Rondras Magendrehung - ein Bericht

Erfahrungsaustausch bei Krankheiten.
Benutzeravatar
Kara
Mini-Nase
Beiträge: 490
Registriert: Mo Dez 25, 2017 9:58 am

Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Kara »

Rondra und ich waren am vergangenen Wochenende zu Besuch 400km von Zuhause entfernt am Bodensee - Kurzurlaub sozusagen. Aufregende Tage, viele neue Menschen, ausgiebige Streicheleinheiten, eine Grillfeier, ein Frauchen, das es viel zu gut mit einer großen Futterportion gemeint hat, noch dazu von einem Futter, das sie erst seit einer Woche bekommt... und so nahm das Unglück seinen Lauf.

Eine viel zu große Portion Trockenfutter ca. 19:30 Uhr ...
ab ca. 22:00 Uhr - Rondra unruhig, irgendwie ruhelos, mit der Gesamtsituation unzufrieden ... ein erster prüfender Blick auf die Schleimhäute - die bei Rondra im Maul leider so ziemlich alle schwarz/dunkel sind.
23:00 Uhr - eine kurze Runde um den Block, der erste Versuch zu erbrechen, ohne dass irgendetwas dabei rauskommt... Da habe ich auch einmal den Bauch abgetastet, war von Rondra mit einem schmerzerfüllten Fiepen quittiert wurde - diese Reaktion war nicht reproduzierbar, bei allen malen danach muss sie "die Zähne zusammengebissen haben". Mein ungutes Bauchgefühl war auf jeden Fall da und ich hatte schon mal die nächstgelegene Tierklinik mit Notdienst ergooglet.
23:30 Uhr - Rondra will raus, weitere 3 erfolglose Erbrechensversuche, schmerzhafter (Abtasten -> Buckel), harter Bauch, zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar als aufgebläht zu erkennen. Draußen legte sie sich dann, oft in Verbindung mit den Erbrechensversuchen, auf den Boden; den Kopf flach am Boden nach vorne ausgestreckt. Eine für sie absolut untypische Haltung - schon gar nicht draußen, während wir eigentlich in Bewegung sind.
23:45 Uhr - wieder drinnen; ein Versuch, ob eine Wärmflasche Linderung bringt... die schwindende Hoffnung, dass sie nur Bauchweh hat, weil das viele Trockenfutter zu sehr aufgequollen war. Kopfzerbrechen meinerseits und dann ...
23:55 Uhr - die Entscheidung, dass ich lieber umsonst zur Tierklinik fahre, und mir eine Entwarnung abhole, als so lange zu warten, bis es kritisch wird. Also telefonisch angekündigt, die Symptome geschildert, gesagt, dass ich sichergehen will, dass das keine Magendrehung ist.

Die zwei Haupt-Symptome, die für mich den Ausschlag gegeben haben, waren das erfolglose Erbrechen und dass ich mittlerweile das Gefühl hatte, dass der Bauch sich tatsächlich bläht.

Rückblickend fühlt es sich wie eine Ewigkeit an, ich war enorm unsicher, ob ich es hier gerade "nur" mit Bauchweh oder tatsächlich mit einem Notfall zu tun habe. Ich habe hauptsächlich deswegen so lange gezögert, weil ich die Blähung des Bauches noch nicht klar erkannt habe, weil Rondra nicht übermäßig gespeichelt hat, weil sie dann doch wieder ruhig lag und sich streicheln ließ und weil die Schleimhäute in den Augen (die in ihrem Maul sind alle eher dunkel) eine normale Farbe hatten. Aber, ein Fakt, der mir sehr bewusst ist und der dann auch ein bisschen den Ausschlag gegeben hat: mein Mädel ist verdammt hart im Nehmen und zeigt Schmerz nicht wirklich.

Also ging es ab zur Tierklinik Ravensburg, 25 min unspektakuläre Fahrt. Vor Ort wird mir Rondra sofort abgenommen, ab zum Röntgen. Wenige Minuten später: "Sie hatten den richtigen Riecher, Magendrehung."

