstlich, hat gerne gespielt und konnte sich bei Spiel auch behaupten.
Mit anderen Hündinnen im gleichen Haushalt kam sie von Anfang an nicht sehr gut klar. Meine Eltern hatten zu der Zeit noch eine ältere, etwas gebrechliche Hündin. Hier hat Yeli von Anfang an häufiger provoziert und die alte Hündin auch mal gejagt und angepöbelt.
Mein Onkel und meine Tante haben eine gleichalte Collie-Hündin, bei gemeinsamen Skiurlauben war es auch mit dieser, sehr unsicheren Hündin, häufig das gleiche Thema. Yeli hat provoziert und Streit gesucht.
Hierbei hat sie die andere Hündin versucht einzuschränken, z.B. nicht durch Türen gehen lassen und sich auch mal draufgestürzt, wenn der andere Hund dann seinen Willen durchsetzen wollte.
Hier habe ich dann immer drauf geachtet, dass sie eben nicht pöbelt und so stark einschränkt.

Mit Rüden, die z.B. bei uns zu Hause zu Besuch waren, hatte sie nie ein Problem.

Seit einigen Wochen/Monaten (ungefähr seit Beginn des Sommers) hat sich das Problem aber sehr verschärft, sie hat häufig fremde Hündinnen draußen bedrängt, angepöbelt und sich auch draufgestürzt. Deswegen wurde von mir der Kontakt zu anderen Hündinnen eingeschränkt, sie durfte nicht einfach hinlaufen und bedrängen und wir sind nicht stehengeblieben, haben die Hunde nicht lange spielen lassen etc.

Im September haben wir einen anderen Onkel besucht, der eine junge Mischlingshündin hat. Wir kamen abends an und blieben bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Die drei Hunde (Goethe war ja auch dabei) haben im Garten zusammen gespielt und alles verlief harmonisch, bis wir abfahren wollten und Yeli die andere Hündin gepackt, am Nacken festgehalten und geschüttelt hat. Der Hündin ist körperlich nichts passiert, aber sie war natürlich total durch den Wind.
Seitdem trägt sie einen Maulkorb, denn sie ist einfach gefährlich für andere Hunde und ich will auf gar keinen Fall, dass es nochmals zu so einer Situation kommen kann.
Bei vielen dieser Begegnungen hatte ich den Eindruck, dass sie eher ein Ventil für ihren Stress gesucht hat, die anderen Hündinnen haben sie in der Regel nicht bedrängt o.Ä.

Letzte Woche habe ich mit das erste Mal mit der Trainerin getroffen, um den Ist-Zustand zu begutachten und mögliche Trainingsansätze zu besprechen.

Gesehen hat sie mehrere Dinge:
1. Sie hat mich gelobt, dass Yeli sehr gut "im Gehorsam steht"
2. Sie fand, dass Yeli sich seit dem Junghundekurs, den ich bei ihr gemacht hatte, prinzipiell in eine gute Richtung entwickelt hat, sie ist nicht mehr so unruhig, kann auch mal Ruhe geben und ist gut an mir orientiert
3. Yeli "beschützt" mich auch sehr gerne. Als wir darauf zu sprechen kamen, wie es mir in dieser Situation geht, kam sie und ging die ganze Zeit zwischen uns, wie ein Schutzschild gegen die "böse" Hundetrainerin, die mit mir über meine Psyche sprach (wobei ich das Gespräch nicht total unangenehm fand oder so)
4. Yeli und ich sind uns auf eine Weise sehr ähnlich, beides eher hibbelige Typen. Auf der anderen Seite tendiere ich dazu, zurückzugehen, wenn ich von jemandem "bedroht" werde (mir jemand körperlich oder psychisch zu nahe kommt) während Yeli nach vorne geht. Hier füllt sie sozusagen das aus, was ich nicht erbringe.
5. Sie fand das Problem längst nicht so massiv, wie sie es sich am Telefon vorgestellt hatte.

Sie hat mri nach dem Spaziergang geraten, täglich Kausachen anzubieten (da bei Hunden das Kauen stressabbauend wirkt), außerdem ein Pheromonhalsband zu besorgen (das Yeli inzwischen auch hat) und außerdem mit Homöopathie/Bachblüten/Schüssler-Salzen zu behandeln.

