Welpe kommt nicht zur Ruhe, Tagesablauf?

[Patrizia]

Hallo zusammen,

Ich bin momentan etwas verzweifelt und würde mich deshalb sehr über Tipps und Erfahrungsberichte von euch freuen.

Wir sind seit 2 Wochen stolze Besitzer eines jetzt 12 Wochen alten Großpudelrüden namens Olli. Wir haben ihn ausgewählt weil er sich beim Züchter sehr entspannt zeigte.
Er macht vieles schon richtig toll, er ist so gut wie stubenrein. Nacht schläft er meist von 11-6 Uhr durch und geht draußen toll an der Leine.
Aber seit er seit zwei Wochen bei uns ist kommt er sehr schwer zu Ruhe überdreht dann sehr. Wir haben es mit Kauspielzeug probiert, da kann er sich 1,5 Stunden damit hochfahren anstatt runterzukommen auch den gefüllten Kong wirft er durch die Gegend und pusht sich so hoch. Wenn er nix zum spielen hat kann es auch sein dass er seinen Schwanz fängt.
Manchmal hilft es wenn wir uns an den Esstisch setzen dann legt er sich neben unsere Füße aber das klappt auch nicht. Ich möchte auch bald wieder normal meinen Haushalt machen aber selbst wenn wir ruhig auf der Couch sitzen kommt er meist nicht runter, er versucht hochzuspringen und beißt in unsere Ärmel oder die Decke.
In der Welpenschule sagte man uns dass er evtl zu viel Programm hat und deshalb überfordert ist. So sieht unser Tag momentan aus.
Um 6 wacht er meist auf dann geht er als erstes in den Garten 2 Minuten und dann gehen wir 10-15 Minuten an der Leine spazieren , durch unsere ruhige Wohnsiedlung. Danach frühstücken wir und Olli und dann schläft er meist 1 Stunde bei uns unterm Tisch. Alle 2-3 Stunden gehen wir mit ihm kurz in den Garten. Mittags manchmal nochmal 10 Minuten langsam an der Leine Spazieren und abends fahren wir 5 Minuten mit dem Auto zu einer Stelle wo er dann 15 Minuten ohne Leine mit uns laufen kann.
Zwischendrin ( 1-2 mal täglich 5 Minuten) versuchen wir mit ihm kurz ein bisschen was zu üben oder geben ihm 5 Minuten ein Spielzeug, räumen es dann aber weg weil er kein Ende finden würde.
Ist das wirklich viel Programm oder zu wenig?

Wie war euer Welpe und wie sah euer Tagesprogramm aus?

Ich bin sehr verunsichert man möchte doch alles richtig machen.
In 5 Wochen soll er mit ins Büro kommen und langsam bekomme ich Angst dass er da auch so aufdreht.

[Rohana]

Hallo Patrizia,
ja, so einem kleinen Wirbelwind zu zeigen, wie man das Gehirnkästchen zur Ruhe bringt, ist schon eine Aufgabe. Und die Unterscheidung zwischen zu viel und zu wenig auch nicht immer leicht. Darüber würde ich so aus der Ferne und ohne Euren Olli live zu kennen, auch keine Aussage treffen wollen.
Ich hab ein Settermädchen, Mika, die wirklich das mit Abstand aufgedrehteste ist (war), das mir in 50 Jahren Hundehaltung untergekommen ist. Ich hab recht viel in ihrem Thread dazu geschrieben, wie es am Anfang mit ihr war und wie wir damit umgegangen sind. Vielleicht magst Du einfach mal dort lesen ...
https://www.pudelforum.de/viewtopic.php ... 5&start=75
Ab Seite 6 ist Mika bei uns .

[Pudeljungs]

Du darfst nicht vergessen, es ist ein Welpe und er will die Welt entdecken. Er schläft nachts super, dann ist er tagsüber auch fit. Welpen können manchmal anstrengend sein und sie haben viel Blödsinn im Kopf. Beim Züchter hatte er seine Geschwister zum Spielen. Jetzt seit ihr dran . Das mit dem Beißen ist auch ganz normal. Welpenbeissen nennt man das. Dazu gibt es jede Menge Infos im Netz. Jetzt mal eine andere Frage. Wie hattest du dir denn das Leben mit einem Welpen vorgestellt? Wie oft geht ihr in die Welpenschule? Er bekommt ja auch jede Menge Neues gelernt. Da kann man schon mal aufdrehen, überdrehen. Muss ja auch alles verarbeitet werden. Er ist ja noch ein Baby.Das mit dem Gehorsamübungen würde ich jetzt auch nicht übertreiben- Er muss noch kein Sitz, Platz , Bleib können. Wichtig ist der Bindungsaufbau zwischen euch. Da hat die Hundetrainerin bestimmt Tips für euch. Auch ihr müsst in allem locker bleiben und Spass mit ihm haben. Ihr habt noch sooo eine lange Zeit vor euch und ihr müsst euch ja auch erstmal richtig kennenlernen.

