Baustelle 1: Leineziehen

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wunschpudel
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Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von wunschpudel »

Hallo zusammen,

nachdem ich ja wieder sehr lange nichts berichtet habe, habe ich fürs kommende neue Jahr gute Vorsätze was meine aktive Beteiligung an diesem schönen Forum betrifft und fange gleich damit an.

Milow ist super, da gibt es gar nichts. Es gibt komischerweise Probleme an Stellen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Diese will ich hier jetzt nach und nach abarbeiten und hoffe auf Tipps und Hilfe.
Dafür klappen andere Sachen, wo ich viel mehr Schwierigkeiten einkalkuliert habe, ganz super, ich will meinen Hund also nicht schlecht machen.

Da es mein erster Hund (er ist jetzt 7 Monate alt) ist mache ich bestimmt auch ganz viele Fehler, gerade weil ich es ganz besonders gut und richtig machen will.

Hauptproblem und Baustelle Nr. 1: Leineziehen. Er kann es mit solcher Vehemenz, dass ich mich manchmal frage ob er gerne stranguliert wird. Er keucht und muß fast spucken, geht auf zwei Beinen, ich finde es ganz entsetzlich. Allerdings nicht immer, aber wenn er "drin ist" kriege ich es nicht mehr in den Griff.

Er kann sehrwohl brav bei Fuß gehen, Kopf immer Richtung Leckerchen in meiner Tasche - aber nur wenn er das will. Wenn das mit dem Belohnen nicht schnell genug geht, springt er hoch, das nervt auch (dann gibt es natürlich keine Belohnung). Stehenbleiben habe ich als erstes probiert, gleich von Anfang an (wobei ich ihn die ersten zwei Wochen eher hinter mir herziehen mußte als umgekehrt.) Ich bleibe stehen, er bleibt auch stehen, bewegt sich im Radius der gespannten Leine, schnüffelt hier, schnuppert da, wenns langweilig wird setzt er sich hin. Hinsetzen ist immer gut, meint er ;-). Falls ich ihn anspreche kommt er zwar und geht für ein paar Schritte neben mir, dann dass gleiche Spiel.

Richtungwechsel bei Leineziehen haben wir als nächstes probiert, hat zur Folge dass er die zwei Meter Leine verdoppelt und mit vollem Karacho nach Vorne prescht, sich halb stranguliert weil er ja mit vier Meter Anlauf in die Leine rennt, gleiches Spiel von vorne. Da wir in einer alteingesessenen Wohnsiedlung mit Hecken wohnen und die Leute immer nur "die Bendt" sehen, die komisch immer hin und her läuft, habe ich immer Angst dass die mich mal in die Psychatrie schicken.

Knurren und Fauchen habe ich auch ausprobiert, Ergebnis: Halsschmerzen und die Jungs mit dem weißen Jacken standen schon fast hinter mir ;-)

Zupfen an der Leine interessiert ihn nicht die Bohne, am Fell zupfen o. ä. kriege ich gar nicht hin, denn der Junge ist blitzschnell und ja nicht blöd und weiß was kommt, wenn ich mich bücke....
Auch völliges Ignorieren seines Verhaltens bringt irgendwie nichts und mittlerweile erwische ich mich, dass ich an der Leine zerre und schimpfe (meine Güte, was habe ich "früher" diese Hundehalter immer mitleidig belächelt), was ihn allerdings auch nicht interessiert und mich fürchterlich traurig und frustiert macht.

Am schlimmsten ist es, wenn ich auch irgendwie abgelenkt bin, wenn die Kinder dabei sind, ein anderer Hund auch nur 500 m entfernt zu sehen ist, ich unter Zeitdruck bin (an den Tagen an denen ich arbeite, wo er eigentlich nur schnell sein Geschäft verrichten soll) oder im strömenden Regen so wie im Moment.

Jetzt bin ich drauf und dran meine Trainerin (die ich wirklich gerne mag) zu wechseln bzw. eine weitere dazuzusuchen, denn auch sie ist ziemlich ratlos und findet, der Hund kriegt zuviel Aufmerksamkeit. Dabei finde ich eher, dass manchmal das Gegenteil der Fall ist. Wir gehen sehr regelmäßig in die Welpenschule bzw. jetzt in die Junghundeschule.