Heute haben wir uns zu einem gemeinsamen Spaziergang getroffen, die Trainerin hatte ihre beiden eigenen Hunde und einige Betreuungshunde dabei. Es waren 1 kastrierter Rüde und mehrere Hündinnen verschiedenen Alters.
Die Hunde durften ziemlich früh gemeinsam frei laufen, wir haben dabei aufmerksam beobachtet. Die Trainerin hat alle Hunde gut im Griff und kann sie abrufen, wenn es zu brenzligen Situationen kommt.
Anfangs war Yeli eher unsicher, hat sich von den anderen Hunden fern gehalten und nur beobachtet. Mit der Zeit ist sie aufgetaut und hat mit dem Rüden gespielt. Wenn die Situationen zu hektisch wurden, wurden die Hunde rangerufen und angeleint, bis sich alle etwas entspannt hatten.
Insgesamt verlief der ganze Spaziergang recht gut, es gab zwei Situationen in denen sich Yeli eher selbst zum Mobbingopfer gemacht hat. Die Hunde haben gespielt, wurden immer ruhiger und sie hat keine Grenzen gesetzt, nicht kommuniziert, wenn sie überfordert war sondern ist vor den anderen Hunden davongelaufen, wobei sie mit angelegten Ohren und in die Ferne gerichtetem Blick einen überforderten Eindruck gemacht hat, so ein bisschen nach dem Motto "ich seh euch nicht, ich hör euch nicht, dann lasst mich auch in Ruhe", aber ohne eben auf Hundeart Distanz einzufordern.

Letztendlich hat sie wahrscheinlich (vermutlich durch die schlechte Kindheit) nie einen sehr guten Umgang mit anderen Hunden gelernt, kennt nur zwei Strategien, entweder kleinmachen und aushalten oder dann richtig draufstürzen.
Zusätzlich ist sie wahrscheinlich mit Goethe im Haus etwas überfordert (weiß ja auch nicht, wie sie ihn richtig erziehen soll) und denkt auch draußen z.T. dass sie ihn vor anderen Hunden beschützen muss, was ihr natürlich auch wieder Stress macht.
Möglich ist auch, dass sie manchmal eifersüchtig auf ihn ist, wobei ich solche Situationen zu vermeiden versuche.

Morgen machen wir eine Trainingsstunde. Mittels Clicker soll sie lernen, bei Sichtung von anderen Hunden erstmal zu mir zu kommen und mich entscheiden zu lassen, wie sie in der Situation vorgehen soll. Außerdem soll sie darin bestärkt werden, ihr Unwohlsein in manchen Situationen klarer zu äußern, ohne die "Haudrauf-Methode" zu verwenden und Schutz bei mir zu suchen, wenn sie überfordert ist.

Ich bin schon gespannt auf morgen und werde gerne weiter berichten, wenn es jemanden interessiert!

lg,
Sanne

Rohana
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Rohana »

Danke Sanne, für den detaillierten Bericht. Super, dass Du eine Trainerin hast, die den Hund (und Dich) so intensiv beobachtet und Du kennst Deine Yeli ja auch schon sehr gut.
Ich würd mich freuen, wenn du weiter berichtest!
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Happy
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Happy »

Ich lese interessiert mit. :wink:

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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Ich auch. Bin gespannt wie es bei euch weitergeht!
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

Sanne
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Sanne »

Hi,

Ui, dann hoffe ich dass ich dranbleibe mit dem berichten!
Freue mich über euer Interesse :)

lg,
Sanne

Rohana
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Rohana »

Das liegt wohl daran, dass Du nicht allein dastehst mit derlei Agressionsproblemen. Das ist zwar immer auch individuell verschieden gelagert, aber trotzdem ist es immer sehr interessant zu lesen, wie andere mit dieser Situation umgehen. Was sie dagegen unternehmen. Was hilfreich ist. ....
Da kann man nie genug lesen oder hören - meistens findet sich irgendetwas, irgendein Tipp, den man selbst gebrauchen kann.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Moni
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Moni »

Ich finds auch total interessant und was dazu lernen kann man immer :wink: .
Bitte berichte weiter, ich finds prima! :klatsch: :klatsch:
Liebe Grüße-
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Fibi
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Fibi »

