Ich finde die Idee, dass Du Polly ganz langsam an eine Umwelt gewöhnst, die sie anscheinend nicht kennt, sehr gut. Ich habe so einige Tierschutzhunde kennengelernt, die nichts kannten: kein Treppensteigen, keinen Fernseher, keinen Staubsauger, etc. Sie hatten eigentlich vor jedem und allem Angst. Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind daraus wunderbare Familienhunde geworden

Die Kleine hat also eine Chance verdient!
Meiner Erfahrung nach würde ich mit Polly wie folgt verfahren:
Ich würde sie nicht gleich mit zu Euch nach Hause nehmen. Das wäre zu viel Stress auf einmal. Ich würde anfangen, regelmäßig mit ihr spazieren zu gehen. Dabei solltest Du mit kleinen Runden anfangen und jedes Mal die gleiche Runde laufen, damit Polly die Möglichkeit hat, sich an Geräusche und an ein unbekanntes Umfeld zu gewöhnen.
Bei Panikhunden sichern wir sie meistens sowohl mit einem Geschirr als auch mit einem Halsband. Die Leine wird dann sowohl am Geschirr als auch am Halsband festgemacht. Windet sie sich nämlich aus Panik beispielsweise aus dem Halsband, hast Du sie immer noch am Geschirr.
Ich würde draußen dann schon mal anfangen, sie aus der Hand zu füttern. Vielleicht kann Dir die alte Dame sagen, was Polly am liebsten fressen mag.
Wenn Du das Gefühl hast, die Kleine wird sicherer (Rücken wird ganz langsam gerader, Schwanz ist nicht mehr nur noch zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt), dann würde ich Oscar auf die üblichen Spaziergänge mitnehmen. So selbstsicher und ruhig ich Oscar kennen gelernt habe, wird er für Polly eine enorme Hilfe sein. Du wirst merken, dass sich die Kleine viel von ihm abschauen wird.
Darum würde ich mir über die Stubenreinheit keine Gedanken machen. Sie wird sich bei Oscar abschauen, dass sie ihr Geschäft draußen zu erledigen hat. Und in diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass sie draußen dann auch "ihre" Runde bereits kennt, um angstfrei absetzen zu können. Wenn Du sie dann Zuhause hast, würde ich anfangs alle zwei Stunden mit ihr und Oscar raus gehen. Natürlich kann man aber nicht ausschließen, dass es anfangs zu kleineren Missgeschicken kommt. Bis auf Leo (das ist eine Geschichte für sich), sind alle Straßenhunde und Tierheimhunde, die im Tierheim groß geworden sind, alle stuberein geworden und wenn ein sicherer Ersthund wie Oscar da war, dann innerhalb kürzester Zeit.
Wenn das mit Oscar gut auf den Spaziergängen funktioniert, würde ich Polly erst mit zu Dir nach Hause nehmen und zwar so, dass Du mit Oscar und ihr gemeinsam in Eure Wohnung geht.
Es kann sein, dass sie panisch wird. Behalte sie deshalb vorsichtshalber an der Leine und gieb ihr Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Es kann aber auch sein, dass Oscar ihr bereits so viel Sicherheit gibt, dass sie wie ganz selbstverständlich mit ihm mit stiefelt. Aus meiner Erfahrung wirst Du soundso merken, dass sich Polly eher an Oscar, als an Euch menschlichen Wesen orientieren wird.
Ich würde bei Polly noch auf einen Aspekt achten. Wenn sie ihre Angst damit kompensiert, dass sie nach vorne geht (nach dem Motto, Angriff ist die beste Verteidigung), dann würde ich es mit einem Mann, der eher skeptisch ist und Deinen beiden Kindern nicht riskieren. Wenn Polly ihre Angst aber so kompensiert, dass sie sich zurück zieht, dann hast Du gut Chancen, aus ihr einen entspannten Familienhund zu machen.
Und dann bedenke bitte, dass Polly Zeit und Geduld brauchen wird und dass sie nicht so ein Selbstläufer sein wird, wie Oscar. Oscar wird ihr aber eine enorme Hilfe sein
