Erziehung nach Raik Labjon

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Hauptstadtpudel
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Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Wie die meisten hier sicher bereits wissen, pöbelt Bolle an der Leine und findet andere intakte Rüden doof und überflüssig, er greift sie nicht an, aber alles was davor kommt, zeigt er.
Nun ist das bei diese Hundedichte in Berlin klein besonders angenehmer Zustand und ich trainiere seit ewigen Zeiten dagegen an (gegen die Leinenpöbelei und das territoriale Verhalten) - mit mäßigem Erfolg.
Ziel war es, dass Bolle ein Alternativverhalten (mich anzuschauen) erlernt. Das hat nicht wirklich geklappt. Gearbeitet habe ich mit positiver Verstärkung.
Ein Kastrationschip brachte lediglich eine "Dämpfung" dieses Verhaltens.

Anfang August erzählt mir Freundin Anne von Raik Labjon .
Sie leiht mir zunächst das eine Buch "Praxis Hundeerziehung - aus dem Alltag eines Hundetherapeuten" (https://www.perfectdogs.de/produkte/pra ... erziehung/) aus, das ich mit zunehmenden Interesse lese.

Dann folgt "Das Alpha-Projekt" (https://www.perfectdogs.de/produkte/das-alpha-projekt/), der Titel gefällt mir nicht und ich bin nach Gesprächen mit Anne, die weiterhin angetan ist, skeptisch.

Anfangs sträubt sich alles in mir gegen das, was ich dort lese.
Doch es bringt mich zum Nachdenken und es ist schlüssig was da steht.

So fange ich an, nach "Raik" zu trainieren, besser zu erziehen...

Hintergrund:
Dass Bolle sich so aggressiv in seinem Viertel und an der Leine zeigt, hängt damit zusammen, dass er sein vermeintliches Revier verteidigen will (ich tue das in seinen Augen nicht und erhebe auch gar keinen Anspruch darauf).
Jeder andere Hund ist ein Konkurrent und soll verschwinden.
An der Leine ist er eingeschränkt und umso aufgeregter und aggressiver.

Meine Einschätzung:
Tja, das war mir auch schon vorher klar.
Der macht da einen Job, den er nicht machen soll (der ihn auch zu überfordern scheint) , ist unfähig irgendein alternatives Verhalten zu zeigen (z.B. mich anzuschauen) und hat diese Verhalten nun auch über lange Zeit ritualisiert.
Ich möchte nicht, dass er diesen Job macht - aber wie sage ich es dem Hunde???
Wie kann ich ihm das begreiflich machen?

Indem ich das Revier für mich beanspruche!

Und das bedeutet:
a) Bolle schnüffelt nicht mehr rum (er kann sich somit nicht mehr über die Konkurrenz im Revier informieren), braucht er auch nicht, ist ja ab jetzt MEIN Revier.
b) Bolle markiert nicht mehr, hinterlässt also keine "Ansagen" an die Konkurrenten. Was einem nicht gehört, markiert man auch nicht als seins...

Anfangs sträube ich mich bei der Lektüre - einen Hund nicht schnüffeln lassen, dieses absolute Nasentier? Das ist doch schrecklich!

Das mit dem Markieren sehe ich weniger dramatisch.

Konkrete Maßnahmen:
Das Schnüffeln verhindere ich dadurch, dass ich meinen Fuß auf den interessanten Fleck stelle (und zwar immer) und ihn damit für mich beanspruche.
Das Markieren verhindere ich auch durch körpersprachliche Signale, ich gehe einen Schritt auf ihn zu, wenn ich merke, er will gleich das Bein heben.
Es gibt zwei unbedeutende Stellen (keine Ecken, keine im weitesten Sinne Eingänge) da darf er.

Wie reagiert nun der Hund darauf?
Bolle tut mir den Gefallen und schaut mich daraufhin verwundert an (wie von Raik Labjon beschrieben)- dann gibt es Futter!
Überhaupt gibt es jetzt viel Futter draussen, weil jedes erwünschte Verhalten belohnt wird.

