Zerrspiele

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Cindy
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Zerrspiele

Beitrag von Cindy »

also, wie in einem anderen Thread schon erwähnt - Yanta mochte keine Zerrspiele. Während eines Obi-Seminars mit Rolf Franck meinte dieser so nebenbei zu mir "wenn dein Hund nicht zergelt kannst Du ihm das auch beibringen". Es ging damals darum, dass es Hunde gibt, die nicht gern dicht beim Menschen "arbeiten" und man das durch Zergelspiele evtl. bessern kann. Ich meinte daraufhin "was macht man aber mit einem Hund der nicht zergeln will?".
Nun, mit Yanta hatte mit dichtem Arbeiten kein Problem - deshalb haben wir das Ganze auch nicht vertieft. Da ich aber in der Hundeausbildung zu der Sorte Mensch gehöre, die Herausforderungen liebt, habe ich mir überlegt, wie ich das wohl machen könnte, Yanta das Zergeln beizubringen.

Wohlgemerkt - es geht hier nur um'S Zergeln mit Menschen. Yanta hatte schon immer ein Faible für Spielzeug und Spielen. Jagdspiele, Rennspiele, Beutespiele. Es ging also nicht darum, ihr überhaupt Spielen beizubringen, sondern rein "Zergeln", also Zerrspiele. Sie gehört(e) zu den Hunden, die beim geringsten "Widerstand" von Seiten des Menschen sofort loslassen. Wobei Widerstand in dem Fall bereits ein "drohendes Auftreten" war - das typische Vorbeugen bei Zerrspielen bzw. das Fassen nach dem Spielzeug war für sie schon Grund, das Spielzeug sofort loszulassen.

Sie fand aber Spielzeug werfen und nachjagen grosse Klasse - also ich werfe, sie jagt hinterher. Ich habe damit angefangen, dass ich das Spielzeug ein paar Mal geworfen habe, bis sie so richtig aufgekratzt war. Dann habe ich sie angetäuscht - also Armbewegung wie beim Werfen, aber eben Spielzeug nicht losgelassen. Nun gehört Yanta nicht zu den Hunden die sich leicht täuschen lassen - spätestens nach dem zweiten Mal hatte sie kapiert, dass sie darauf achten muss, ob das Spielzeug fliegt. Ich habe sie so lange angereizt, bis sie eine minimale Bewegung a la "nach Spielzeug schnappen" gezeigt hat - in dem Moment hat sie das Spielzeug bekommen.
Das habe ich weiter ausgebaut, indem sie immer deutlicheres "nach Spielzeug schnappen" zeigen "musste", bis sie das Spielzeug bekam. Dabei habe ich das Spielzeug nicht mehr weggeworfen, sondern quasi vor mir auf den Boden fallen lassen. Und ich habe dabei auch versucht, sie immer mehr zu reizen. Wenn sie mich dabei mal angesprungen ist - auch gut - Spieli.
Irgendwann hat sie dann mal das Spieli gepackt - und ich habe in dem Moment losgelassen. Das habe ich so lange gemacht, bis sie keine Hemmungen mehr hatte, gleich beim ersten Versuch das Spielzeug zu packen.

Dann habe ich langsam den Widerstand erhöht - aber immer so dosiert, dass sie sich möglichst nicht "erschreckt" und wieder loslässt. Das kann man nicht erklären, dazu braucht man einfach das Feeling für den jeweiligen Hund. Auf keinen Fall darf man zu früh zu viel verlangen.
Bei Yanta hat das Ganze etwa 1,5 Jahre gedauert bis sie wirklich angefangen hat mich "durch die Gegend zu ziehen". Wobei ganz klar angemerkt sein muss - mit der Kraft, mit der Yanta mit mir inzwischen Zerrspiele macht, würden meine Weissen, selbst Wusch, nicht mal mit der Wimper zucken. Bei den beiden Weissen kann ich auch heute noch, ohne das je geübt zu haben, nen ganz anderen Widerstand entgegensetzen als bei Yanta.
Aber ihr macht es offensichtlich Spass und ich steigere heute noch immer wieder langsam den Widerstand, den ich ihr entgegensetze. Wobei ich eben immer berücksichtigen muss, welchen Hund ich am anderen Ende des Spielzeugs habe.

