Ernährungsempfehlung meines TA

Fragen und Tips rund um die Nahrung.

Moderator: Andy

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urs-77
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Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von urs-77 »

Hallo zusammen

Gestern war ich mit Lou zum Impfen beim TA, hierbei haben wir uns über die Ernährung des Hundes unterhalten.
Ich sagte, wir würden unseren Hund mit hochwertigem, getreidefreiem Futter füttern.

Der TA meinte dazu dass die getreidefreie Ernährung ein hipe sei, welchen er nicht verstehe.
Er habe mit einer renommierten Kollegin der Uni Zürich (Name vergessen), welche auf diesem Gebiet Forschen würde, gesprochen.
Auch sie sage dass ein Hund in der Natur Kohlehydrate (auch in Form von Getreide) zu sich nehmen würde.
Wölfe fressen anscheinend bei einem gerissenen Beutetier zuerst die Gedärme, welche unter Umständen voll von Kohlehydrate sein können.
Hunde (vom Wolf abstammend) würden das genau so machen. Im Gegensatz zu Katzen, die würden zu erst das Muskelfleisch fressen.

Eine zu proteinreiche Ernährung könne beim Hund zu erhöhtem Harnstoff und somit zu Nierenprobleme führen.
Er sagt, man solle dem Hund das füttern was er gerne frisst, der Hund vital ist und ein glänzendes Fell hat. Die Ernährung soll jedoch auch Kohlehydrate beinhalten.

Er selber ist übrigens Vegetarier. Trotzdem füttert er seinem Hund Fleisch. Dies aus dem Grund weil Hunde Fleischfresser sind, nebst dem Gebiss ist der kurze Verdauungstrakt hierfür ausgelegt.

Sollte es jemanden interessieren, hier der Link zum besagten TA:
https://www.kleintier-klinik.ch/

Nebst der Tätigkeit ist er für netap (network for animal protection) tätig:
https://www.netap.ch/de/netap/vorstand- ... vadetscher

Da die Erkenntnis aus dem Gespräch mit Herrn Clavadetscher (TA) für mich sehr wertvoll war, teile ich diese mit euch.
Vielleicht findet das ja jemand von euch ebenfalls spannend.

Rohana
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Rohana »

Man hat inzwischen auch gezeigt, dass Hunde Kohlenhydrate um ein mehrfaches besser verwerten können als Wölfe. Sie haben ihr Verdauungssystem im Laufe der Coevolution mit dem Menschen an eine kohlehydratreichere Ernährungsweise angepasst.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Fluse
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Fluse »

Das ist ein spannendes Diskussionsthema.

Ich habe mal Google befragt:
Der Wolf frisst laut NABU zu 52,1 % Rehe. Google sagt "Rehe ernähren sich von Kräutern, Gräsern, Blumen, Eicheln, Beeren..."
Danach folgen dann mit 24,7 % Rothirsche, die sich wiederum von Gräsern, Kräutern, Rinde, Nadeln, Blättern und Beeren ernähren.
Dann folgt das Wildschwein mit 16,3 %, was sich auch von bereits erwähnten Dingen ernährt.

Kohlenhydrate sind bei den oben genannten Dinge mit dabei - keine Frage, aber eben nicht in hohen Mengen und kein Getreide.
Kohlenhydrat ist auch nicht gleich Kohlenhydrat. Stichwort: glykämische Last...
Schaue ich mir die üblichen Standard-Normalo-Futtersorten an, sind die meist voll von Getreide (Weizen, Mais usw.).

So sehe ich das ;-)

Dazu muss ich vielleicht erwähnen, dass ich mich selbst überzeugt getreidefrei (übliches glutenhaltiges Getreide) ernähre :lol:
Liebe Grüße von Alina mit Purzel

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urs-77
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von urs-77 »

Mit der glykämischen Last wird lediglich beschrieben wie viele Kohlehydrate drin sind.
Der glykämische Index hingegen sagt etwas über die Qualität der Kohlehydrate aus resp. wie lange die Molekülketten der Kohlehydrate sind.