Ansonsten läuft Bolle nun hinter mir, zunächst immer angeleint.

Damit er hinter mir bleibt, schicke ich ihn körpersprachlich hinter mich (ich drehe mich zu ihm um).

Denn wenn er vor mir läuft, meint er gleich, er müsste wieder was regeln oder abchecken - das mach ich jetzt aber und schicke ihn körpersprachlich hinter mich.

Innerhalb kürzester Zeit hat er verstanden, wie es jetzt bei uns läuft.

Es reicht eine kleine Andeutung einer Drehung zu ihm hin, er unterlässt Schnüffeln, Markieren und das Nachvornedrängen.

Dass die Bortschaft angekommen ist, merke ich nach kürzester Zeit (vielleicht zwei Tage), er pieselt minutenlang an die erlaubte Stelle.

Eine erfreuliche "Nebenwirkung", die Leinenführigkeit verbessert sich enorm, man kann problemlos zu zweit gehen, er läuft nicht mehr auf der Suche nach einer Spur in den Weg.

Er läuft - zugegeben etwas gelangweilt - hinter mir her, aber dicht bei mir. Und Langeweile? - Naja, man könnte es auch Entspannung nennen...

Und das alles passiert ohne ein Wort!

Anfangs habe ich noch Probleme damit, aber auch ich lerne und werde von Mal zu Mal stiller - und genieße es!

Was mache ich bei Hundebegegnungen?
Bolle muss hinter mir bleiben, natürlich will er nach vorne und das in bewährter Art. Auch hier schicke ich ihn körpersprachlich nach hinten.
Hier zeigt er sehr viel weniger Bereitschaft ins zweite Glied zurückzutreten, er fängt auch an, mich anzubellen.
Aber er schafft es mich anzuschauen, kurz die Klappe zu halten und wird belohnt.

Nach einiger Zeit können wir an "langweiligen" Hunden gut vorbei, die Erzrivalen sind weiterhin eine Herausforderung, bei denen, die dazwischen liegen, wird es besser, z.T. bremst er voll in der Bewegung ab und reisst regelrecht den Kopf hoch um mich anzuschauen.
Aber frontal und "enthusiastisch" auf uns zulaufende Hunde sind schwer für ihn auszuhalten, selbst wenn sie keinerlei Aggression zeigen.

Ein weiteres Problem sind die Hunde im Freilauf.

Ich tue mich schwer sie abzublocken, da muss ich unbedingt besser werden, denn sonst überlässt mir Bolle diesen Job nicht (zu recht...).
Schön ist es Sybille (Fani Flausch) :D dabei zu haben, sie tritt da viel bestimmter auf, da kann ich noch viel lernen...

Solange ich da nicht sicher bin, vermeide ich diese Begegnungen, leine Bolle an und gehe aus dem Weg.

Freilaufend gibt es Begegnungen mit bekannten Hunden, die man von kurzen Begegnungen her kennt, fremden Hunden gehen wir aus dem Weg, Bolle wird angeleint und wir gehen beiseite.

Spielen und Toberei nur mit gut bekannten Hunden.

Momentan sieht unser Alltag so aus:
Im Kiez bleibt er immer angeleint, ausser wir trainieren (Dummy) vorm Schloss auf den Wiesen oder machen Suchspiele im Schlossgarten.
Bei unseren "Gängen" läuft er frei, bei unüberschaubarem Gelände hinter mir, sonst auch mal voraus.
Wir treffen uns weiterhin mit den Hundekumpels und da darf auch mal gerannt werden, aber nachdem ich gemerkt habe, dass jetzt ein deutlicher Unterschied besteht, zwischen unseren Gängen und den Gruppenrunden, werde ich da auch noch konsequenter sein.
Denn inzwischen ist es so, dass mein Großradiusläufer sich nicht mehr als drei Meter von mir entfernen mag. Es sei denn, wir sind zu mehreren unterwegs, dann fängt er wieder mit der Vorlauferei an.