Dieses Bild durfte ich mir dann anschauen - ich habe dafür keinen Blick, aber der Magenausgang, der eigentlich unten rechts sein sollte, ist auf dieser Aufnahme scheinbar oben links...
Bild

Rondras nach wie vor relativ guter Gesamt-Zustand erlaubte eine ordentliche Vorbereitung des OP-Saals und ein Vorgespräch, Papierkram.
Um kurz vor 1 Uhr, als der Countdown zur OP läuft, habe ich noch folgende Vorher-Bilder gemacht. Mittlerweile erkannte man deutlich die Aufgasung und von der Seite den oft beschriebenen "tonnenförmigen" Bauch. Kurz darauf bekam sie einen Zugang gelegt und wurde an den Tropf gehängt. Vor der Narkose fühlte sie sich noch mal deutlich unwohler. Ich saß am Boden, sie lag mit dem Rücken an mein Bein angelehnt, und fing an, sich immer mal wieder in Unwohlsein leicht umzubetten, sich mit den Füßen am Behandlungstisch abzustützen, die Hinterbeine zitterten leicht - ich bin sehr froh, dass die OP zu diesem Zeitpunkt in greifbarer Nähe war.
Bild
Bild

Gute 2h später bekam ich die telefonische Entwarnung: alles gut gelaufen, sie steht schon wieder, die Milz durfte drin bleiben. Und wie ich dann bei Abholung erfahren habe, musste der Magen nicht geöffnet werden, kein abgestorbenes Gewebe. Der Magen ist jetzt außerdem rechts mittels lateraler Gastopexie fixiert.

Ich habe sie zwischen OP und Abholung bewusst nicht besucht. Die Rückmeldung war immer, dass es ihr gut geht, sie entspannt ist, es eigentlich eher kontraproduktiv ist, wenn sie sich nun aufregt, weil sie mich sieht, und ich dann ja ohne sie wieder abreisen würde. Daher habe ich bis zum Montag am späten Vormittag die Füße still gehalten. Um kurz vor 11 Uhr wurde sie dann entlassen, die EKGs waren bis dahin unauffällig.

Am Donnerstag geht es zum Haustierarzt zur Wundkontrolle, ansonsten gibt es nun noch ein paar Mal Schmerzmittel und Antibionika. Die Nähte sind alle mit selbstauflösenden Fäden genäht und derzeit noch mit Pflastern verdeckt. Rondra macht auch keinerlei Anstalten, unter den Body, den sie trägt, zu kommen.

Direkt nach der Abholung vor unser 4stündigen Heimreise noch eine kleine Runde um den Block gedreht ...
Bild

Wie ging und geht es mir damit?

Wirklich und ehrlich: gut.
Wie schon in Rondras Thread geschrieben habe ich mich bei der Tierklinik ausgesprochen gut und kompetent aufgehoben gefühlt. Das machte das Vertrauen leicht und ich hatte meinen Teil "erledigt" indem ich die Notlage erkannt und entsprechend gehandelt habe. Rückblickend frage ich mich, ob ich nicht schon eine Stunde früher hätte fahren sollen, bin etwas unglücklich über meine Unsicherheit, beruhige mich aber mit der Tatsache, dass ich zumindest früh genug zur Vermeidung von Organschäden (Magen, Milz, Herz, Lunge sind da wohl gerne mehr betroffen) dran war. Ungemein erleichtert hat sich Situation natürlich, dass Rondra auch unter offensichtlichen Schmerzen immer noch ein Goldschatz ist und sie diese nicht unter Panik oder Schreien oder ähnlichem gezeigt hat.
Zuletzt geändert von Kara am Mo Sep 05, 2022 10:42 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Bild

Benutzeravatar
Hauptstadtpudel
Mega-Super-Nase
Beiträge: 19106
Registriert: So Jun 19, 2011 5:23 pm
Wohnort: Berlin, ZP Jella 09/21 und GP Bolle 06/12 - 07/20
Kontaktdaten:

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Zum Glück bist du mit ihr in die Klinik gefahren.