[Rohana]

Belohnt ihr, wenn der kleine Olli ruhig rumliegt? Das ist auf lange Sicht eine gute Strategie.
Ansonsten kann ich meiner Vorschreiberin nur zustimmen: Flausen im Kopf gehören zum Welpen, ein GP oder eigentlich jeder Hund bringt Action in die Hütte.
Dass das Beißen so nicht erwünscht ist, muss jeder Welpe erst lernen. Natürlich probieren sie das aus - Welpen haben keine Hände, sie machen alles mit dem Maul. Und da sind nun mal diese spitzen Zähnchen drin. Zeig ihm sanft, aber bestimmt, dass Du das nicht willst. Beende die Interaktion kurz, wenn er zu grob ist.
Beschäftige Dich immer mal wieder kurz mit ihm. Spiel mit ihm, das ist ganz wichtig, denn es stärkt Eure Beziehung. Ebenso wie ausgiebige Kuschelrunden.
Wie viel man draußen schon unternehmen kann ist sehr individuell. Das hängt vom Hund, aber auch von der Umgebung ab. Meine kleine Shari (jetzt 5 Monate), kann normalerweise hier bei uns daheim schon ca. eine Stunde mit uns draußen sein (dabei machen wir aber jetzt nicht allzu viele Kilometer). Aber als wir kürzlich in der Stadt bei meiner Verwandtschaft waren, bin ich nur gerade so bis vor die Tür gekommen. Da gab es so viel zu schauen, dass das kleine Hirn damit ganz schnell übervoll war. Und dann wird das Runterkommen irgendwann schwierig. Da muss man das richtige Maß finden.
Nach einer Runde draußen ist es normale, wenn das Hündchen daheim erstmal noch eine Runde 'gaga' rumrennt, aber dann sollte es umfallen und erstmal eine gute Runde schlafen.

[Tanja aus Haan]

So grob, wie Du den Tagesablauf beschreibst, klingt es nicht nach zu viel (mir persönlich wäre der Leinengeh-Anteil zu groß). Für ein "zu viel" spielen aber noch einige andere Faktoren neben der eigentlichen Aktivität eine Rolle, insbesondere Deine Reaktion auf ihn und Deine Gefühlslage. Aber auch, was sonst so im Haus und ums Haus herum los ist.

Es ist erstmal völlig normal, dass der Welpe/Hund täglich, mehrfach seine dollen 5 bis 45 Minuten bekommt bzw nach etwas Aufregendem/Tollem daheim nochmal "nachglüht". Wichtig ist es, ihm die Chance zu geben, nötigenfalls zu helfen, da auch wieder raus zu kommen, zB indem Du Dich auf den Boden, auf die Couch, vor oder mit in seinen Korb, ... setzt und Ruhe für mindestens 2 ausstrahlst und beruhigend auf ihn einwirkst (so, wie man es auch bei einem Kleinkind machen würde). Da muss man vielleicht bisschen ausprobieren, was ihm am besten hilft.

Es klingt ein bisschen nach schon vorhandenem Druck, weil Welpi sich bei der Arbeit ja ruhig verhalten muss. Aber auch das muss er erstmal lernen. Bzw genauer gesagt, musst DU lernen, ihm Ruhe und die nötige Sicherheit zu vermitteln. Das ist auch im weiteren Hundeleben von großer Bedeutung.

"Normaler Haushalt" wird überbewertet. Der läuft nicht weg.

[Fluse]

Im Podcast "der Welpentrainer" geht es in Folge 14 um Ruhe und Entspannung als Grundpfeiler in der Erziehung.
Vielleicht kannst du da noch ein paar Info's draus ziehen.

[Patrizia]

Danke für eure tollen informativen Antworten. Ich glaube das ich mich wirklich ziemlich unter Druck gesetzt habe, es ist nicht unser erster Welpe aber es ist 15 Jahre her. Ich wollte mich diesmal besonders gut vorbereiten und habe mir vorher viel eingelesen und auch von allen Seiten immer wieder gehört das Wichtigste ist Ruhe Ruhe Ruhe sonst wird es in Zukunft problematisch und dann auch noch die Trainerin sagte,
gut das es nicht euer erster Hund ist, er wäre für Anfänger schwierig, das hat mich etwas verunsichert gestern. Ich werde jetzt wieder entspannter an die Sache rangehen und schauen ob ich ihm nicht wie beschrieben doch helfen kann zur Ruhe zu kommen wenn er es nicht schafft.

Den Welpenkurs besuchen wir einmal die Woche und sonst ist es bei uns zuhause ziemlich ruhig. Wir haben keine Kinder und Besuch durfte auch noch nicht vorbeikommen

[Rohana]

Wenn Mika anfangs so gar nicht runterfahren konnte, oder in besonderen Situationen (zB Besuch im Haus,...), hab ich sie an die Leine genommen, mich hingesetzt - auf die Leine -, sie nicht weiter beachtet und da war dann nach einiger Zeit doch zu sehen, dass sie von Langeweile in die Ruhe kam. Dann, und erst dann, hab ich leise und ruhig ein Leckerli fürs Mäulchen gehabt.

