Fermentiertes Gemüse

[jojojojobounty]

Hi Zusammen,

wir sind in den letzten Tagen auf das Thema Fermentation vom Gemüse gestoßen, als Methode zum Haltbarmachen, aber auch um gut Verträgliches und die Darmgesundheit förderndes zu füttern, gestoßen.
Es entstehen Milchsäurebakterien und weitere Nährstoffe, die das Gemüse wertvoller und nährstoffreicher machen sollen.
Nicht nur für den Hund, auch für den Menschen geeignet

Hat das von euch schon mal jemand probiert oder sogar Erfahrungen zu berichten?

Ich habe heute ein Glas Karotten zum Fermentieren angesetzt….

Liebe Grüße

[Andy]

Ich habe es noch nicht gemacht, aber mal Brottrunk mit ins Futter gegeben. Achte darauf, dass du mit einer sehr kleinen Menge anfängst, wenn du das fütterst. Es könnte sonst aufgrund der Milchsäurebakterien unangenehm für deinen Hund werden.

[jojojojobounty]

Ja, das tun wir. Wir testen es in jedem Fall auch selbst.

Kannst du näher erläutern, warum es unangenehm werden könnte? Ich hatte zwar mehrfach gelesen langsam steigern und auch am Ende gibt man nur so 1El am Tag, aber noch nicht so genau begründet …

[Fluse]

Das ist Futter für die Darmbakterien und dabei machen sie sozusagen Party und die kann man im Bauch bemerken
So wie wenn man Hefe in Wasser löst (oftmals ja auch mit einer Prise Zucker als Futter) und die etwas ruhen lässt und dann sieht man da ja auch direkt, was da abgeht. Bläschen, mehr Masse... das kann man halt merken im Bauch. Grummeln, Luft...

[Andy]

Jupp genau. Es kann sein, dass die Bakterien weiter munter Gase produzieren was dann zu Blähungen, mehr oder weniger starken intestinalen Schmerzen/ Beschwerden führt.

[Landei]

Ich hatte mal eine Brottrunk-Kur angefangen, weil mir die jemand für die Haut empfohlen hatte. Hab ich aber gaaanz schnell wieder abgesetzt:
1. Bääääähhhh... und 2. hat`s mich fast zerrissen vor lauter Luft im Magen/Darm
Ich finde ja so ein klares Hautbild toootal überbewertet...

[Hauptstadtpudel]

Uiih, ich bin schon ne Weile am Überlegen, ob ich das nicht mal ausprobiere.

Also ganz klein anfangen?

[txakur]

Isst hier niemand Sauerkraut? Das ist nix anderes... Einziger Unterschied: das, was im Supermarkt verkauft wird, ist totpasteurisiert. Wer also ausprobieren will, was der Darm dazu so sagt, kann ja erst mal in den Bioladen des Vertrauens gehen

[Sämi2]

Brottrunk habe ich jahrelang genommen. Nach dem angewöhnen ist es es ein Segen für die Darmflora. Unterdessen bin ich auf Molke umgestiegen. Bei Hunden wäre ich auch etwas vorsichtiger. Meine ehemalige Tierärztin erklärte mir mal, das sich die Darmflora der Hunde stark von derjenigen des Menschen unterscheide.
Aus diesem Grund war sie auch eher gegen Probiotika. Ob das so ist kann ich nicht beurteilen.

[txakur]

Meine ehemalige Tierärztin erklärte mir mal, das sich die Darmflora der Hunde stark von derjenigen des Menschen unterscheide.
Aus diesem Grund war sie auch eher gegen Probiotika. Ob das so ist kann ich nicht beurteilen.

Der Unterschied ist der, dass der Mensch omnivor mit nur geringem Bedarf an Futter tierischen Ursprunges ist (das darf dann aber gerne auch vom Insekt, als Ei oder aus dem Meer daherkommen, wurschtegal), während der Wolf ein Carnivore und der Hund ein fakultativ omnivorer Carnivore ist.
Kurz gefasst hat der Mensch den Hund verdauungsmäßig dahingehend verändert, dass er neben Fleisch in allen Frischegraden und ein bisschen Verdauungstraktinhalt auch Stärke in geringen Mengen zur Energiegewinnung heranziehen kann. Kriegt der Wolf nicht hin, der kann höchstens ein bisschen Zucker aus reifen Früchten noch verwerten. Das Mikrobiom des Hundes ist also schon ein bisschen dichter dran an dem des Menschen (dazu gibt's sogar auch Studien, muss ich heute Abend noch mal nachgucken), aber dass vergorenes Gemüse nun - außer vielleicht in Einzelfällen - für den Hund hilfreich ist, möchte ich fast bezweifeln. Eher hat's nach meinem Gefühl keine oder eine negative Wirkung.

[Kara]

Auf die Schnelle aus der Mittagspause:

Das war ein frisch entdecktes Hobby meines Papas ^^ und eben aus Gründen der Darmgesundheit fange ich es gerade auch ein kleinbisschen an. Hardware ist ja schon vorhanden, ebenso ein paar "Probieransätze".

