Pudel aus Arbeitslinie?

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
leoniesh
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Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von leoniesh »

Hallo,
ich möchte euch von meinem heutigen Besuch bei einer kompetenten Hundeverhaltenstherapeutin und Trainerin berichten.
Mein kleiner Bolle zeigt mit seinen 3,5 Monaten ja schon einen ausgeprägten Schnüffeltrieb und hat Defizite im Sozialverhalten. Aus den Gründen habe ich mir noch eine Expertenmeinung eingeholt.
Die Therapeutin war mehr als überrascht von ihm und ihn wie folgt eingeschätzt:
Bolle scheint aus einer Arbeitslinie zu stammen und benimmt sich nicht gerecht seinem Alter. Er ist nur in der Außenwelt mit der Aufmerksamkeit und seine Fokussierung hat schon fasst autistische Züge. Er benimmt sich wie ein kleiner Malinois ohne allerdings die Schärfe zu besitzen. O-Ton: Krass, dass so was ja eigentlich als einfacher Familienhund gilt. Formale Befehle/Tricks setzt er sofort um.

Das Spiel mit anderen Hunden beherrscht er nicht. Er benimmt sich nicht wie ein Hund. Es scheint, als wüsste er nicht wie man miteinander spielt und kommuniziert. Wir haben zwei sozialverträgliche Hunde nacheinander ausprobiert und jedes mal das gleiche Bild. Lt. Therapeutin können viele Arbeitshunde nicht richtig spielen. Er rennt, wird getreten, quietsch und sucht Schutz zwischen meinen Füssen. Anstatt in Kontakt zu treten buddelt Bolle dann lieber auf dem Platz rum oder beobachtet Trecker in großer Entfernung. Mein Hund ist aber im Rudel geboren und geht seit er bei mir ist in die Welpenschule.
Die Stubenreinheit klappt auch noch nicht wirklich. Unterwegs löst er sich quasi überhaupt nicht. Auf dem Rasen vorm Haus ist alles interessanter als das Geschäft zu erledigen. Jedes Blatt, jeder Käfer, jedes Stöckchen....

Nun denn...ich krempel die Ärmel auf und stelle mich der Aufgabe.

Folgende Hausaufgaben habe ich bekommen:
Passende Spielkameraden suchen und ausgewählte Sozialkontakte fördern. Bolle stark begrenzen und ihn immer wieder aus seiner Traumwelt holen. Keine Apportierspiele sondern körperlich mit ihm spielen. Auch draussen immer wieder auf den Arm nehmen um ihm Ruhe zu vermitteln. Mir Gedanken über einen weiteren Hund machen. In der Wohnung nicht mehr frei in alle Räume lassen.

Und ich muss mir überlegen welche “Arbeit“ er später machen soll um seinen Jagdtrieb in geordnete Bahnen zu lenken.

Kleiner Hund, große Aufgabe!!!

Soweit von uns, Marett und Bolle
Viele Grüße Marett und Zwergpudel Bolle Bär im Herzen

Fluse
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von Fluse »

Weißt du wie es bei den Geschwistern ist? Habt ihr da Kontakt?

Was kann ich denn unter "aus seiner Traumwelt holen" verstehen :n010:
Wenn ein Hund viel in der Umwelt wahrnimmt, bzw. lang damit beschäftigt ist wie z.B. ein Trecker wird eine gefühlte Ewigkeit beobachtet, würde ich ihm immer die Zeit geben das zu verarbeiten. Ich weiß das kann viel Ausdauer und Geduld verlangen.
Das fiel mir nur irgendwie zur "Traumwelt" ein und ich weiß natürlich nicht, ob es überhaupt dazu passt :wink:

3,5 Monate ist ja auch noch sehr jung... vielleicht braucht er etwas länger für Sozialkontakte...
Liebe Grüße von Alina mit Purzel

leoniesh
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von leoniesh »