Nach wie vor denke ich, dass auf die Probleme unserer Hunde (oder was wir dafür halten - an sich ist Bolles Verhalten durchaus natürlich, nur eben leider bei unseren Lebensumständen entsteht ein "Problematik") individuell eingegangen werden muss.
Mir hat die Lektüre der Bücher sehr geholfen und ich wollte euch daran teilhaben lassen.

Die deutliche Körpersprache, kombiniert mit der positiven Verstärkung hat bei uns zu einer besseren Verständigung geführt, auch wenn wir (noch?) nicht alles erreicht haben, habe ich und auch Bolle große Fortschritte in recht kurzer Zeit gemacht.

Eine Freundin von mir meinte letztens :Wo ist dein Hund?, als wir eine kleine Strecke gingen und von Bolle überhaupt nix zu spüren war... :wink:

Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

pauline
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von pauline »

Nur zum Verständnis... Darf er nur angeleint nicht mehr markieren und schnüffeln oder gar nicht mehr?

Und er muss immer hinter dir laufen oder nur dann, wenn er an der Leine ist?
LG Petra

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Hauptstadtpudel
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Hauptstadtpudel »

pauline hat geschrieben:Nur zum Verständnis... Darf er nur angeleint nicht mehr markieren und schnüffeln oder gar nicht mehr?

Und er muss immer hinter dir laufen oder nur dann, wenn er an der Leine ist?
Er darf angeleint nur an den von mir zugewiesenen Stellen markieren und gar nicht schnüffeln.
Unangeleint lass ich ihn an strategischen Stellen (Eingänge/Tore im weitesten Sinne) nicht markieren, sonst schon, wenn er anfängt häufig zu markieren, unterbinde ich das wieder.
Interessanterweise "will" er jetzt mit der Zeit (sind so ca. 3/4 Wochen dabei) auch gar nicht mehr markieren, er läuft (wenn wir allein unterwegs sind) ständig bei mir - und wird dafür auch noch häufig belohnt.
Einzige Ausnahme, er muss kacken, dann läuft er zügig ins "Unterholz", kehrt danach aber wieder zu mir zurück - und wird belohnt.
Den Unterschied beschreibt Labjon auch gut, muss der Hund sein großes Geschäft erledigen, so schnüffelt er recht oberflächlich und zügig- das ist gut zu unterscheiden, in dem Moment gebe ich ihn natürlich frei.
Verharrt er an einer Stelle, so geht es wieder um das Revier und wird unterbunden.

Heute waren wir mit dem Rad unterwegs und er hat die Gelegenheit genutzt wieder häufiger zu markieren, das lass ich dann erstmal wieder sein...

Er muss die meiste Zeit hinter mir laufen. Im Kiez immer.
In Wald und Feld ist es so fifty/fifty. Prinzipiell könnte er auch vor mir laufen, aber bei Begegnungen muss er dann nach hinten, und oft sind die Situationen eben so, dass unvermittelt Hunde auftauchen und dann kann es schon knapp werden, dass ich bestimme, wie es ablaufen soll.
Es geht ja darum, dass ich jederzeit die Kontrolle habe und er nichts regeln muss, das geht aber eben nur, wenn man die Kontrolle auch wirklich hat. Das ist nicht der Fall, wenn er 10 Meter vor mir läuft, der Abruf nur in 8 von 10 Fällen perfekt klappt und Monsieur dann abdüst und rumcheckt.

Wobei es kein Kommando gibt, mit dem ich ihn hinter mich schicke (das kennt er zwar auch, aber darum geht es hierbei nicht), sondern ich dränge ihn zurück, an seinen Platz, wo er hingehört.