BTW - auch das Anreizen des Hundes sollte man sehr gut auf den jeweiligen Hund abstimmen. Bei Nele bsp. würde das, was ich bei Yanta gemacht habe - so tun als ob ich Spielzeug werfe und Spielzeug vor/über ihr in der Luft rumwedeln - ganz schnell dazu führen, dass ich einen völlig ausgetillten Hund habe :mrgreen: .
Mein Cousin hat das Antäuschen (also so tun als ob er Spielzeug wirft) mal mit unserem Bernhardiner Rüden gemacht, den wir hatten, als ich klein war :twisted: . Der Rüde war eher einer von der schlanken Sorte und liebte Ball werfen. Beim ersten Mal war er verwirrt und mein Cousin lachte sich schlapp über den verwirrt nach seinem Ball suchenden Hund. Beim zweiten Mal war Hund schon nicht mehr so lange verwirrt, sondern drehte sich ziemlich schnell wieder um, um auf den Ball zu warten. Beim dritten Mal drehte sich King sofort um, legte meinem Cousin die Vorderpfoten auf die Schultern und knurrte ihn an :twisted: .
Erziehungsmaßnahme war erfolgreich - mein Cousin hat danach nie wieder versucht, King beim Spielzeugwerfen anzutäuschen. Wir sehen hier ein perfekt angewandtes Beispiel positiver Strafe. Wohldosiert in einer Stärke, bei der der Bestrafte nach einmaliger Strafe gelernt hat, sein Verhalten zu ändern. So soll es sein :klatsch: .

Also, überlegt euch grundsätzlich immer sehr gut, was ihr tun wollt und wie euer Hund so gestrickt ist.
Viele Grüße
Cindy


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du dir vertraut gemacht hast!" (Le petit prince, Antoine de Saint-Exupéry)

pudeltante

Re: Zerrspiele

Beitrag von pudeltante »

ich arbeite bei sowas mit der Longierpeitsche / Reizangel.

auf die Art wird die Beute fern von mir gehalten und es besteht keine direkte Verbindung zu mir.

irgendwann kann man dann auf Spiele an der langen Leine umsteigen.

dieser Wechsel klappt eigentlich immer recht schnell.

positive Kleinigkeit am rande, es entwickelt sich eine unglaubliche Wendigkeit

Andrea01

Re: Zerrspiele

Beitrag von Andrea01 »

Ich "arbeite" auch viel mit der Reizangel - bei den Welpen :mrgreen:
Die haben einen Heidenspaß und ich sie nich an der Hose :frech:

http://www.myvideo.de/watch/4664706/wel ... 7_Wochen_3

Fruit Loop

Re: Zerrspiele

Beitrag von Fruit Loop »