Wenn eine gestandene Hundefrau sagt, dass sie sowas noch nie erlebt hat muss sein Verhalten besonders sein. Er ist doch erst 3,5 Monate alt und benimmt sich wie 9 Monate. Er ist viel zu früh dran und eigentlich auch überfordert.
Viele Grüße Marett und Zwergpudel Bolle Bär im Herzen

leoniesh
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von leoniesh »

Wie es bei den Geschwistern aussieht weiß ich nicht weil ich keinen Kontakt zu den Besitzern habe. Die Züchter könnte ich fragen. Aber das ist eigentlich auch egal. Es ist als ob mein Hundchen schon erwachsen auf die Welt gekommen ist. Er schaut ernst und ist sehr selbstständig. Das Verhalten hat er schon mit wenigen Wochen gezeigt.
Viele Grüße Marett und Zwergpudel Bolle Bär im Herzen

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KaLe
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von KaLe »

Von welchem Züchter ist dein Hundi?

leoniesh
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von leoniesh »

Er kommt aus einer Hobbyzucht in Alveslohe und er hat keine Papiere.

Mich würde interessieren ob noch jemand so einen offensichtlichen Arbeits-Junkie hat.
Viele Grüße Marett und Zwergpudel Bolle Bär im Herzen

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Gero
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von Gero »

Also ständig nur die Außenwelt im Auge/Kopf und immer und überall vorneweg sein und immer so weit wie möglich vorneweg laufen - das macht mein Chaot seit wir ihn mit 13 Wochen holten.

Bei all seiner Unsicherheit und anfänglichen Schreckhaftigkeit - weil er ÜBERHAUPTNICHTS kannte (er konnte nicht mal pieseln wenn Blätter rauschten oder ein Vogel zwitscherte) zeigte er doch von anfang an ausgeprägte Selbständigkeit.

Er hat einen riesigen Jagdtrieb wenns um Fahrzeuge aller Art geht, bei Wild läßt er sich noch immer recht gut abrufen.

Gero ist mit seinen Geschwistern sehr früh von der Mutter weg und bis zur 13. Woche in einer Art Scheune in einer Box aufgewachsen. Dort sahen/erlebten die Jungen NICHTS ausser sich selber.

Er hatte auch keine Ahnung von Sozialverhalten und hatte Anfangs sogar Angst vor Hunden.
Liebe Grüße - Eveline mit Gero und Mia

steinmarder
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von steinmarder »

Keiner hier kennt Deinen Hund oder die Expertin, aber nach allem, was Du geschrieben hast...

...will ich nicht wissen, was die Expertin zu meine Rüden damals gesagt hätte (sehr reizoffen - mittlerweile ein begeisterter Jäger :evil: ; schnell drüber; schnell schnappig, wenn drüber; keine Impulskontrolle oder Frustrationstoleranz etc.). Mittlerweile "funktioniert" er super und wird Therapiehund.

Was ich sagen möchte: Ruhe behalten! Der Zwerg ist noch ein totales Baby und hört sich eigentlich nach einem kernigen, aber völlig normalen Welpen an. Mach Dir nicht soviel Stress! Gibt Euch Zeit und Ruhe. Mach nicht zuviel auf einmal. Das wird schon!


Klugschiss:
Natürlich kann er sich draußen nicht gut konzentrieren, Welpen in dem Alter können das grundsätzlich nur für wenige Minuten.
Natürlich ist er noch nicht stubenrein in dem Alter, das sind die wenigsten.
Und vielleicht braucht er noch ein bisschen, bis das mit fremden Hunden besser klappt.