Dass die Pupertät nochmal eine Herausforderung wird ist mir klar, aber meine Trainerin meinte sie hatte neulich den Fall, dass der auch der rüpelige Hund nach der Geschlechtsreife total gut "hörte". Sie sagt immer, ich sei ja nicht handlungsunfähig und auch sehr konsequent und übe viel, aber sie hat keine Lösung für uns.

Jetzt bin ich gespannt auf weitere Vorschläge.

Liebe Grüße
Heike und Milow

Püdeli
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Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von Püdeli »

Hallo Heike,

na, das kommt mir ja alles irgendwie bekannt vor :mrgreen: . Mein guter Vorsatz fürs neue Jahr ist nämlich auch, endlich das Problem "Leine-ziehen" bei Rosalie anzugehen. Sie ist ja jetzt schon 2 und ging definitiv mal besser an der Leine. Dann habe ich das Ganze ein bißchen schleifen lassen (wahrscheinlich auch ein bißchen mehr :oops: ), aber mittlerweile festgestellt, dass mich das Ziehen an der Leine zunehmend mehr stört und ich etwas dagegen unternehmen möchte. So schlimm wie bei euch ist es bei uns jetzt nicht, aber mich stört einfach die ständig gespannte Leine und das unkonzentrierte In-der-Gegend-Rumgeglotze meines Hundes :fechten: . Ich arbeite mit der Stehenbleiben-Methode. Ganz wichtig, egal nach welcher Methode man vorgeht, ist, dass man immer und ganz konsequent damit arbeitet. Der Hund lernt bei jedem Mal, wo er wieder an der Leine ziehen darf, dass es sich lohnt, dieses Verhalten beizubehalten. Da das aber im Alltag manchmal etwas schwierig ist (z. B. wenn man es eilig hat, man durch andere Dinge total abgelenkt ist, usw.), nutze ich in diesen Fällen ein Brustgeschirr. Wenn Rosalie am Halsband geht, darf sie definitiv nicht an der Leine ziehen. Habe ich es beispielsweise morgens auf dem Weg zur Arbeit eilig, weil ich nicht rechtzeitig aus den Federn gekommen bin, nehme ich das Brustgeschirr. Bei dieser Unterscheidung geht es mir nicht darum, dass es gesünder für den Hund ist, mit Brustgeschirr an der Leine zu ziehen als mit Halsband. Fernziel ist, dass sie gar nicht mehr an der Leine zieht, ich also immer mit Halsband laufen kann.

Clickerst du deinen Hund? Ich glaube, Milow hat noch nicht verstanden, worum es dir geht. Du schriebst ja, dass er auf das Leckerchen in deiner Tasche fixiert ist. Er sollte aber nicht auf das Leckerchen, sondern auf dich schauen, und erst danach gibt es ein Leckerchen. Mit dem Clicker könntest du z. B. genau den Moment bestätigen, wo er Blickkontakt sucht oder an lockerer Leine in Höhe deines Beines geht.

Nach der Pubertät wird sicherlich vieles einfacher. Allerdings glaube ich nicht, dass sich das Leinenführigkeitsproblem einfach in Luft auflösen wird. Leineziehen lohnt sich ja definitiv für deinen Hund. Er hat ja gelernt, dass er damit schneller ans Ziel kommt. Diesen Kreislauf musst du jetzt ganz konsequent unterbinden. Er muss lernen, dass er mit Ziehen nirgendwo hin kommt, mit lockerem Laufen überall.