In meiner Küche blubbern ein Milchkefir und ein Wasserkefir vor sich hin und im Kühlschrank wartet eine Käsekultur für Nüsse auf ihren ersten Einsatz. Die Seite Fairment kann ich für den Anfang mal vorsichtig empfehlen, auf Facebook gibt es dazu auch eine hilfsbereite Community

[jojojojobounty]

Isst hier niemand Sauerkraut? Das ist nix anderes... Einziger Unterschied: das, was im Supermarkt verkauft wird, ist totpasteurisiert. Wer also ausprobieren will, was der Darm dazu so sagt, kann ja erst mal in den Bioladen des Vertrauens gehen

Tatsächlich… eher nein….
Obwohl wir Sauerkraut aus dem Biomarkt da haben (aber auch eher für den Hund )

Ich bin gespannt und werde berichten. Teste es natürlich erst selbst … falls ich es runter bekomme.

[txakur]

Ich hab' jetzt mal ein bisschen rumgesucht: mit den Suchwörtern human dog gut microbiome findet man eine ganze Reihe von Publikationen - allerdings i. d. R. zumindest cofinanziert von irgendwelchen Interessensgruppen (Nestlé zum Beispiel).
Ich würd' mich an der Stelle einfach mal auf die Position stellen: der Mensch kann selber feststellen, ob ein Lebensmittel ihm gut tut oder nicht. Der Hund kann das nicht - bzw. kann das vielleicht schon, aber der Mensch neigt ja dazu, entsprechende Äußerungen seiner Tiere nicht wahrzunehmen. Fermentiertes Gemüse gehört irgendwie nicht auf den originären Speisezettel des Hundes, da er aber (als Spezies) gewohnt ist, irgendwelche vom Menschen weggeschmissenen Reste zu fressen, wird er von kleineren Mengen davon vermutlich keinen Schaden davontragen. Insofern würde ich das einem gesunden Hund nicht geben. Bei einem Darmpatienten könnte man so eine Art Behandlungsversuch mit Kleinmengen starten und gucken, ob der Output besser wird oder nicht. Einem Hund, der gesundheitlich massiv instabil ist, würd' ich's dann aber wiederum gar nicht geben aus Furcht, dass es ihn komplett aus den Latschen hauen könnte.

[Kara]

Da war ich heute Mittag wohl etwas übereifrig und habe überlesen, dass es zumindest hauptsächlich um fermentiertes für den Hund geht... ^^

Zu dem Thema habe ich aber letztens gelesen, dass Kühe mit ihren unterschiedlichen Mägen nichts anderes tun, als Bakterien für sich arbeiten zu lassen, um das beste aus dem Grünzeug rauszuholen - also Gras fermentieren. Und Pansen, gerade grüner, und dessen Inhalt gilt doch nun unter Hunden, Barfern und auch sonst gelegentlich als ganz besonders gesund für den Hund und wird von den allerwenigsten Hunden verschmäht. Hat aber auf den ungeübten Verdauungstrakt dieselbe ... nennen wir es "explosive Wirkung" wie Sauerkrautverzehr auf den ungeübten menschlichen Magen....

Und wo wir schon bei der an den Menschen angepassten Hundedarmflora sind: so ein Pansen landete doch öfter mal im Wach- und Hofhund...

Rondra frisst Sauerkraut übrigens sehr gerne... allerdings haben wir bisher bei gegebenem Anlass (Knochensplitter verschluckt) auch nur das "tote" Sauerkraut aus dem Bioladen probiert...

[txakur]

Ich antworte mal mit einem entschiedenen "Jein!"
Sauerkraut - und die ganzen anderen fermentierten Gemüse - werden durch Milchsäuregärung hergestellt. Dabei fällt - MUSS fallen! - der pH-Wert auf Werte von 4 oder sogar noch weniger. Sonst funktioniert das nämlich nicht und es wird eklig gammelig.
Die Mikroorganismen im Pansen spalten Zellulose mittels eines Enzymes (überraschenderweise heißt es Zellulase - "-ase" am Ende ist immer ein Enzym) in seine Bestandteile auf, sodass sie für den Organismus verwertbar wird. Zellulase wird halt nur von Mikroorganismen gebildet, weshalb sowohl Wiederkäuer sich welche "halten" (im Pansen) wie auch z. B. Pferde (im Blinddarm). [Exkurs] Dabei ist das Kuh-System effizienter, weil der Zelluloseaufschluss schon VOR dem Dünndarm, in dem Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei aufgenommen werden können, passiert, während der Blinddarm beim Pferd ja ziemlich am Ende der Darmpassage liegt, weshalb dem Pferd weitaus weniger zellulosebasierte Nährstoffe zur Verfügung stehen. [/Exkurs] Im Pansen sinkt aber der pH - DARF nicht sinken! - nicht unter 5,5, sonst kippt das System. Das vertragen sonst viele der dort arbeitenden Bakterien nicht und die Kuh wird krank. Im Pansenmilieu ist Milchsäure auch nicht so sehr vertreten (es gibt bestimmt auch da Bakkies, die welche machen, aber das sind nicht so viele), sondern es geht mehr um andere organische Säuren (Essig-, Propion-, Buttersäure).

Insofern ist das nicht ganz so direkt zu vergleichen (zur Verdauung der Kuh gibt's hier eine kleine Zusammenfassung: https://www.bauernhof.net/verdauung-der-kuh/).

Insgesamt ist über das Mikrobiom (also die Gesamtheit der Mikroorganismen, was nicht nur Bakterien, sondern auch Viren, Pilze, sonstige Einzeller... umfasst) des Verdauungssystems erst sehr, sehr wenig bekannt. Und das ist ganz sicher ein superinteressantes Forschungsgebiet der Zukunft!