Das fällt mir auch manchmal noch recht schwer, ihn nicht einfach per Kommando zu bewegen (und sei es eine Handbewegung), sondern körpersprachlich zu bleiben.
Es geht um Erziehung, ihm grundsätzlich klar zu machen, wo sein Platz ist, was wohlgefälliges Verhalten ist und welches Verhalten nicht erwünscht ist.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Aurelia
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Aurelia »

Danke für deinen ausführlichen Bericht... :klatsch:
Ich fand es sehr interessant über den Ansatz und die Praxis dieser Erziehungsmethode zu lesen. Gerade der praktisch ausschließliche körpersprachliche Ansatz erinnert mich an "Das Leitwolf-Training" von Mirco Tomasini. Nach der Lektüre dieses Buches habe ich einige Ideen gut umsetzen können, andere haben für mich und/oder meinen Hund einfach nicht "gepasst". Es ist und bleibt - wie du schon schreibst - eben am wichtigsten, dass man sich nicht in EIN Erziehungskonzept pressen lässt, sondern, dass man sich seinen "Erziehungs-Werkzeugkoffer" ganz individuell zusammenstellt. Und auch nicht nur auf den Hund zugeschnitten, sondern auch darauf, welche Maßnahmen man als Hundebesitzer glaubwürdig durchsetzen kann.
Ich freue mich, dass ihr eine Praxis gefunden habt, die es dir und Bolle ermöglicht entspannter eure Spaziergänge und gemeinsame Zeit zu genießen und wünsche euch weiterhin viel Erfolg. Ich würde mich freuen, wenn du weiter über euren Weg berichten würdest.
Liebe Grüße von Aurelia mit Phoebe und Tammy

PudelmonsterBeni
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von PudelmonsterBeni »

Klasse! Das hast du wirklich richtig toll beschrieben :klatsch:
Ich fande das jetzt sehr informativ und spannend, wie sich Bolle in einer doch recht kurzen Zeit entwickelt hat.
Mein Beni läuft unseren bekannten Weg von der Haustüre bis zum Feld immer frei..anfangs wollte er immer vor mir rennen und Richtung Zuhause ist er zum Teil einfach auf die (zum glück wenig befahrene) Straße gelaufen. Ich habe ihm dann mit dem Bein den Weg versperrt, er ist ein paarmal total dagegen gelaufen weil er so aufgeregt war und seit gut 3 Monaten klappt das jetzt ohne Probleme, dass er hinter mir bleibt.
Auch bleibt er sofort stehen, wenn ich das mache. Die Straße wird nur auf Kommando überquert und er wartet auch brav, wenn ich vor ihm darüber gehe und ihn bleiben lasse. Da Beni ja taub ist, geht bei uns eh alles nur per Körpersprache.

Was ich nicht ganz verstehe, warum darfst du Bolle nicht mit der Hand hinter dich schicken? Hat das einen bestimmten Grund?
Ich hab mir jetzt deine Links noch nicht durchgelesen, wenn das aber da drin steht, dann brauchst du es mir nicht nochmal aufschreiben :D
Lisa mit Beni im Herzen ❤

"Richtig abgerichtet, kann ein Mensch der beste Freund eines Hundes sein." -Corey Ford

luisekatrin
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von luisekatrin »

Das hört sich gut an. Patricia McConnel arbeitet übrigens auch ganz viel mit "Bodyblocks" und beschreibt es ebenfalls als Basis für die Kommunikation.
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Phoebe
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Phoebe »

Die körperliche Einschränkung wird ja von einigen Trainern verwendet ... und am Ende ist es doch wurscht, Katja, ob Bolle aufgrund DIESES speziellen Trainings oder einfach nur aufgrund deiner körperlich selbstbewussteren Ausstrahlung im Alltag entspannt ... entscheidend ist, dass ihr im Alltag entspannt von A nach B kommt und als Team funktioniert :D und du dich abends mit ihm auf die Couch (und/ oder er ins Körbchen ;) ) fallen lassen kannst und sagen kannst ... schön mit diesem Lockentier zusammenzuleben :D
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pauline
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von pauline »

Phoebe hat geschrieben:Die körperliche Einschränkung wird ja von einigen Trainern verwendet ... und am Ende ist es doch wurscht, Katja, ob Bolle aufgrund DIESES speziellen Trainings oder einfach nur aufgrund deiner körperlich selbstbewussteren Ausstrahlung im Alltag entspannt ... entscheidend ist, dass ihr im Alltag entspannt von A nach B kommt und als Team funktioniert :D und du dich abends mit ihm auf die Couch (und/ oder er ins Körbchen ;) ) fallen lassen kannst und sagen kannst ... schön mit diesem Lockentier zusammenzuleben :D
Das hast du wunderbar ausgedrückt. Genauso sehe ich das auch. :klatsch:
LG Petra

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Hauptstadtpudel
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Ja, ich denke, manchen ist diese (Körper)Haltung angeboren, andere (ich z.B. :mrgreen:) müssen sie sich erst aneignen.