Ich glaube jedoch zu wissen was du meinst.

Fluse
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Fluse »

Danke!
Ich wollte erst Index schreiben :lol:
Liebe Grüße von Alina mit Purzel

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Resi
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Resi »

gibt 2 Studien dazu und diese sind auch wirklich interessant weil es von Hund zu Hund bzw von Rasse zu Rasse sehr unterschiedlich sein kann: https://www.der-barf-blog.de/2016/07/st ... drate.html
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

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urs-77
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von urs-77 »

@ Resi, vielen Dank für den Link. Ist ein sehr spannender Artikel, welcher mich als Hundeneuling wieder auf "Feld 1" wirft. :-)
Soll ich meinem Hund nun Kohlehydrate füttern oder nicht? Bekommt er wegen der proteinreichen Ernährung Nierenprobleme?
Kann er Stärke verstoffwechseln oder nicht?

Ich denke, Probieren geht über Studieren. Deshalb gibt es ab jetzt ab und an etwas Reis, Kartoffeln Karotten usw.
Es wird sich zeigen wie gut Lou die Lebensmittel verträgt. Je nach dem werde ich wieder korrigierend eingreifen.

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Hauptstadtpudel
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Danke für die interessanten Links!

Es ist genauso individuell, wie bei jeder anderen Spezies.

Ich habe immer 60/40 Proteine/Kohlenhydrate gefüttert.
Dann bekam mein Hund erst Probleme mit dem Magen, dann mit der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis, zeitweise sehr schlechte Verwertung).

Laut Bioresonanz ist sein Proteinstoffwechsel wesentlich besser als der von Kohlenhydraten.
Nun bekommt er "proteinlastiges" Futter - auf meine Frage, ob er dann auf Dauer (oder im Alter) dann nicht Probleme mit den Nieren bekommen wird, bekam ich die Antwort, das könnte passieren (muss aber nicht) - aber es würde definitiv aktuell seine BSD kaputt machen, wenn wir nicht reagieren. Und das wäre das größere Übel.

Ich finde die Forschungen spannend zu dem Thema, z.B. die bereits erwähnte Studie, dass Hunde Kohlenhydrate wesentlich besser verstoffwechseln können als Wölfe.

Zu Mais oder Weizen würde ich trotzdem nicht greifen, aber da gibt es ja viele Alternativen.
Zuletzt geändert von Hauptstadtpudel am Fr Sep 21, 2018 8:20 am, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Isi
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Isi »

Du hast ja auch den großen Vorteil, einen kleinen Hund zu haben, der frisst so wenig, dass gute Ernährung nicht an den Kosten scheitern muss. Das sieht bei einem 30 kg GP schon anders aus, der frisst einem mehr Haare vom Kopf :wink:

Diese KH-Frage ist für mich eine "philosophische".
Ich möchte noch ein politisch-ökologisches Argument ergänzen: Weniger Fleisch zu füttern heißt auch, dass weniger Tiere dafür gehalten werden und sterben. Ich hab veganes Hundefutter abgelehnt, bis mir dieser Riesenvorteil aufging. Weniger CO2, weniger Massentierhaltungsleid usw.

Für mich ist es dennoch so, dass der 1. Posten bei der Hundefutter-Deklaration Fleisch sein sollte - und nicht zB Mais oder Reis.
Auch wenn der Hund als Kulturfolger KH besser verträgt als ein Wolf, der zwar die KH im Futtertiermagen mitfrisst, aber nicht wie der Hund jetzt schon so viele Jahre auch Essensreste der Menschen.

Nach diversen Runden durch den Ernährungsansichten bin ich inzwischen bei Clean Eating/Feeding angekommen:
Möglichst natürliche Lebensmittel, die ihren Namen verdienen :wink: , möglichst wenig industriell verarbeitet, transparente Deklaration der Inhaltsstoffe/Bestandteile, viel Frisches, viel selbst machen/kochen, Vollkorn/Vollwert wo es geht, keine künstlichen Zusätze und bei Nahrungsmittelergänzungen Blick auf deren reale Bioverfügbarkeit,...
- Und da sind mir konkret viele Leckerlis der Tiermittelindustrie ein Graus! (Deshalb nehm ich meist Trofu als Leckerli plus Knabberkram, wo man das Tier noch erkennt, also so was wie Kaninchenohren und keine zusammen gemanschten Möchtegernknochen - gerade bei einem kleinen Hund, rein von der Menge her hat der sonst schnell einen Overload an Sch... intus.