Halte durch, ihr schafft das schon :streichel: !
Viele liebe Grüße
Steffi mit Rosalie und Gaia sowie Yoshi im Herzen

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Moni
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Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von Moni »

wunschpudel hat geschrieben:Hallo zusammen,

nachdem ich ja wieder sehr lange nichts berichtet habe, habe ich fürs kommende neue Jahr gute Vorsätze was meine aktive Beteiligung an diesem schönen Forum betrifft und fange gleich damit an.
Find ich Klasse :klatsch: von euch fehlen wirklich neue Bilder und Berichte! :wink:
Milow ist super, da gibt es gar nichts. Es gibt komischerweise Probleme an Stellen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Diese will ich hier jetzt nach und nach abarbeiten und hoffe auf Tipps und Hilfe.
Dafür klappen andere Sachen, wo ich viel mehr Schwierigkeiten einkalkuliert habe, ganz super, ich will meinen Hund also nicht schlecht machen.
Erzähl doch mal was supi klappt, dann weiß man schon einiges mehr :wink: . Der Rütter fragt das auch immer :mrgreen: .
Da es mein erster Hund (er ist jetzt 7 Monate alt) ist mache ich bestimmt auch ganz viele Fehler, gerade weil ich es ganz besonders gut und richtig machen will.
:streichel: :streichel: :streichel:
Hauptproblem und Baustelle Nr. 1: Leineziehen. Er kann es mit solcher Vehemenz, dass ich mich manchmal frage ob er gerne stranguliert wird. Er keucht und muß fast spucken, geht auf zwei Beinen, ich finde es ganz entsetzlich. Allerdings nicht immer, aber wenn er "drin ist" kriege ich es nicht mehr in den Griff.
Ich rat dir zu einem Softgeschirr oder ein Geschirr an dem vorne auch noch eine Öse zum einhängen ist, das ist bei dem. was du hier beschreibst gesünder.
Er kann sehrwohl brav bei Fuß gehen, Kopf immer Richtung Leckerchen in meiner Tasche - aber nur wenn er das will. Wenn das mit dem Belohnen nicht schnell genug geht, springt er hoch, das nervt auch (dann gibt es natürlich keine Belohnung).
Ich fürchte du bist zu langsam :streichel: :streichel:
Stehenbleiben habe ich als erstes probiert, gleich von Anfang an (wobei ich ihn die ersten zwei Wochen eher hinter mir herziehen mußte als umgekehrt.) Ich bleibe stehen, er bleibt auch stehen, bewegt sich im Radius der gespannten Leine, schnüffelt hier, schnuppert da, wenns langweilig wird setzt er sich hin. Hinsetzen ist immer gut, meint er ;-). Falls ich ihn anspreche kommt er zwar und geht für ein paar Schritte neben mir, dann dass gleiche Spiel.
Dein Timing nehme ich an, ist halt noch nicht perfekt :streichel: . Manchmal muss man ganz kleine Schritte belohnen und wissen, wann es genug ist und der kleiner Racker wieder rennen muss oder mal kurz spielen :wink:
Richtungwechsel bei Leineziehen haben wir als nächstes probiert, hat zur Folge dass er die zwei Meter Leine verdoppelt und mit vollem Karacho nach Vorne prescht, sich halb stranguliert weil er ja mit vier Meter Anlauf in die Leine rennt, gleiches Spiel von vorne. Da wir in einer alteingesessenen Wohnsiedlung mit Hecken wohnen und die Leute immer nur "die Bendt" sehen, die komisch immer hin und her läuft, habe ich immer Angst dass die mich mal in die Psychatrie schicken.