Christiane und Moni sprechen mir aus der Seele.
Mit Billi habe ich das Problem überhaupt nicht,sie ist zu allen Hunden mega freundlich und bringt mit ihren charmanten Art sogar alte Haudegen noch mal ans spielen,so,daß der ein oder andere Hundebesitzer sehr verwundert ist.Die wenigen Hunde,die Billi "doof"findet läßt sie einfach stehen und ignoriert sie.
Bei dem Hund meiner Tochter,(Nelly,BorderColli/old engl.Bulldog Mix) sieht das schon anders aus.Eigentlich ist sie ein totaler Sonnenschein,aber es gibt Sekunden,da geht sie ab wie ein Zäpfchen und keiner weiß so richtig warum.
Meistens sind es Jack Russel,die sie nicht leiden mag-sie stürzt sich einfach drauf,beißt nicht,aber pöbelt sie total an.Das geht von jetzt auf gleich so.Nelly ist sehr gut und zuverlässig abrufbar und sofort aus so einer Situation rauszuholen,aber es ist schon anstrengend immer vorausschauend mit ihr spazieren zu gehen,damit es erst gar nicht soweit kommt.
Also,ich wäre Dir über Deinen Erfahrungsbericht sehr dankbar,denn wie Christiane schon sagte,daß sich immer ein Tipp dahinter verbirgt,den man gebrauchen kann.
Liebe Grüße Fibi
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Pudeltina

Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Pudeltina »

Sanne, ich finde es einfach klasse, wie du dich da rein hängst. Freue mich auch auf weitere Berichte von dir und wünsche dir ganz viel Erfolg bei dem Training.

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Phoebe
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Phoebe »

Ich finde es auch sehr spannend und vor allem richtig gut, dass du dieses "Problem" wirklich ernsthaft in Angriff nimmst!!!

Mich würde bei deinen weiteren Berichterstattungen vor allem interessieren, wie die Trainerin dein Verhalten im Umgang mit Yeli und anderen Hunden beurteilt und was sie dir für Tipps gibt...

Grund der Neugierigkeit ist für mich ein team aus meinem Verein.

Die Hundeführerin auch 24, hat eine 2 jährige Borderhündin. Diese stammt aus einer guten Zucht, wurde als Kind gut sozialisiert...alles fein....ihr Wurfschwester ist ebenfalls im Verein...man hat also den "Vergleich"...
...die besagte Borderin ist nun 2 x durch die BH gefallen. Aber nicht, weil Hf und Hund nicht genug geübt haben, sondern weil die Hf sich das ganze so zu Herzen genommen hat, dass der Hund sprichwörtlich eingebrochen ist. Und dann ging gar nix mehr... nun zur Agression... vor einigen Wochen war nun der 3. Anlauf der BH...und die Hündin stand permanent knurrend vor dem Richter. Sie konnte sich von ihm auch nicht chippen lassen... :? ... beim Straßenteil hat sie dann auhc die anderen z.T. bekannten Hunde extrem fixiert und Zähne gezeigt...
...auhc im wöchentlichen Training ist es mit ihr problematisch...sie stürzt sich ohne Vorwarnung vor allem auf unsere kleinen Hunde...ABER das schlimmste ist, dass die HF nicht interveniert :| sie steht nur da und guckt ihrem Hund zu...ich persönlich würde schon beim kleinsten Versuch des Fixierens einen Abbruch geben, aber es passiert nichts...und je unsicherer sich die Hundeführerin in einer Situation fühlt, desto schlimmer wird es...

...ich würde der Hündin einfach auch nen Maulkorb drauf machen, um Beißverletzungen zu verhindern wenn man in der Gruppe z.B. Gassi geht...aber da stößt man bei der Hf auf taube ohren...denn der "arme" Hund :keule: ... für mich ist es eine tickende Zeitbombe...und ich habe ehrlich um alle kleinen Hunde im Verein Angst...und das sind mittlerweile einige...

...vielleicht kann ich anhand deiner Berichte mir etwas rausziehen, um vielleicht schlimmeres zu verhindern :roll:
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Samtpfote
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Samtpfote »

Hi Sanne,

erst jetzt lese ich deinen Bericht und finde es total super, dass du so detailliert beschreibst was vorgefallen ist und wie es nun weitergehen soll!
Du schreibst, dass Yeli dich zum Teil auch "beschützt", könntest du da mal etwas näher darauf eingehen? In welchen Situationen beschützt sie dich? Was machst du in dieser Situation dann? Wie maßregelst du sie?

Luke meint momentan auch alles mögliche beschützen zu müssen! SEIN Frauchen! SEIN Fressen! SEIN Bett! SEINE Decke! SEIN Haus! Aber niemals vor Menschen, nur vor Hunden! Egal ob bekannte oder unbekannte! Leider habe ich keine so tolle Hundetrainerin wie du hier bei mir, die uns mal auf die Finger/Pfoten schauen kann, drum würde mich interessieren, ob du ähnliche Probleme hast und wie du sie zu lösen versuchst :wink:
Wir schenken unseren Hunden ein klein wenig Liebe und Zeit.
Dafür schenken sie uns restlos alles, was sie zu bieten haben.
Es ist zweifellos das beste Geschäft, was der Mensch je gemacht hat.