Mein Quintus hat wie gesagt nur Balli gespielt. Und auch nur dann, wenn er lustig drauf war. (Wobei er eh ein insgesamt ruhiger Hund ist...außer beim Agi...^^)
Dagegenhalten war nicht, er hat Zerrspielies nochnichtmal wirklich apportiert. Bei ihm kam das, als Trieb kam. Und nach und nach wurde/wird der Trieb halt immer stärker belastbar.
Man muss herrausfinden, wie man das bei seinem Hund auslöst. Quintus hat z.B. mal das Kommando "Sag mal" für's Bellen gelernt. Das waren dann die einzigen Situatipnen, wo er ein wenig mehr aus sich herrausgekommen ist. Bis ich das aber mal irgendwann gecheckt hatte...
Hab mir dann so ein Fleecespielzeug besorgt und wenn er im Trieb war damit "gereizt". Wenn er dann mal dranging nicht mehr gegengezogen und "gelobt". Loben war in dem Fall nicht "braaaver Hund" sondern mehr so "Hasch's gekriegt, super, grrr totschütteln". Insgesamt drauf geachtet nie statisch zu werden, dann wurde es schnell unspannend. Spielzeug tendenziell vom Hund wegbewegen, nicht auf ihn zu.
Irgendwann hat er dann im rennen gepackt, musste dann aber erstmal weiterlaufen, stehenbleiben war = loslassen. Nach un dnach wurde das Ganze eben "belastbarer", mittlerweile packt er zu und lässt sich am Spielzeug rumschleudern/ hinterherschleifen.
Ich würde übrigens nicht allzusehr auf das Auskommando bestehen. Gerade bei Hunden, die nicht so von sich aus Trieb zeigen drückt das schnell mal. Wenn der Trieb irgendwann sicher ist und nicht mehr davon abhängig, dass man sich/das Spielzeug bewegt kann man das "Aus-/Pack-Spiel" machen. "Aus" - Hund lässt los, sofort "Pack", "Aus", "Pack",....
Dabei tendenziell eher rückwärts bewegen, nicht dem Hund das Spielie quasi ins Maul stopfen! Hund soll vorwärts/drauf/aktiv gehen/werden.
Man kann sich das ein wenig wie das Anhetzen eines Junghundes für die VPG vorstellen...
Mein Fussel darf vielleicht nächstes Jahr mal ein bischen das "Zerrspiel für Große" ausprobieren...^^

Paula

Re: Zerrspiele

Beitrag von Paula »

Vielen Dank für eure Beschreibungen :D.
Jetzt habe ich schonmal ein paar Anregungen im Kopf wie ich Paula vielleicht auch mal dazu bekommen kann, Zerrspiele mit mir zu spielen.

leo

Re: Zerrspiele

Beitrag von leo »

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Zuletzt geändert von leo am Fr Dez 28, 2012 7:44 pm, insgesamt 1-mal geändert.

Happy
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Re: Zerrspiele

Beitrag von Happy »

leo hat geschrieben:
Paula hat geschrieben:Vielen Dank für eure Beschreibungen :D.
Jetzt habe ich schonmal ein paar Anregungen im Kopf wie ich Paula vielleicht auch mal dazu bekommen kann, Zerrspiele mit mir zu spielen.
Mach dir nichts draus ;-) lt Hunde-Osteopaten und Physiotherapeuten sind die Zerrspiele ohnehin Ursache vieler Probleme mit der Wirbelsäule :) beim Hund


LG
Brigitte
Hallo Brigitte,
wie spielst du denn mit deinem Hund? Ballspiele sind ja wegen des aprupten Abstoppens auch nicht so gesund. :n010:

leo

Re: Zerrspiele

Beitrag von leo »

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Zuletzt geändert von leo am Fr Dez 28, 2012 7:43 pm, insgesamt 1-mal geändert.

wun

Re: Zerrspiele

Beitrag von wun »

HI

danke für die super ERläuterung Cindy.
Marley wollte am Anfang auch nicht zergeln, SAtch dagegen macht es mit Hingabe (Mit satch hat marley auch schon immer gezerrt).
Ich weiß gar nicht, warum er es jezt macht, habe es nicht bewusst aufgebaut,
aber finde es toll.

Mhm, geht das wirklich so total auf die Wirbelsäule?!
Da habe ich mir noch nie GEdanken drüber gemacht,
aber ich kann meinem Hund doch nicht nach dem Agi mit Suchspielen belohnen?!

Liebe Grüße
Julia

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Cindy
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Re: Zerrspiele

Beitrag von Cindy »

@Julia

es ist wie mit allem. Was man übertreibt kann schaden.

Man muss eben ein bischen drauf achten, was man tut. Keine extremen, ruckartigen Bewegungen, kein "Kopf hin und her reissen" usw. Eher ein gleichmässiges Ziehen in grossen Bögen.
Und ich kenne selbst Tierphysiotherapeuten, die mit ihren Hunden zergeln.