Ich bin froh, das jetzt erst zu lesen, nachdem es gut gegangen ist.

Erholt euch beide gut.
Ich denk an euch.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

Pudeljungs
Große-Nase
Beiträge: 1708
Registriert: Sa Okt 30, 2021 5:18 pm

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Pudeljungs »

Was für eine Aufregung. Gut, dass alles so gut verlaufen ist. Weiterhin gute Besserung für Rondra. Sowas ist ein Alptraum für jeden Hundebesitzer.

Benutzeravatar
Isi
Mega-Super-Nase
Beiträge: 11823
Registriert: Fr Dez 13, 2013 8:36 am
Wohnort: Hamburg

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Isi »

Mir fällt ein Stein von Herzen, du warst rechtzeitig in der Klinik mit ihr!!

Erholt euch beide gut!
2x Verwöhnprogramm bitte!
...mit Großpudel Greta *11.5.21 an der Seite und Joy im Herzen.
Vom Glück mit Greta: https://shorturl.at/BCIL7

Benutzeravatar
Annitante
Supernase
Beiträge: 2766
Registriert: Sa Jul 25, 2020 9:56 am

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Annitante »

Was für ein Ablauf, den du hier reproduzierst. Ich bin erstaunt, dass ihr so viel Zeit hattet. Gut, dass du auf dein Bauchgefühl vertraut hast.

Jetzt wünsche ich euch beiden gute Besserung. Urlaub war das ja so eher nicht.
Anne mit Einstein

Any day spent with you is my favorite day. So today is my new favorite day.

Lalilo
Zwerg-Nase
Beiträge: 860
Registriert: Do Jan 31, 2019 7:13 pm

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Lalilo »

wie gut, dass du so ein Feingefühl hast und das alles als 'nicht normal' eingestuft hast, und noch besser, da ihr so eine kompetente Klinik in der Nähe hattet. Luna war in Ravensburg für die Kastration, dort ist man wirklich gut aufgehoben.

Und Danke für die ausführliche Beschreibung, wer weiß ob man mal in einer ähnlichen Situation ist und sich dann daran erinnert.
Liebe Grüße von der Alb
Lailo mit Großpudel Luna

Benutzeravatar
Iska
Mega-Super-Nase
Beiträge: 28090
Registriert: Mo Feb 04, 2013 4:22 pm
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Iska »

Vielen Dank für Deinen Bericht.... ja, es ist der Alptraum jedes Hundebesitzers... :streichel: wir haben das leider schon 2x als Milzdrehung mit angekipptem Magen auch erlebt... da kommen Erinnerungen hoch :(
Wie gut, daß Du eine Klinik mit (Nacht-)Notdienst gefunden hast - in der jetzigen Zeit ist das leider auch gar nicht mehr selbstverständlich.
Recht gute Genesung weiterhin für Rondra :streichel: Bleibt in nächster Zeit noch schön vorsichtig, auch, wenn sie schon wieder fast "die alte" zu sein scheint...🍀
viele Grüße
Sybille mit Morris; Fani Flausch, Paule, Olli & Iska im Herzen

Bild

Luise2016
Kleine-Nase
Beiträge: 1481
Registriert: Di Aug 23, 2016 8:35 am
Wohnort: Aumühle bei Hamburg

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Luise2016 »

Danke für den Bericht. Wie unglaublich gut, dass Du Deinem Gefühl getraut hast! Mit der Fixierung des Magens ist man dann doch eigentlich auf der sicheren Seite, oder?
Weiter gute Besserung und Verheilung
Viele Grüße von Luise mit Artur und Zappa und dem großen Carl im Herzen

Snille
Mini-Nase
Beiträge: 204
Registriert: So Mai 24, 2020 9:15 pm

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Snille »

Nein, auch ein fixierter Magen kann sich noch drehen, es ist keine 100%tige Sicherheit.