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theo
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von theo »

Hallo ich habe am Samstag das hier gesehen bei Rütter leider nicht bis zum Schluss aber vielleicht sind ja ein paar Denkanstöße dabei
Pöbelnder London
http://www.voxnow.de//der-hundeprofi/ge ... london.php
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Viele liebe Grüße von Heike und Theo

Sanne
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Sanne »

Hi,

Super, vielen Dank für den Link! Bin leider noch nicht zum Anschauen gekommen...

Sooo, ich berichte mal wie es weiterging:
Seitdem ich geschrieben habe, hatten wir eine theoretische und eine praktische Einzelstunde.

Theoretische Stunde:
Wir haben uns im Cafe getroffen und einige Dinge nochmal durchgesprochen bzw. die Trainerin hat mir einiges erklärt (vieles kannte ich schon, trotzdem war es gut sich das nochmal ins Gedächtnis zu rufen). Dabei hat die Trainerin auch einiges augezeichnet und aufgeschrieben, diese Unterlagen konnte ich später mit nach Hause nehmen.

Zuerst gings ums Stufentraining. Dabei geht es darum, ein großes Ziel (bei uns: Yeli kommt zu mir und orientiert sich an mir, wenn sie sich in der Situation unsicher ist) in meherere kleine teilschritte zu unterteilen. Viele von euch kennen das sicher vom Clickertraining.
Also 1. Teilziel: Yeli sieht einen Hund und schaut dne Hund an -> Click+Leckerli
2. Teilziel: Yeli schaut den Hund an, schaut weg -> Click + Leckerli
und immer so weiter, bis eben der komplette Ablauf ist: Yeli sieht den Hund, wendet sich ab, dreht sich zu mir, geht auf mich zu, ist bei mir.

Als zweite Einheit ging es dann um Wahrnehmung.
Wie nimmt ein Hund überhaupt wahr?
Reiz -> Wahrnehmung -> Bewertung -> Entscheidung -> Aktion -> Ergebnis
Auf diesem Weg der Wahrnehmung muss man sich überlegen, welche Dinge kann ich überhaupt beeinflussen? An sich ist es am wichtigsten, die Bewertung zu beeinflussen. Nimmt Yeli den anderen Hund nicht mehr als Bedrohung wahr sondern als positiv oder neutral, braucht sie auch kein aggressives Verhalten zu zeigen.
Um die Bewertung zu beeinflussen, muss man schon am Reiz ansetzen, denn die Bewertung geschieht ja innerhalb von Sekunden. Deswegen setzt das Clickertraining auch hier an.
Ansonsten kann man natürlich auch noch die Aktion beeinflussen, die der Hund macht, aber hier wird dann ein Unterbrechen der Handlung nötig und sie wird bei der nächsten Situation immer wieder das gleiche Verhalten zeigen wollen, man muss also immer immer wieder unterbrechen. Für sie ändert sich an der Situation nichts, sie weiß dass sie es nicht darf und macht es dann hoffentlich auch nicht, aber die Bewertung des anderen Hundes wird gleich bleiben.

Als dritten Teil sprachen wir nochmal über Hausregeln (bei uns waren die in letzter Zeit nicht mehr besonders streng)
Vereinbart wurden:
- fester Schlafplatz
- Kein Kontakt wenn es der Hund fordert (wenn sie das tut, soll ich sie wegschicken, warten bis sie entspannt auf ihrem Platz liegt und sie dann ranrufen und den Kontakt zulassen; alternativ kann ich auch einfach selbst gehen, wenn sie fordert)
- abends nicht mehr füttern, falls sie sich draußen sehr schlecht benommen hat

-> die größte Änderung ist eigentlich der feste Schlafplatz, das habe ich in letzter Zeit nicht durchgesetzt gehabt. Kontakt wenn der Hund es fordert gibt es eh nicht bei uns.


Beim nächsten Mal kam dann die praktische Clickerstunde dran.
Hier wurde immer ein Hund aus dem Auto der Trainerin geholt (so dass Yeli den Hund erstmal nicht gesehen hat und man sich dann wie zufällig begegnet ist).
Dabei wurde immer ein Abstand von ca. 5m eingehalten.

Beim ersten Hund wurde zuerst ca. 20 mal nur das anschauen beclickt (hatten ich mit ihr zuvor auch schon auf Spaziergängen geübt), dann das anschauen und daraufhin wegschauen, dann das anschauen und daraufhin wegschauen, wobei Yeli an einer Schleppleine war und so einen etwas größeren Radius um mich herum hatte, sprich das anschauen+ wegschauen auf Entfernung.
Bei den anderen Hunden wars dann immer das gleiche Schema: Zuerst 3x Click für anschauen, dann 3x Click für anschauen+wegschauen und dann die Arbeit auf Entfernung.
Wichtig ist, dass man immer, wenn sich die Situation ändert (z.B. neuer Hund) wieder ganz unten anfängt, sprich wieder das anschauen allein clickt.