Meine Hunde sind auch keine, die Suchspiele als Belohnung auffassen würden. Zur Auslastung ja, aber sicher nicht als Bestätigung nach einer gelungenen Fußarbeit oder so.
Viele Grüße
Cindy


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du dir vertraut gemacht hast!" (Le petit prince, Antoine de Saint-Exupéry)

Happy
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Re: Zerrspiele

Beitrag von Happy »

@Brigitte:Danke für deine Erklärungen und vor allem für die Mühe,die ganzen Links einzustellen. :D

Paula

Re: Zerrspiele

Beitrag von Paula »

Deine Ausführungen finde ich sehr hilfreich Brigitte, vor allem, da mir das noch nicht so bewusst war, dass das wirklich so schädlich ist.
Aber die weniger schädlichen Dinge, die du genannt hast, würden meinen wohl eher auch nicht als Belohnung reichen.
Als Beschäftigung machen wir das durchaus mal, aber auch nur kurz, da sie sonst die Lust dran verlieren.
Für Paula ist gerade das Laufen eine Belohnung, beim Agility werfe ich z.B. ganz gerne mal den Futterdummy als Belohnung und das Apportieren müsste sie dabei nicht haben, sondern das Hinterher laufen ist es, was ihr Freude bereitet.

leo

Re: Zerrspiele

Beitrag von leo »

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Zuletzt geändert von leo am Fr Dez 28, 2012 7:43 pm, insgesamt 1-mal geändert.

Paula

Re: Zerrspiele

Beitrag von Paula »

Ein Kampf um den Dummy findet nicht statt, sie bringt den Dummy zuverlässig zu mir (sie dreht höchstens mal eine Extra Runde, wenn ihr jemand wie Paco auf den Fersen ist :wink:).
Ich fülle den Dummy auch schon teilweise mit Schinkenwurst, aber ich habe bei ihr das Gefühl, dass egal was dadrin ist, das Laufen an der Dummyarbeit das Beste für sie ist. Wie gesagt, ich verliere den Dummy auch mal ab und zu oder verstecke ihn und schicke sie los zum Suchen, aber das scheint ihr nicht so viel Freude zu machen. Auch Impulstraining machen wir öfter mal mit dem Dummy, sie also z.B. erst nach dem Flug des Dummys loslaufen darf.
Mir fällt jetzt auch spontan keine Möglichkeit ein, sie z.B. beim Agility mit dem Dummy zu belohnen, ohne den Dummy zu werfen, da die Belohnung ja auch unmittelbar erfolgen muss.

Phoebe

Re: Zerrspiele

Beitrag von Phoebe »

also meine kleine zwergeline fährt beim agi total auf ihren futterdummy ab. und je nach trainingseinheit fliegt er weg (zb. beim slalom oder tunnel training) oder ist bei mir. M´Bei mir wird dann damit getobt, gezerrt oder gleich gefressen. da entscheide ich auch immer bissl wie sie drauf ist. gerade jetzt im winter müssen wir im dunkeln bzw. nur bei flutlicht trainieren. wenn dann auf dem parkplatz vor unserem hundeplatz autotüren knallen oder für sie undefinierbare geräusche da sind, wird sie schnell unsicher. da will sie dann auch nicht zerren, sondern nur fressen. das ist ok und so langsam entspannt sie sich auch.

der rudi dagegen steht immer und überall auf zerrspiele. denn da kann er mal so richtig seinen "mann" stehen. ich verbinde das (bei beiden) immer gern mit wechselbeutespiel. und da werden dann auch suchspiele, gehorsamsspiel usw. mit eingebaut. ich finds immer wichtig sich auf die situation einzustellen, in der man sich selbst und auch der hund befindet.

wenn ich nicht gut drauf bin, fange ich auch gar nicht erst an mit den hunden zu spielen, denn dann bin ich nicht glaubwürdig und das merken die zwei sofort und haben dann auch keine richtige lust...

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