Nach 15 Jahren wieder ein Welpe - das geht vielen Leuten so, dass sie sich da erst wieder dran gewöhnen müssen, dass das Hündchen so quirlig ist und so viele 'lustige Ideen' hat .

[Pudeljungs]

Welche Rasse hattet ihr denn vorher? Meine Welpen waren alle unterschiedlich. Davon 4 Pudel, aber nicht alle gleich. Ulli war, was das Welpenbeißen anging, sehr extrem. Mein Kleinpudel Leon damals auch. Die anderen Hunde nicht so. Man muss auch erst zusammenfinden und sich auf einander einlassen. Du auf Olli und Olli auf dich. Ulli z.b. wollte wochenlang überhaupt nicht laufen draussen. Ich habe ihn immer erstmal ein Stück weit tragen müssen. Das kannte ich so auch nicht von meinen anderen Hunden. Ich habe inzw. schon viele Hunde großgezogen, aber bei Ulli habe ich gemerkt, dass ich auch nicht jünger werde . Aber er war schnell stubenrein und wusste, wo man seine Geschäftchen macht. Da ist Pudel schon gut drin. Sie lernen schnell aber leider auch schnell das Falsche. Hab Geduld mit dir und Olli. Das wird schon. Ulli war auch sehr aufgeweckt und einen Film richtig gucken in Ruhe bis zu Ende ging lange Zeit nicht. Den Haushalt habe ich einfach gemacht so wie es kam. Da hatte ich jetzt keine Probleme mit. Irgentwann ist die Welpenzeit um und dann folgt die Pubertät.Aber bis dahin hat dein Olli schon eine Menge gelernt und weiss, dass er sich auf dich verlassen kann. Ulli ist inzw eine coole Socke und sehr bequem. Er liebt seine Schnüffelrunden und ist mehr der Typ "Gemütlicher Bär" . Dafür liebe ich ihn.

[Patrizia]

Ja uns fällt jetzt immer mehr ein wie es mit unserem Hund damals als Welpe war
Wir hatten einen Labrador-Boxer Mischling. Sie war noch verrückter bei ihren wilden 5 Minuten aber sie hat dabei keinen Laut von sich gegeben und ist innerhalb von ein paar Minuten von selbst umgefallen und hat geschlafen, dafür hat sie extremer in die Füße und Hände gebissen
Wir haben es mit anleinen probiert, da legt Olli sich auch schnell hin aber er beißt dann die ganze Zeit auf der Leine rum. Beim spazieren gehen kann man ihm gut sagen er soll es lassen, wenn er zuhause drüber ist keine Chance.
An den nicht so ordentlichen Haushalt gewöhnt man sich irgendwie ganz gut

[Rohana]

Leine beißen ist auch eine beliebte Beschäftigung. Ich hab bei Mika und diversen anderen passionierten Leinenbeißern eine Weile lang die Leine (zumindest in bestimmten Situationen) durch eine Kette ersetzt. Da beißt Hund nur äußerst ungern rein . Zum führen ist das blöd weil unangenehm in der Hand, aber zum Anbinden oder eben im Haus zum Runterkommen kein Problem.
(Ketten bekommt man günstig im nächsten Baumarkt als Meterware: beliebig lang, beliebig dick. Karabiner dran, fertig ist die Leine.)

[Rohana]

An den nicht so ordentlichen Haushalt gewöhnt man sich irgendwie ganz gut

Shari ist gerade im Zahnwechsel und daher voll in der 'oralen Phase'. Sie schreddert ständig Holz aus dem Garten und bei uns sieht es meist aus wie im Sägewerk. - Alles eine Frage der Gewöhnung .

[Pudeljungs]

Viele bringen ihren Hund ja auch dazu, in einer Box zur Ruhe zu kommen. Ulli hat sich als Welpe immer gerne unters Bett verkrochen, wenn er seine Ruhe wollte. Da war es dunkel und ruhig. Seine Art Höhle.
https://www.haustiermagazin.com/hund-bo ... straining/

[Iska]

Ich glaube, der Name ist irgendwie Programm... aber Ihr werdet bestimmt einen ganz tollen Hund haben...
Unser Olli war ein kleiner schwarzer Riesenschnauzer und als Welpe genauso und hat mich damals so einiges an Nerven gekostet, und das, wo ich ja auch alles richtig machen wollte.
Seine Züchtermutter hat mir damals geraten: konsequent bleiben, auch wenn es schwerfällt... und ich schließe mich den anderen an: "aussitzen"... gern mit dem Hund am Boden.
Euer Programm hört sich für mich eigentlich auch nicht nach zu viel Stress an.

[Isi]

Es fehlt noch mein Lieblingstipp bzw. meine Lieblingsnachfrage bei "zu wilden Welpen":
Hat er schon ein sehr großes Stofftier, mindestens so groß wie er selbst, gerne größer?
Das können sie wunderbar verkloppen, mit ihm balgen, reinbeißen und kuscheln - sehr ähnlich mit den Geschwisterspielen. Es kann dem Welpen helfen, etwas ausgeglichener zu sein.


Ich würde mich freuen, wenn ihr weiter von eurer Entwicklung schreibt