Wobei echte Entspannung was Hundebegegnungen angeht mit Bolle nie möglich sein wird, denke ich.
Ich kann ihm leider nicht beibringen, sie "gut" zu finden, oder dass sie ihm wenigstens egal sind.
Er akzeptiert keine anderen Rüden in seiner Nähe, aber er kann hoffentlich lernen sich zu beherrschen und sich auf mich zu konzentrieren und die Pöbelei zu lassen.

Naja, mal sehen, was ich in zehn Jahren schreibe. :wink:

Wegen der Armbewegungen habe ich noch mal nachgeschlagen.
Bei ängstlichen, unsicheren Hunden kann massive Körpersprache auch zur EInschüchterung führen, um das zu vermeiden wird durchaus die Geste, den Hund mit der Hand vor der Brust an seinen Platz zu bringen empfohlen.

Ansonsten gleicht, zumindest bei uns, die Armbewegung einem unserer Sichtzeichen "Hinter" und darum geht es ja nicht, den Hund an seinen Platz per Befehl zu bringen.
Sondern ich beanspruche diesen Platz und das mache ich körpersprachlich klar.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Phoebe »

Hauptstadtpudel hat geschrieben:Ich kann ihm leider nicht beibringen, sie "gut" zu finden, oder dass sie ihm wenigstens egal sind.
Er akzeptiert keine anderen Rüden in seiner Nähe, aber er kann hoffentlich lernen sich zu beherrschen und sich auf mich zu konzentrieren und die Pöbelei zu lassen.

naja aus menschlicher Sicht kann ich ihn total verstehen :wink:
Ich habe zB Schwierigkeiten Menschen die Hand zu geben. Meine Eltern haben mich ordentlich erzogen und mir das von klein an beigebracht .... ich habe viel Kundenkontakt bzw. ja auch im Verein als Trainer immer Leute, die ich begrüße usw ... aber egal ob auf Arbeit, Freunde oder Bekannte ... und da kann ich die Menschen schon lange kennen und sie auch wirklich super nett finden ... irgendwas in mir verwehrt sich dem Hände schütteln ... ich mach es natürlich, da wo notwendig, weil es sich eben so gehört ... aber am liebsten würde ich es weg lassen. Und das hat überhaupt nix mit dem Gegenüber zu tun ... es kommt von ganz tief unten in mir ...

Interessant ist jetzt aber ... ich geh seit einiger Zeit zur Akupunktur wegen starker Migräne. Bei einem "echten" Chinesen, der vor 20 Jahren nach Dresden kam :wink: Herr Cen hat mir auch zur Begrüßung immer die Hand gereicht, weil er das in Europa eben so gelernt hat :wink: nach einigen Besuchen fragte er mich, ob mir das unangenehm sei ... ich bejahte (und war total perplex das er das gemerkt hat ... aber er merkt so vieles, wo ich immer fast vom Glauben abfall :lol: ) ... er meinte, ihm auch :wink: Also haben wir uns drauf geeinigt uns mit einem freundlichen "Hallo" und Kopfnicken zu begrüßen ... und schon bin auch ich entspannter :wink: ... und er irgendwie auch :wink:

was ich damit sagen will ...

das sich unsere Hunde immer mögen sollen ist für mich so ein Ammenmärchen, wie das jede Hündin mal Welpen haben muss ... Ein Lebewesen lässt sich eben nicht in ein Schema F pressen ... beim einen fällts mehr auf, beim anderen weniger ... auf den gegenüber wirken solche "Asozialen" Verhaltensweisen oft immer negativ und man (oder der Hund) wird abgestempelt ...

ich möchte damit nicht Bolles Leinenaggression rechtfertigen ... nur einfach mal den Blickwinkel verändern ... manchmal hilft das ja (dümdümdüm ... hab ich ja auch gerade in meinem Lumithread bemerkt :P )
Wäre Bolle ein Wolf, wäre er wahrscheinlich der einsame Jäger irgendwo in den entlegenen Wäldern ... würde sich ab und an mal eine nette Fani-Wölfin suchen :wink: und gut wärs ...