Mein Tipp: Ignorier die Leute, die sind wurscht :mrgreen: . Geschirrchen und kurz bevor die Leine spannt ihn rufen und Richtung wechseln oder zischen und in sitz bringen. Jedes Schaun verbal loben evtl. auch mit Leckerli. Varianten einführen, nicht immer dieselbe Strategie, das durchschaut er schnell.
Knurren und Fauchen habe ich auch ausprobiert, Ergebnis: Halsschmerzen und die Jungs mit dem weißen Jacken standen schon fast hinter mir ;-)
Zischen geht nicht so auf die Stimmbänder, wie ne Katze, meine kennen das zumindest und wissen was gemeint ist :mrgreen: ssssscht!!!!
Zupfen an der Leine interessiert ihn nicht die Bohne, am Fell zupfen o. ä. kriege ich gar nicht hin, denn der Junge ist blitzschnell und ja nicht blöd und weiß was kommt, wenn ich mich bücke....
Würd ich nicht machen, da kriegt er eher Angst, wenn dann in die Hocke gehen und eher von vorne festhalten.
Auch völliges Ignorieren seines Verhaltens bringt irgendwie nichts und mittlerweile erwische ich mich, dass ich an der Leine zerre und schimpfe (meine Güte, was habe ich "früher" diese Hundehalter immer mitleidig belächelt), was ihn allerdings auch nicht interessiert und mich fürchterlich traurig und frustiert macht.
:streichel: :streichel:
Am schlimmsten ist es, wenn ich auch irgendwie abgelenkt bin, wenn die Kinder dabei sind, ein anderer Hund auch nur 500 m entfernt zu sehen ist, ich unter Zeitdruck bin (an den Tagen an denen ich arbeite, wo er eigentlich nur schnell sein Geschäft verrichten soll) oder im strömenden Regen so wie im Moment.
Das ist natürlich nicht einfach. Wenn ich mal keine Zeit hatte/habe, dann such ich nen Weg ohne viel Rehe oder Publikum und eine Schlepp, also die Fehler vermeiden.
Jetzt bin ich drauf und dran meine Trainerin (die ich wirklich gerne mag) zu wechseln bzw. eine weitere dazuzusuchen, denn auch sie ist ziemlich ratlos und findet, der Hund kriegt zuviel Aufmerksamkeit. Dabei finde ich eher, dass manchmal das Gegenteil der Fall ist. Wir gehen sehr regelmäßig in die Welpenschule bzw. jetzt in die Junghundeschule.
Ne Hundeschule ist leider keine Garantie für einen guten Unterricht- bitte niemand sauer sein :oops: , aber grade so intelligente Hunde wie die Pudel lassen sich manchmal nicht 0815 behandeln.
Dass die Pupertät nochmal eine Herausforderung wird ist mir klar, aber meine Trainerin meinte sie hatte neulich den Fall, dass der auch der rüpelige Hund nach der Geschlechtsreife total gut "hörte". Sie sagt immer, ich sei ja nicht handlungsunfähig und auch sehr konsequent und übe viel, aber sie hat keine Lösung für uns.
Noch ist er ja nicht in der Pubertät, also Cookie hebt noch kein Beinchen oder hat andere Pubertätsallüren :streichel: .
Jetzt bin ich gespannt auf weitere Vorschläge.
Hier gibts bestimmt noch jede Menge gute Tipps für dich, es heißt ja nicht, das meine Vorschläge die richtigen für Milow sind. Aber ich hoffe sie können dir ein wenig helfen :streichel: . Wünsch dir viel Erfolg!
Liebe Grüße
Heike und Milow
Liebe Grüße-
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dagmarjung
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Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von dagmarjung »