Der Rüde eines Bekannten ist vor kurzem 8 Tage nach der eigentlich gut gelaufenen Magendrehungs OP an einer Sepsis gestorben.
Viele Grüße von Sina mit Agnetha
Bild
Bild
Bild

Benutzeravatar
bergahorn
Zwerg-Nase
Beiträge: 606
Registriert: Mo Aug 31, 2020 1:46 pm

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von bergahorn »

Danke für den ausführlichen Bericht und die Bilder. Das finde ich sehr hilfreich :)

Sehr schön zu lesen, dass es so gut ausgegangen ist! Schön, dass es Euch soweit wieder gut geht :D
Agnes mit Mori :D

Benutzeravatar
Isi
Mega-Super-Nase
Beiträge: 11823
Registriert: Fr Dez 13, 2013 8:36 am
Wohnort: Hamburg

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Isi »

Wirklich Schwein gehabt, puh!

Auf dem Röntgenbild seh ich auch nicht den verschobenen Ausgang - aber die Aufgasung, anhand der Größe des Magens. Der Magen ist sonst, meine ich, ungefähr faustgroß und auf der Röntgenaufnahme hat er die Größe eines Fußballs, er füllt ja den gesamten Brustraum aus :shock:

Weiterhin gute Besserung!

PS Sie schaut übrigens selbst mit OP-Body so bezaubernd und toll aus :)
...mit Großpudel Greta *11.5.21 an der Seite und Joy im Herzen.
Vom Glück mit Greta: https://shorturl.at/BCIL7

Sämi2
Supernase
Beiträge: 2719
Registriert: Di Jun 02, 2020 4:25 pm
Wohnort: Schweiz Mittelland

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Sämi2 »

Dramatische Situation 😳du hast toll reagiert :klatsch:. Gute Erholung und Rondra schnelle gute Besserung 🍀
Liebe Grüsse von Doris mit Mio und Mayle
unvergessen 🌈Sämi, Ronja und Toya🌈

Benutzeravatar
txakur
Supernase
Beiträge: 3269
Registriert: Mi Jun 17, 2020 8:43 am

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von txakur »

Super gemacht, allesamt! Rondra, Kathi und die Klinik! Ich wünsch' euch gute Besserung! :D
Bild

Wibo
Einsteiger-Nase
Beiträge: 28
Registriert: Fr Aug 12, 2022 10:10 am

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Wibo »

Schön, dass alle gut gelaufen ist! :D
Toller Bericht, der einen nochmal mehr für das Thema sensibilisiert.
Bei mir in der Nachbarschaft waren gerade zwei Hunde betroffen:große Schweizer Sennenhündin, Chow-Chow - beide schon etwas älter - der Chow-Chow hat es leider nicht geschafft....
Liebe Grüße Wibke und Boomer🐩👋

Rohana
Mega-Super-Nase
Beiträge: 16063
Registriert: So Jul 25, 2010 11:08 pm
Wohnort: Pfalz - GP Kaba + English Setter-Mix Mika

Re: Rondras Magendrehung - ein Bericht

Beitrag von Rohana »

Super dass Rondra das bis jetzt so toll geschafft hat! Ich drück die Daumen, dass es weiter so gut verläuft. Gut auch, dass die Zeit war, den Magen lateral zu fixieren.
Bei mir kommen da ja gleich Erinnerungen an die Magendrehung von Kaba hoch. Die hat allerdings im Auto geschrien vor Schmerzen und das Beste daran war, dass ich auf der Fahrt so gehört hab, dass sie noch lebt. Bei ihr musste die Milz mit entfernt werden und weil es wirklich auch unter der OP um die Zeit ging, wurde der Magen nicht lateral, sondern unten bei der Bauchnaht fixiert, was einfach schneller zu machen ist. So hat sie die OP auch gut überstanden, seither aber immer wieder Magenprobleme, ist da mega-empfindlich geworden. Ich hoffe, dass Rondra das erspart bleibt.... Alles Gute euch beiden.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Bild~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Antworten

Zurück zu „Allgemeines zu Krankheiten“