Seitdem wir mal Waschbären auf dem Grundstück hatten haben wir an allen Riegeln vor den Volieren und Ställen und Hühnerluken Vorhängeschlösser. Die Kerlchen sind wirklich schlau und haben Hände wie Affen, damit kriegen sie alles aufgefingert, was nicht direkt verschlossen ist.
Einer Bekannten sind sie durch die Katzenluke ins Sommerhaus gekommen, während sie drinnen schlief, sie ist erst wach geworden, als der Großteil des Sonntagsbratens schon verputzt war und der Deckel der Kasserolle laut scheppernd zu Boden viel.
Evelin, die Erlebnisse, die Du in Eurer Gegend mit Jägern hast, na dadrauf kann man ja echt verzichten. Von gegenseitiger Rücksichtnahme scheint zumindest die eine Partei noch nix gehört zu haben. Ist ja wie in Wildwest, wer die Waffen hat, hat die Macht.
Nee, so krasse Erfahrungen hab ich hier noch nicht gemacht. Die Vorsitzende vom örtlichen, leider unterdessen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr existierenden Tierschutzverein ist selbst Jäger.
Einer meiner Kollegen auch. Ich bin nicht immer einer Meinung mit ihm, schätze ihn aber dennoch und lasse mir gerne seine Gedanken zu bestimmten Themen erklären.
Durch die Fachhochschule haben wir hier viele Forststudenten und auch junge Jäger, die es wirklich schaffen, den Natur- und Tierschutzgedanken zusammen mit der Jagd unter einen Hut zu bekommen.
Einzig diesen Sommer bin ich an einen Jäger geraten, und das auch noch unverschuldet. Ich bin mit den Hunden vom Training gekommen, hatte noch die Hundepfeife um den Hals, auf der Hutablage lag die Schlepp, und ich wollte noch mal kurz auf einem freien Streifen unter der Hochspannungsleitung zwischen zwei Waldflächen anhalten, um zu schauen, ob ich ein paar Heidelibellen fotografieren kann.
Der Jäger hat mir mit seinem Jeep den Weg versperrt (der für mich nicht nach nicht-öffentlichen Forstweg aussah, ein Schild war nicht zu sehen). Er guckte in mein Auto und hielt mir einen Vortrag, was ich alles in seinem Wald mit meinen Hunden nicht tun dürfte. Ich hatte nicht mal vor, die Hunde überhaupt rauszulassen, weil es in dieser Gegend im Sommer nur so vor Zecken wimmelt und die Hunde schon müde hinten im Auto lagen.
Blöd, dass ich ja so gar nicht den Mund aufkriege, wenn ich spontan mit jemand wildfremden reden soll.
Also hab ich mir tapfer angehört, was er mir als wohl aus seiner Sicht typischen Hundehalter, der die Hunde nur rauslässt um sie auf sein Wild zu hetzen, so unterstellt, und bin dann, da er mich auch nicht wenden ließ, ohne die Libellen geknipst zu haben, den ganzen Weg rückwärts bis zur Chaussee zurückgefahren.
Irgendwie doof, aber die Welt ist halt voller Missverständnisse und Vorurteile.