Ich kenne und unterstütze "Was du an Futter in den Hund steckst, sparst du an Tierarztkosten". Dennoch ist es leider nur bedingt beeinflussbar, wie gesund ein Hund bleibt...- was mich aber nicht abhält, ihn möglichst gesund - in meiner Anschauung - zu ernähren.

Und genau, wie du sagst, gibt es unterschiedliche und auch im Laufe des Hundelebens wechselnde Ernährungsbedürfnisse - und wechselnde Anschauungen und Trends :wink:


Punkto zu viel Protein:
Da würde ich noch mal schauen, wie lange ihr Welpenfutter geben wollt, das hat meist mehr Protein als das für adulte Hunde.
...mit Großpudel Greta *11.5.21 an der Seite und Joy im Herzen.
Vom Glück mit Greta: https://shorturl.at/BCIL7

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Sabs
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Sabs »

Sehr interessantes Thema!
Auch dazu hat Tierarzt Dr. Rückert einen Artikel geschrieben:
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/de ... 3&ID=20117

Ich hoffe es klappt 8)
Bild

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Hauptstadtpudel
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Klappt! :D

Mal wieder sehr anschaulich und interessant.
Es ist ein Dilemma ein fleischfressenden Tier zu halten.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

galina
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von galina »

Da der aktuelle Blogartikel von Tierarzt Rückert genau zum Thema passt, verlinke ich ihn hier, ist quasi eine Fortsetzung des von Sabs eingestellten, älteren Posts:

http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/de ... 3&ID=20478

galina
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von galina »

Und hier noch nachgeschoben die Warnung der FDA (Food and Drug Administration), auf die Rückert im letzten Absatz zu sprechen kommt; dass mittlerweile ein Zusammenhang vermutet wird zwischen dem das Getreide in Futtermitteln ersetzenden, teilweise recht hohen Hülsenfrüchte- und Kartoffelanteil und der Entwicklung einer Dilatativen Kardiomyopathie:

https://www.fda.gov/AnimalVeterinary/Ne ... 613305.htm

Ruhrpott-Rudel
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Ruhrpott-Rudel »

Habe den Artikel gerade gelesen und bekommen nun Sorgen was das Nassfutter angeht, welches wir füttern...es ist von Real nature Lamm mit Kartoffel und Maiskeimöl, das wirklich gut vertragen wird. Sollte ich einen Wechsel in Erwägung ziehen oder ist das etwas übertrieben in euren Augen? Vielleicht bin ich auch gerade zu besorgt...
Liebe Grüße, Julia mit Rusty & Billy

Fluse
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Re: Ernährungsempfehlung meines TA

Beitrag von Fluse »

Wenn diese Fütterung so heftige Auswirkungen hätte, dann müsste es doch viel mehr Erkrankungen dieser Art geben.
Überleg mal wie viele ihren Hund mit hohem Fleischanteil ernähren.

Ich habe den Artikel jetzt nicht gelesen. Da müsste ich mich arg einarbeiten wegen dem englisch :oops:
Ich hatte etwas ähnliches mal in deutsch gelesen und da ging es um einen Taurinmangel... Taurin ist ja sehr wichtig fürs Herz.
Taurin ist in Fleisch. Getreide ist durch seine Lektine eher ein Nährstoffräuber.
Das passt für mich dann nicht zusammen.

Klärt mich bitte auf, wenn es in dem englischen Artikel näher beschrieben ist.

Ich persönlich würde da nix an der Ernährung schrauben, wenn der Hund gut zurecht kommt.
Liebe Grüße von Alina mit Purzel

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