Das Tückische beim Erlernen der Leinenführigkeit ist ja, daß man den Hund unabsichtlich ständig fürs Ziehen belohnt. Jeder Zentimeter, den der Hund sich durch Ziehen erobert, ist eine Belohnung für ihn. Und im Alltag ist man eben nicht ständig so hochkonzentriert, daß man das verhindern kann, man hat's auch mal eilig und will einfach nur schnell irgendwohin, man ist müde und abgelenkt usw. Daher ist die Idee mit Geschirr + Halsband ein guter Weg. Man legt immer beides an, zum konzentrierten Üben wird die Leine dann am Halsband eingehakt und wenn man keine Zeit oder Lust dazu hat (oder die Nachbarn schon komisch über die Hecke gucken 8) )dann führt man den Hund eben am Brustgeschirr und er darf ziehen.

Leinenführigkeit ist für den jungen Hund wohl die schwierigste Übung, das sollte man nicht vergessen! Ich kenne keinen, der mit 7 Monaten schon wirklich (und nicht nur kurzzeitig) leinenführig war oder ist. Da ist eben alles rundum noch sehr aufregend und der Jungspund kann sich auch noch nicht sehr lange konzentrieren. Da hilft nur konsequent dranbleiben und üben, immer und immer wieder, aber in jeweils kurzen Einheiten. Leinenführigkeit braucht halt ihre Zeit. Durchaus länger als ein Jahr, es hat ja seinen Grund, daß zB die Begleithundeprüfung frühestens mit 15 Monaten abgelegt werden darf - vorher sind die allermeisten Hunde einfach mental noch nicht so weit!
Allerdings würde ich nicht darauf hoffen, daß die Pubertät in Punkto LF ein Wunder bewirkt. Ich denke, üben hilft und nichts anderes!

NB: Deine Hundetrainerin zeigt sich ernsthaft überfordert, wenn ein 7 Monate alter Hund an der Leine zieht? (das tun sie in dem Alter doch alle!!!) :n010:
Da würde ich doch mal nach einer Alternative suchen.


Noch ein paar Ideen, Tips und Erfahrungen:

Stehenbleiben: funktioniert bei meiner Hündin gut, wenn sie mal gelegentlich einen 'Auffrischungskurs' braucht. Dabei bleibe ich nicht so lange stehen, bis sie und ich uns langweilen, sondern nur so lange, bis die Leine sich kurz lockert, dann wird zur Belohnung sofort weitergegangen. Muß ich meist ein paar mal wiederholen, dann ist es wieder gut.

Richtungswechsel: scheint nach dem was du schreibst bei dir besser zu klappen als Stehenbleiben. Den 4-Meter-Anlauf kann man einfach verhindern, indem man die Leine kürzer nimmt. Man kann außerdem anfangs durch ein kurzes Wort wie 'Achtung!' kurz vor dem Richtungswechsel auf die Aktion aufmerksam machen. So kann der Hund sich darauf einstellen.

Leine verkürzen und verlängern: Zum Üben der Leinenführigkeit wird die Leine kürzer gestellt und auf einen Meter oder höchstens 1,50 eingehakt. Dann wird auch zügig gegangen und der Hund muß dir folgen. Zum gemütlichen Bummeln, Schnüffeln und Pinkeln wird die Leine lang auf 2 Meter eingestellt und der Hund darf dann auch (in Maßen) ziehen oder stehenbleiben. Das lernt der Hund durchaus zu unterscheiden, die Schwierigkeit ist lediglich auch hier wieder: konsequent das eine vom anderen trennen und sich nicht zwischendurch an der kurzen Leine zum nächsten Laternenpfahl ziehen zu lassen.

Strafen und Maßregeln: Ich habe große Zweifel, ob das in diesem Zusammenhang überhaupt sinnvoll ist. Fellzupfen ist bei mir eine seltene Ausnahmemaßregelung, deren Wirkung in der Überraschung liegt. Wenn der Hund das so oft erfährt, daß er sich darauf einstellen und ausweichen kann, ist die Wirkung dahin und es schadet dem Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Mensch. Sinngemäß gilt das für jede Art der körperlichen oder sonstigen Maßregelung: sie ist nur dann wirkungsvoll, wenn sie selten angewendet wird. Da Leineziehen beim jungen Hund aber typischerweise ein Dauerproblem ist, ist die Gefahr groß, daß man aus einem kleinen Alltagsproblem einen Kriegsschauplatz macht.
Der Ansatz, dem Hund den Unterschied zwischen Arbeit (auf den Menschen achten, nicht ziehen, kurze Leine, Halsband) und Freizeit (schnüffeln, lange Leine, Geschirr, ziehen wird toleriert) zu verdeutlichen ist unendlich viel erfolgversprechender.

Dünne Leine nehmen: Meine Kleinpudelhündin wiegt ausgewachsen etwas über 8 kilo, da brauche ich keine Leine, mit der ich einen Ochsen halten könnte. Ich nehme die schmalste Führleine (10 mm) die eigentlich für Yorkies usw gedacht ist. Die ist nicht nur leichter in der Hosentasche zu verstauen, sondern ich fühle auch viel früher, wenn mein Hund anfängt zu ziehen. Faustregel: wenn ich meine dünne Strippe nicht mehr bequem an einem Finger halten kann, dann zieht der Hund und ich muß an der LF arbeiten! Nicht erst warten, bis er mit vollem Körpereinsatz hustend im Halsband hängt!

