Ich hatte wesentlich mehr "will to please" bei einem Pudel erwartet und war zu Anfang etwas enttäuscht von meinem GP. ABer er läßt einen nie nie nie im Stich, er denkt mit und funktoniert immer. Aber wenn er keine Lust hat, sieht man das auch sehr deutlich.

Er kann äußerst bockbeinig sein und mich wirklich zur Weißglut treiben (dann setzt er sich schräg hin, bummelt beim Laufen, dreht sich demonstrativ weg...), aber alle Außenstehenden bewundern mich um diesen so gehorsamen HUnd (dabei zeigt er mir schon bei der 3. Wiederholung deutlich, das er keine Lust dazu hat).
Mozart und ich haben über ein Jahr gebraucht um wirklich zueinander zu finden, aber er möchte motiviert werden und Bestätigung haben, dann ist er ein Traumhund, der einem die Wünsche von den Augen abliest. Aber viele Wiederholungen sind nichts für ihn. Er ist eher der Mitdenker und handelt gerne selbständig und prägt sich alles ganz genau ein um es an passender Stelle wieder eigenständig abzuspulen.
Wie gesagt, Mozart ist ein Traumhund, der super funktioniert, aber wenn für ihn nichts rausspringt (Leckerchen oder noch wichtiger Aufmerksamkeit), dann kann er ein echt sturer Hund sein, der nur das Nötigst tut. Er würde mich nie im Stich lassen und macht eine gute Figur auf dem Hundeplatz, aber ein trottliger Sklave, der einem alle Wünsche von den Augen abliest und dafür nichts bekommt, das ist er sicher nicht. Ihm ist aber Anerkennung und Lob mittlerweile viel wichtiger als Leckerchen (die er aber trotzdem gerne gnädig nimmt).
Auf dem HUndeplatz arbeite ich viel mit einer jungen Frau, die 2 Bordercollies hat und führt. Diese Hündinnen lesen ihr alle Wünsche von den Augen ab und gieren schier nach Befehlen und nach Lob von Frauchen. MOzart braucht meistens keine Befehle, er arbeitet mit und ist total zuverlässig. Er hat Spaß an jeglicher Arbeit und macht alles mit und es klappte bisher alles mit ihm ohne, das ich es ihm großartig beibringen mußte. Er konnte mit 10 Wochen abgelegt werden, konnte da Sitz, Platz und auch schon etwas Fuß. Freifolge funktonierte auch ohne groß üben.... Aber er mag nicht lange das Gleiche machen, er langweilt sich sehr schnell und wird dann frech und/oder hopst rum oder kaspert. Dabei ist er hoch sensibel und merkt jede noch so kleine Stimmungsschwankung bei mir und arbeitet dann nicht mehr ordentlich, sondern reagiert total auf mich.
Inzwischen bin ich total happy mit meinem Mozart und vermisse dieses so hoch gelobte "will to please" überhaupt nicht mehr. Ich habe einen Pudel, der einfach toll ist, der einfach angenehm ist und jeder liebt ihn. Keiner hat Angst vor diesem weißen Plüschhund und viele beneiden mich um ihn. Andererseits behandele ich ihn nie wie einen Befehlsempfänger und akzeptiere seine Macken (die meistens garkeine Macken sind, sondern eine Reaktion auf mein Verhalten, das habe ich auch erst durch diesen Hund gelernt, er ist megasensibel und bekommt jede noch so kleine Stimmungsschwankung mit).
Gefallen will er mir schon, aber er denkt immer erst, bevor er einen Befehl ausführt. Erst dachte ich, das er etwas schlafmützig sei (bin von unseren Jagdhunden wesentlich mehr Pfeffer gewöhnt), aber er ist ein Mitdenker und wenn man ihm das Erlaubt, dann funktioniert er zu 100% und einwandfrei (nur nicht megaschnell).
In den Rassebeschreibungen wird immer vom so gelehrigen Pudel gesprochen, vom leicht erziehbaren Hund, ich dachte, das ist ein HUnd mit dem berühmten "will to please", ein HUnd der megaeinfach zu erziehen ist und immer alles richtig machen will. Das ist mein Mozart sicherlich nicht. Andererseits ist Mozart ein total angenehmer Zeitgenosse, ein einfach netter Hund, der es einem nie schwer macht und (eigentlich) immer funktioniert.
Da Mozart mein erster GP ist, weiß ich nicht, ob das rassetypisch ist oder ob es einfach Mozart-typisch ist. Aber alle Leute, die einen PUdel hatten oder haben, die ich kenne halten Pudel nicht für typische "will to please"-HUnde, einige wollen nie mehr einen Pudel (mein Trainer) und andere wollen auf jeden Fall wieder einen Pudel (oder auch zwei).