Yeli hat super mitgearbeitet, das Problem war eher, sie überhaupt dazu zu bringen, mal etwas auf Entfernung von mir zu gehen, denn die Situation war ganz klar "wir trainieren mit der Trainerin, das macht Spaß und wenn ich ganz brav bin bekomm ich auch was" - das weicht also (noch) sehr von der Alltagssituation ab.

Beim nächsten Mal wollen wir genau die gleiche Stunde nochmal machen, nur dass statt der Trainerin eine Praktikantin die fremden Hunde führen soll.

Ich selbst merke, wie sehr mich die ganze Sache mit der Aggression verunsichert. Häufig ist es nämlich gar nicht so dramatisch, sie kann auch durchaus im Freilauf Kontakt zu anderen Hunden aufnehmen, ohne dass was passiert. Nur die Angst sitzt mir irgendwie im Nacken und ich will vermeiden, dass solche Situationen überhaupt nochmal vorkommen...
Wenn ich selbst mit der Sache total selbstbewusst umgehen könnte und die Situationen, in denen sie entweder gestresst oder überfordert ist, selbst besser einschätzen würde, wäre das wahrscheinlich nicht so das Thema, ich könnte sie größtenteils frei laufen lassen und würde erkennen, welche Situation überhaupt kritisch ist und sie hier dann eben rannehmen. Dadurch würde sie wahrscheinlich auch genug Sicherheit bekommen und sich eh stärker an mir orientieren.
Aber irgendwie bekomme ich das momentan nicht hin :(

lg,
Sanne

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pollibär
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von pollibär »

Ich versteh grade den Sinn von "wenn sie sich draußen sehr schlecht benommen hat, gibt es abends zuhause nichts mehr zu fressen". Soll sie das etwa in irgendeiner Form verknüpfen können oder bezieht sich das schon auf den erwünschten Appetit für die Trainingsrunde am nächsten Morgen??????
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Sanne
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Re: Agression gegen Hunde - Trainingsbericht

Beitrag von Sanne »

Hi,

Ich habe das bisher so auch noch nie gemacht.

Der Sinn der Sache soll sein, dass Hund Zuhause merkt, "oh ich habe meine gewohnten Rechte/Privilegien nicht" und dann am nächsten Tag sich mehr "Gedanken" macht, was kann ich tun damit mir mein Mensch wieder besser gesinnt ist.
Die Trainerin hat mir erzählt, dass sie das bei ihrer eigenen Hündin auch so macht. Ist eine ganz niedliche kleine Mischlingshündin im Schossformat. Für die ist es das Größte, abends mit der Trainerin auf der Couch sitzen zu dürfen und nachts mit im Bett zu liegen. Darf sie das mal nicht, "fragt" sie am nächsten Morgen regelrecht nach, was sie tun kann, damit die Trainerin ihr ihre Privilegien zurück gibt.

Ob es mit Futter und bei uns wirklich was bringt, weiß ich nicht. V.a. da ich eh seit längerer Zeit keine festen Fütterungszeiten mehr habe. Denke also nicht, dass Yeli das wirklich merkt (wobei es für sie schon ein Problem ist, wenn Goethe was bekommt und sie nicht!).

Es geht weniger darum, das Ganze wirklich als Strafe zu betrachten sondern eher darum, in der Summe dem Hund ein paar Sachen zu nehmen, die er für selbstverständlich hält und ihn so ein wenig in die Schranken zu weisen. In diesem Zusammenhang ist es nur eine von mehreren Maßnahmen.

Bisher hab ichs noch nicht ausprobiert, wirklich danebenbenommen hat sie sich nicht. Und ich persönlich finde es überhaupt nicht schlimm, sowas zu machen, denn grad ein Hund wie Yeli sollte sich aus meiner Sicht nicht zu sehr auf seinem Thron ausruhen dürfen und immer wieder merken dass die Welt sich nicht um sie dreht. Sie ist da ganz groß drin, gleich sofort alles in Frage zu stellen, wenn man ihr zu viel Raum gibt, sich breitzumachen. Aber wie man sieht, ist sie dann auch leicht überfordert mit der Situation.
Und da wir eh keine festen Futterzeiten haben gibts sowieso nicht jeden Abend was und dann kann ich es genauso gut so machen.

lg,
Sanne

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