Der Hund sieht in der Ferne was Aufregendes und steht straff in der Leine: Wenn Abrufen nicht hilft, weil die Aufmerksamkeit ganz woanders ist, ziehe ich den Hund nicht rücklings zu mir her, sondern fasse die Leine so, daß er nicht vorwärtskommt, und gehe zu ihm. Ich erlaube ihm dann einen Schritt nach vorne, damit er in Bewegung kommt, gehe aber mit kurzgehaltener Leine vor ihm um ihn herum und nehme ihn dabei in die Wendung mit. Sinn des Ganzen ist, man kann einen stehenden Hund ebenso wenig wenden wie ein stehendes Fahrad, Auto oder Pferd. Also: Bewegung zulassen und den hund in dieser Bewegung in die von dir gewünschte Richtung mitnehmen.

Und zum Schluß: gib dir und deinem Hund Zeit! Nichts, was du schreibst, deutet darauf hin, daß dein Hund irgendwie ungewöhnlich oder gar ungewöhnlich problematisch für sein Alter ist.

'Man sieht aus allem diesem klar
daß Fips normal entwickelt war.'

(Heinz Erhardt) :wink:

Gruß von Dagmar & Cara

Ps: Im Nachhinein denke ich,ich habe deiner Hundetrainerin möglicherweise unrecht getan. Es klang für mich so, als hätte sie deinen Hund quasi als unheilbar aufgegeben. Aber vielleicht meinte sie nur, daß du nicht mehr tun könntest als du ohnehin tust und lediglich mehr Geduld haben müßtest, weil es eine schnelle Lösung in diesem Fall eben nicht gibt.

Pudeltina

Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von Pudeltina »

super erklärt, Dagmar! :klatsch:

wunschpudel
Mini-Nase
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Registriert: Mi Mär 02, 2011 1:36 pm

Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von wunschpudel »

Guten Morgen,

nach einem ziemlich entspannten ruhigen und relativ ablenkungsfreien Regenspaziergang freue ich mich über Eure ausführlichen und aufschlußreichen Antworten, vielen Dank dafür.

Am meisten freut es mich, dass es anscheinend völlig normal ist, dass der Hund noch nicht dauerhaft dass tut, was ich von ihm möchte und sein Verhalten dem Alter entspricht. Ich glaube, genau das wollte ich hören. Es ist wie bei der Kindererziehung, wenn man hört dass es bei anderen Müttern genauso (oder besser: SCHLIMMER) ist, kommen einem die eigenen Probleme nicht mehr so schlimm vor.

Einen Clicker habe ich mir letzte Woche gekauft, aber noch nicht eingesetzt, weil ich erstmal die dazu ausgeliehenen Bücher lesen wollte.
Natürlich beseitigt die Pupertät nicht unsere Probleme an der Leine (Milow macht noch keine Anzeichen, das Beinchen zu heben o. ä.), aber wir haben da auch noch andere Baustellen, zu denen ich später komme. Die werden hoffentlich etwas besser.

Das mit dem Geschirr und dem Halsband werde ich ausprobieren, klingt vernünftig (zumal ich auch immer denke, meine Güte, es ist ein junger Hund, der muß noch nicht immer funktionieren sondern soll Hund sein dürfen). Andererseits widerspricht es der Theorie die ich aus einem Buch habe, dass ein Hund solange weiterzieht, wie er damit auch nur ein einziges Mal Erfolg hat. Was sagt ihr dazu, kann er das unterscheiden wann er darf und wann nicht? Oder bringt ihn dass eher noch total durcheinander? Andererseits gibt es ja auch für mich ganz klar die Unterscheidung zwischen ganz schnellen Gassirunden weil ich weg muß und dem Genießerspaziergang mit Milow.

