Im Ausland (je nachdem, wo man hinguckt) sind kupierte Ruten noch Standard. Da gehört das zur Fürsorgepflicht gleichauf mit Entwurmung und Impfen vor Ausreise. Wie man das gleichsetzen kann - fragt mich nicht.
Letztes Jahr war ja die World Dog Show in Deutschland und da gab es tatsächlich von einigen Ausländern böses Gerede, weil der vdh außer bei Jagdhunden trotz der Megaveranstaltung keine kupierten Ruten erlaubt hat. Was hab ich mich gefreut
Bevor wir uns für den Pudel interessiert haben, waren wir bei einer Züchterin, die krankheitsbedingt ihre Zucht aufgeben und zwei Erwachsene Hunde vermitteln musste (molosserartige Hunde). Der Rüde war ein Import aus Südamerika und hatte einfach super kurz abgeschnittene Ohren. Ich habe mich allein schon deswegen gegen ihn entschieden (wobei er zu uns sowieso nicht gepasst hätte), weil er einfach für mein Umfeld zu gefährlich aussah. Eben wie ein sehr großer Klischee-Kampfhund. Wir sind halt viel unterwegs und alleine schon bei der Hündin mit Ohren hatten andere Menschen und auch Hundehalter Angst, haben die Straßenseite gewechselt usw.
Für mich persönlich ist das Abschneiden von Körperteilen aus kosmetischen Gründen absolut verwerflich und sollte sogar strafbar sein.
Ironischerweise hatte die Hündin, die wir dann zur Probe ein paar Tage da hatten, sich schon lange vorher das letzte Glied der Rute abgeschlagen. Das ist hier bei uns wieder aufgebrochen und sie hätte recht bald kupiert werden müssen, weil es einfach nicht geheilt wäre an der Rutenspitze. Aber wir haben sie dann aus verschiedenen Gründen wieder zurück gegeben, u.a. auch, weil wir sie als Fremde nicht gleich unters Messer legen und erstmal einen Drittel Schwanz abnehmen lassen wollten...
Bei zB den Aussies gibt's natural Bobtails (nbt) , also Hunde, die ohne Rute zur Welt kommen. Meine Freundin hat so einen. Allerdings ist hier auch in Deutschland (anders als in anderen Ländern) nbt x nbt auch verboten. Es ist erwiesen, dass dann die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass Wirbelsäulenerkrankungen vermehrt auftreten und entweder die Hunde direkt noch im Mutterleib sterben oder kurz danach ggf. eingeschläfert werden müssen. Also in Deutschland ist da schon ein Bewusstsein da, habe ich das Gefühl.
Soweit ich weiß, gibt es verschiedene genetische Ausprägungen von kurz gebliebenen Ruten, nicht jede Rasse hat damit Probleme. Aber es gibt eine Korrelation mit Keilwirbeln, gerade bei den Möpsen, Frenchies usw. Der Retromops meines Bruders hatte beispielsweise kürzlich einen schweren Bandscheibenvorfall und ist jetzt querschnittsgelähmt. Mal sehen, wie es da weitergeht. Die Keilwirbel waren maßgeblich daran beteiligt.
Insofern ist es mir vom gesundheitlichen Aspekt ziemlich egal, ob ein Pudel jetzt eine gerade oder gekringelte Rute besitzt. Hauptsache, er hat überhaupt eine Rute. Und beim Pudel kann man sich Bilder von vor 100 Jahren angucken, da hat sich insgesamt am Körper ziemlich wenig getan. Es ist zum Glück eine gesunde Rasse mit vernünftigen Proportionen und einem ausgeglichenen Körperbau.
Rein ästhetisch gesehen, finde ich beim Pudel hoch angesetzte und leicht geschwungene Ruten am schönsten. Das entspricht dem Standard und eine hoch angesetzte Rute macht den Hund optisch eher quadratisch. Tja, Holly ist im Rücken ein kleines Stück zu lang, die Rute ist noch nicht ganz perfekt angesetzt und sie hat eher eine Sichel. Sie ist für mich trotzdem perfekt

Besonders wenn sie damit wedelt oder andere Leute anflirtet
