Nun, mit Yanta hatte mit dichtem Arbeiten kein Problem - deshalb haben wir das Ganze auch nicht vertieft. Da ich aber in der Hundeausbildung zu der Sorte Mensch gehöre, die Herausforderungen liebt, habe ich mir überlegt, wie ich das wohl machen könnte, Yanta das Zergeln beizubringen.
Wohlgemerkt - es geht hier nur um'S Zergeln mit Menschen. Yanta hatte schon immer ein Faible für Spielzeug und Spielen. Jagdspiele, Rennspiele, Beutespiele. Es ging also nicht darum, ihr überhaupt Spielen beizubringen, sondern rein "Zergeln", also Zerrspiele. Sie gehört(e) zu den Hunden, die beim geringsten "Widerstand" von Seiten des Menschen sofort loslassen. Wobei Widerstand in dem Fall bereits ein "drohendes Auftreten" war - das typische Vorbeugen bei Zerrspielen bzw. das Fassen nach dem Spielzeug war für sie schon Grund, das Spielzeug sofort loszulassen.
Sie fand aber Spielzeug werfen und nachjagen grosse Klasse - also ich werfe, sie jagt hinterher. Ich habe damit angefangen, dass ich das Spielzeug ein paar Mal geworfen habe, bis sie so richtig aufgekratzt war. Dann habe ich sie angetäuscht - also Armbewegung wie beim Werfen, aber eben Spielzeug nicht losgelassen. Nun gehört Yanta nicht zu den Hunden die sich leicht täuschen lassen - spätestens nach dem zweiten Mal hatte sie kapiert, dass sie darauf achten muss, ob das Spielzeug fliegt. Ich habe sie so lange angereizt, bis sie eine minimale Bewegung a la "nach Spielzeug schnappen" gezeigt hat - in dem Moment hat sie das Spielzeug bekommen.
Das habe ich weiter ausgebaut, indem sie immer deutlicheres "nach Spielzeug schnappen" zeigen "musste", bis sie das Spielzeug bekam. Dabei habe ich das Spielzeug nicht mehr weggeworfen, sondern quasi vor mir auf den Boden fallen lassen. Und ich habe dabei auch versucht, sie immer mehr zu reizen. Wenn sie mich dabei mal angesprungen ist - auch gut - Spieli.
Irgendwann hat sie dann mal das Spieli gepackt - und ich habe in dem Moment losgelassen. Das habe ich so lange gemacht, bis sie keine Hemmungen mehr hatte, gleich beim ersten Versuch das Spielzeug zu packen.
Dann habe ich langsam den Widerstand erhöht - aber immer so dosiert, dass sie sich möglichst nicht "erschreckt" und wieder loslässt. Das kann man nicht erklären, dazu braucht man einfach das Feeling für den jeweiligen Hund. Auf keinen Fall darf man zu früh zu viel verlangen.
Bei Yanta hat das Ganze etwa 1,5 Jahre gedauert bis sie wirklich angefangen hat mich "durch die Gegend zu ziehen". Wobei ganz klar angemerkt sein muss - mit der Kraft, mit der Yanta mit mir inzwischen Zerrspiele macht, würden meine Weissen, selbst Wusch, nicht mal mit der Wimper zucken. Bei den beiden Weissen kann ich auch heute noch, ohne das je geübt zu haben, nen ganz anderen Widerstand entgegensetzen als bei Yanta.
Aber ihr macht es offensichtlich Spass und ich steigere heute noch immer wieder langsam den Widerstand, den ich ihr entgegensetze. Wobei ich eben immer berücksichtigen muss, welchen Hund ich am anderen Ende des Spielzeugs habe.
BTW - auch das Anreizen des Hundes sollte man sehr gut auf den jeweiligen Hund abstimmen. Bei Nele bsp. würde das, was ich bei Yanta gemacht habe - so tun als ob ich Spielzeug werfe und Spielzeug vor/über ihr in der Luft rumwedeln - ganz schnell dazu führen, dass ich einen völlig ausgetillten Hund habe

Mein Cousin hat das Antäuschen (also so tun als ob er Spielzeug wirft) mal mit unserem Bernhardiner Rüden gemacht, den wir hatten, als ich klein war


Erziehungsmaßnahme war erfolgreich - mein Cousin hat danach nie wieder versucht, King beim Spielzeugwerfen anzutäuschen. Wir sehen hier ein perfekt angewandtes Beispiel positiver Strafe. Wohldosiert in einer Stärke, bei der der Bestrafte nach einmaliger Strafe gelernt hat, sein Verhalten zu ändern. So soll es sein

Also, überlegt euch grundsätzlich immer sehr gut, was ihr tun wollt und wie euer Hund so gestrickt ist.