Dagmar und Heinz Erhard herzlichen Dank ;.) Auch der letzte Satz über die Trainerin hat mir gut gefallen, denn er hat die Sache genau getroffen. Ich hatte neulich eine Einzelstunde und irgendwie blauäugig gehofft, dass sie a la Martin Rütter so eine Patentlösung für mich hat (dreimal mit einer Plastikflasche rasseln, hex hex, der Hund zieht nicht mehr). Aber sie sagt ja, so wie ihr, dranbleiben, weiterüben.... alles ist ganz normal ;-) Nur mich stört es halt weil genau das Leineziehen und Anspringen das was, was mein Hund NIENICHT tun sollte.

Wenn ich allerdings umdrehe oder weitergehe, weil er sich gegenüber einem anderen Hund zu wüst verhält oder ich diesen Hundkontakt nicht möchte, dann geht er auch schonmal auf zwei Beinen hüpfend den ganzen Weg rückwärts hinter mir her. In diesen Fällen legt er eine Vehemenz an den Tag, das ist schon nicht normal. Er will ein bestimmtes Stöckchen, dann muß es dieses sein, auch wenn es auf der Straße liegt. Da ich das natürlich nicht zulasse, hilft da nur wegzerren und ich gehe dann konsequent meinen Weg. Wenn er ein Stöcken ober Blatt im Maul hat und es verliert, muß er zurück und genau DIESES wiederfinden (gerade im Herbst macht das wirklich Spaß). Ist das auch noch normal und soll ich es zulassen? Meistens entscheide ich Fallweise, habe ich Zeit lasse ich ihn, habe ich keine gehe ich einfach weiter und nehme ihn kommentarlos mit.
Mit wüst gegenüber anderen Hunden meine ich übrigens kein aggressives Verhalten, dass habe ich noch nie erlebt. Er vermisst anscheinend immer noch sein wildes Toberudel bei Sandra ober die Spieleinheiten in der Welpenschule. Er will immer und unbedingt jeden Hund bespielen, ob diese wollen oder nicht. Immer mit beiden Fußen voran und ohne jemals genug davon zu haben oder von alleine aufzuhören. Nicht jeder Hund (und vor allem Hundebesitzer) mag dass und auch ich will das nicht immer.

Ach, noch ein paar positive Sachen über meinen Hund - für Moni. Milow hat seitdem wir ihn mit 9 Wochen bekommen haben insgesamt nur 7 mal in die Wohnung gepieselt, Häufchen hatten wir nicht ein einziges Mal. Darauf bin ich wirklich stolz.
Er schläft (nach einer Eingewöhnungszeit mit daneben schlafen und meiner Hand in seiner Kiste) in einer Box im Flur vor unserer Schlafzimmertür, mittlerweile ist er in die ganz große einen Meter Breite umgezogen und fühlt sich da offensichtlich wohl. Nachts sind wir auch nur in den ersten zwei oder drei Nächten rausgegangen.
Er macht seine Geschäfte zuverlässig draußen und Pipi sogar auf Aufforderung, den eigenen Garten benutzt er nicht mehr so gerne und das finde ich auch gut so.
Er bleibt drei Vormittage (an denen ich Arbeite) ca. 5 Stunden alleine und fiepst nur kurz, danach schläft er meistens. Er hat (bis auf ein Radiergummi und diverse gefundene Taschentücher von den Kindern) noch nichts zerlegt oder kaputtgebissen. Allerdings muß ich sagen, so diszipliniert wie jetzt habe ich noch nie den Boden aufgeräumt. Er geht nicht von alleine aufs Sofa sondern nur, wenn ich ihn zu mir rufe. Er bellt nicht wenn es klingelt - finde ich HERVORRAGEND, denn auch das gehörte zu meinen NoGo`s, die ich vorher so hatte.
Er läßt die Katzen weitestgehend in Ruhe, die eine mag ihn ganz gerne und legt sich dreist in seinem Korb, allerdings nicht zusammen mit ihm. Wenn ich Glück habe kommt das noch. Die andere rennt manchmal, da rennt er hinterher. Aber wir haben viele hohen Schutzplätze für die Katzen geschaffen, da kommt er dann nicht hoch und unsere Jule faucht ihn dann von dort aus an. Mehr ist glücklicherweise noch nicht passiert.