Oder (auch wenn das jetzt hart klingen mag) ... ihn würde es schon gar nicht mehr geben, weil er sich einfach nicht sozial integrieren kann und damit seine gene nicht weiter gegeben werden können.

Aber er hat nun mal das Los der Berliner Großstadt gezogen :wink:
Versuch einfach dran zu bleiben. Immer das mit ihm zu tun, was euch beiden gut tut. Und da bist du denke ich gerade auf einem guten Weg. Vor allem finde ich es persönlich gut, dass du Dummysuche machst. Ich denke solche Ursprünglichen Arbeitsweisen sind für den Hund immer gut :streichel:
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Ossi
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Ossi »

Ich hab mich gerade gefragt, ob Luca eigentlich "intakt" ist... :n010:
Oder versteht er sich mit ihm, weil sie sich von klein auf kennen? Oder weil sie ohne Leine laufen?
Oder gab es da auch irgendwann mal Gerangel und jetzt ist klar, wer von beiden das sagen hat?
Sorry, falls das hier irgendwo steht. Ich les immer alles begeistert von Bolle, kann mich aber nicht dran erinnern...
Liebe Grüße
Dana mit Oscar

Je mehr ich von den Menschen sehe, umso mehr schätze ich Hunde. (Friedrich der Große)
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Nein, kein Problem. :wink:
Luca ist intakt und die beiden hatten (bis auf eine kurze Phase des Futterneides bei Bolle und einer daraus resultierenden Keiferei zwischen den beiden, an der aber den größten Anteil mal wieder die Frauchens hatten :roll: ) keine echte Auseinandersetzung bisher.
Selbst bei läufigen Hündinnen gehen sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel, sondern versuchen beide ihr Glück.
Sie werden gemeinsam gefüttert, checken anschließend gegenseitig die Näpfe.
Bolle grummelt Luca an, wenn der ihn mit seinem freudigen Begrüßungsüberschwang nervt, das ist es aber auch schon.
Das liegt sicherlich daran, dass die beiden sich kennen, seit Luca 10 Wochen alt ist und sich wöchentlich sehen.
Bolle ist 9 Monate älter als Luca.
Inzwischen ist Bolle von Welpen eher genervt, also mit einem zweiten Kumpel würde es schwer werden.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Iska
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Iska »

ich habe ja die Bücher bislang (noch) nicht gelesen, aber Katja hat mir viel erzählt und ich bemerke bei unseren Treffen auf jeden Fall bei ihr und Bolle echte Fortschritte in die Richtung wie Katja es gern hätte..... :klatsch:
Bolle scheint sich nun auch wirklich *sicherer* zu fühlen, obwohl ich ihn an sich nicht unsicher in dem Sinne einschätze....:)
viele Grüße
Sybille mit Morris; Fani Flausch, Paule, Olli & Iska im Herzen

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Bailadora
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Bailadora »

Liebe Katja, das ist ja sehr interessant, was Du schreibst. Ich habe das Alpha-Projekt hier auch mal empfohlen bekommen, bin aber wegen der Internet-Rezensionen davor zurück geschreckt, die von zahlreichen Tipp- und Rechtschreibfehlern berichteten: Schlampertes oder nicht vorhandenes Lektorat treibt mich in den Wahnsinn beim Lesen.

Aber inhaltlich finde ich das Thema sehr spannend, denn mit Kinu habe ich auch das Problem, dass er sehr erpicht ist, sein Revier zu markieren, man könnte ihn auch einen manischen Markierer nennen, übrigens obwohl er kastriert ist: OP-Bericht nicht gelesen.