So, jetzt wird gefrühstückt und nachher feiern wird trasditionell "Weihnachten im Tierheim". Dort bin ich Mitglied und habe jahrelang ehrenamtlich im Katzenbereich gearbeitet, das ist immer eine schöne Sache. Für die Tiere und die Mitarbeiter sehr anstrengend, aber für die Spendenkasse sehr sehr hilfreich und notwendig.

Danke nochmal für die Antworten und gerne mehr davon.

Lieben Gruß
Heike und Milow - (die anscheinend beide doch ganz normal sind :frech: )

großpudelfan

Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von großpudelfan »

Hallo,

ui, da sind selbst für mich ncoh ein paar tolle Ansätze dabei. Wir haben es auch so gemacht, dass Riko am Geschirr ziehen darf und am Halsband nicht. Er kennt den Unterschied, man merkt es sofort, wenn ich ihn einklinke :lol: (das hat halt jetzt zur Folge, dass er am Geschirr oft zieht) Wir haben zur Leinenführigkeit die Rütter-Methode genutzt und es hat super geklappt. Das bedeutet, dass der Hund dich nicht mehr überholen darf. Du setzt dir eine Grenze (z.B. deine Zehen) und jedes mal, wenn Hundi davor läuft wird gewendet. Du redest nur mit dem hund, wenn du ihn lobst, wenn er bei dir bleibt. Und am besten fängst du in ablenkungsfreien Gebieten an und steigerst die Ablenkung, wenn alles gut läuft.
Außerdem habe ich ein Signal eingeführt (bei mir ist es "rechts"), wenn wir beginnnen und ich lasse ihn wieder frei, wenn wir aufhören. Ich finde das klappt richtig gut, nur bei anderen Hunden klappts noch nicht so ganz...da zweifel ich gerade an, dass er es jemals lernen wird :oops:
So und wenn er laufen darf wie er will, er aber irgendwann zu viel zieht, dann bleibe ich ein paar mal stehen und der Herr benimmt sich wieder :wink:

Liebe Grüße,
Tabea

P.S.: JA ein Hund kann definitiv unterscheiden, wann er ziehen darf und wann nicht!

mersibiene

Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von mersibiene »

Hallo ihr lieben,

Ich war heute mit Amy bei einer Trainerin die mit tellington touch arbeitet. Sie hat mir zum Thema leinenziehen die balanceleine gezeigt. Wir haben es ausprobiert und Amy reagiertet gut darauf. Auserdem haben wir Bodenarbelt ge,acht, was auch für meine quirlige mal schön war, da sie RUHIG mal etwas ausführen musste.
Ich wartetet 2 mal seit dem Termin mit ihr laufen , mit der neuen leinentechnik uneben begeistert. Sie ziehtmich nicht mehrdurch die Gegend. Mal gespannt wie es wird wenn wirklich mal ein Hund oder so entgegen kommt. Aufjedenfall kann ich sie besser halten und kontrollieren. Schaut es euch doch mal an. Tellington Touch macht echten guten Eindruck auf mich und ich bin sehr offen und interessiert.

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Hauptstadtpudel
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Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von Hauptstadtpudel »

mersibiene hat geschrieben: Schaut es euch doch mal an. Tellington Touch macht echten guten Eindruck auf mich und ich bin sehr offen und interessiert.
Hast Du eventuell einen Linktipp?
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

mersibiene

Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von mersibiene »

http://www.tteam.de/
Ist die hauptseitevon tellington Touch ob da was über diese leinenführigkeit drin steht weis Ich leider nicht

tass

Re: Baustelle 1: Leineziehen

Beitrag von tass »

Ich habe mir das Buch bestellt:Hilfe,mein Hund zieht! von Turid Rugaas.Kann ich sehr empfehlen ihre Methode!
Liebe Grüße
von einem hoffentlich bald super leinenführigen Huxii!!

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