Seit wir strikt Leinenführigkeit üben, stört mich der Gedanke, das Tier nicht schnüffeln und markieren zu lassen: Hund muss doch Hund sein dürfen. Auch will ich ihn nicht immer an der Leine weg zerren: dafür ist die ja nicht da.

Daher habe ich mir mal Deinen Ansatz ausprobiert und bin dort hin getreten, wo er schnüffelte und pinkeln wollte. Damit kann er definitiv mehr anfangen: Er ließ es sein, schaute mich aber nicht an, sondern beschwichtigend zur Seite. Am erlaubten Baum pinkelte er dann länger, hat wie immer sehr schnell verstanden. Und auf dem Rückweg trottete er ohne Leine hinter mir her über das Grundstück. Zum ersten Mal: Sonst läuft er immer voraus.

Um das Überholen an der Leine einzudämmen, reicht bei uns allerdings kein leichtes Eindrehen: Ich muss da körpersprachlich sehr viel massiver werden, sprich vor ihn hin treten oder ein Bein als Sperre vor die Nase halten. Denn Kinu hat ja leinentechnisch keinerlei Vorbildung und ist SEHR selbstbewusst. Das gefällt mir aber auch besser als der Richtungswechsel, der ja doch mit Leinenzerren verbunden ist.

Ich werde das also weiter verfolgen. Allerdings gibt es bei mir kein Futter: Wenn ich entschieden habe, das Revier und dessen Absicherung für mich zu beanspruchen, muss ich ihn für diesen meinen Beschluss nicht belohnen, da sehe ich keine Logik drin, hundlich gedacht. Aber ich arbeite ohnehin wenig mit Keksen, sondern versuche eher nach Kräften, für Kinu interessant und kompetent zu erscheinen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Und was das Hund sein angeht: Schnüffeln und pinkeln kann er im Freilauf, wo er will. An der kurzen Leine nicht, basta. Zu dieser Haltung habe ich mich jetzt durchgerungen.

Andere Hunde sieht Kinu auch als Konkurrenten an und bepöbelt sie an der Leine. Im Freilauf nicht, da hat er keinerlei Probleme mit niemanden. Auch dieses Verhalten hat unsere Trainerin als Führungsproblem schon benannt, bislang kann ich mich aber vor ihn stellen, soviel ich will: Er schießt an mir vorbei und pöbelt. Ich bin mal gespannt, ob meine entschiedene Revierverteidigung da auch Fortschritt bringt.

Danke für die Anregung und weiter viel Erfolg, Anja

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Christiane138
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Re: Erziehung nach Raik Labjon

Beitrag von Christiane138 »

Katja, nu lernst du mit Bolle genau das, was ich lange mit Knicka gemacht habe und mittlerweile komplett abgelegt habe, weil es für Knicka überhaupt nicht passte.
Ich bin gespannt, was du weiter berichtest und wie es bei euch weiter geht.

Ich denke, ich habe den Moment verpasst, wo ich Knicka wieder hätte mehr Freiheiten geben müssen, damit er auch mal (wieder) eigene Erfahrungen machen kann und
ich eben nicht alles für ihn regel. Dadurch ist er nach einer Phase der Entspannung und Sicherheit, weil ich alles regel, in eine absolute Unsicherheit geschliddert.
Das hat ihn so extrem gestresst, das er nichts mehr gefressen hat, extrem abgenommen hat und eigentlich ein Häufchen Elend war :? ...

Ich glaube, man manipuliert die Hunde mit vielen Erziehungsmethoden extrem. Sie versuchen sich oft, anzupassen, weil sie uns gefallen wollen. So finde ich es ziemlich schwer,
den richtigen Weg zu finden.
Zumal sich die Wege vermutlich immer ändern werden, weil sich der Hund und auch der Mensch verändert....

Ich wünsche euch viel Erfolg auf euerm Weg :D
Viele liebe Grüße,

Christiane

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