Ich würde mal schätzen, dass Dein Hund ein jagender wird... Arbeitshypothese.
... das ist kein Hund. Das ist ein Pudel!!!

leoniesh
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von leoniesh »

Der Kleene hat alle Zeit die er braucht. Ich mache uns keinen Stress. Ist aber gut zu wissen wie man unerwünschtes Verhalten nicht auch noch fördert. Außerdem finde ich schade, daß er noch nicht spielen kann mit anderen Hunden.
Viele Grüße Marett und Zwergpudel Bolle Bär im Herzen

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Thalassa
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von Thalassa »

Der ist ja noch so jung und muss noch alles lernen. Wahrscheinlich hat er beim "Züchter" nicht viel kennen gelernt und muss jetzt alles erst mal erfahren, erschauen, erschnüffeln.
Spielen mit anderen Hunden - manche Hunde verstehen unter "spielen" herumrennen. Sie brauchen das eigentlich gar nicht - du bist seine Bezugsperson an der er sich orientieren soll. Nicht an anderen Hunden. Das macht er eh sehr deutlich, indem er sich hinter dir versteckt und rumbuddelt. Kluger Hund!
Ich wundere mich sehr über diese Trainerin". Wie kann sie einen so einen jungen Hund, der anscheinend große Defizite hat, in dieser Art einschätzen und dir solche Anweisungen geben.
Ich würde eher sagen, jetzt ist erst mal alles kennenlernen angesagt, vorsichtige Sozialkontakte mit älteren, gut sozialen Hunden und viel Sicherheit von dir. Spiel ganz viel mit ihm und lass ihn die Dinge anschauen und verinnerlichen, wenn er das möchte.

Und verschone ihn mit Welpenspielgruppe und "Begrenzung" etc.

steinmarder
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von steinmarder »

Thalassa hat geschrieben:
Di Sep 26, 2017 5:42 pm
Der ist ja noch so jung und muss noch alles lernen. Wahrscheinlich hat er beim "Züchter" nicht viel kennen gelernt und muss jetzt alles erst mal erfahren, erschauen, erschnüffeln.
Spielen mit anderen Hunden - manche Hunde verstehen unter "spielen" herumrennen. Sie brauchen das eigentlich gar nicht - du bist seine Bezugsperson an der er sich orientieren soll. Nicht an anderen Hunden. Das macht er eh sehr deutlich, indem er sich hinter dir versteckt und rumbuddelt. Kluger Hund!
Ich wundere mich sehr über diese Trainerin". Wie kann sie einen so einen jungen Hund, der anscheinend große Defizite hat, in dieser Art einschätzen und dir solche Anweisungen geben.
Ich würde eher sagen, jetzt ist erst mal alles kennenlernen angesagt, vorsichtige Sozialkontakte mit älteren, gut sozialen Hunden und viel Sicherheit von dir. Spiel ganz viel mit ihm und lass ihn die Dinge anschauen und verinnerlichen, wenn er das möchte.

Und verschone ihn mit Welpenspielgruppe und "Begrenzung" etc.

Schön geschrieben!
... das ist kein Hund. Das ist ein Pudel!!!

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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von Resi »

wie viele wirkliche Arbeitshunde kennt die Trainerin denn? Malis, DSH und Co haben eigentlich ein sehr ausgeprägtes Spielverhalten mit anderen Hunden. Teilweise sehr ruppig aber immer stürmisch und interesiert.

was du da beschreibst klingt für mich einfach nach kompletter Überforderung. Er scheint zu wenig Kontakt mit Artgenossen zu haben um wirklich gelernt zu haben wie das mit denen funktioniert. Klar rettet er sich dann zu dir oder in andere Aktivitäten. Nennt man dann auch Übersrungshandlung.

Das Pudel schnell lernen und Kommandos ratzfatz umsetzen ist absolut rassetypisch und hat nichts mit Arbeitslinie zu tun. Pudel sind so! Nicht umsonst sind sie so ungemein anpassungsfähig.

Wenn du später wirklich mit ihm arbeiten möchtest, geh es ruhig an, kleine kurze Einheiten bei denen die gemeinsame Arbeit im Vordergrund steht. Spaß mit dir zusammen ist alles was zählt also spiele mit ihm was das zeug hält.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von Iska »

ich schließe mich Thalassa und Resi an...
lieber weniger und gute Kontakte mit souveränen Hunden pflegen....
....und wünsche Euch auch alles Gute für den kleinen Kerl.... :streichel:
viele Grüße
Sybille mit Morris; Fani Flausch, Paule, Olli & Iska im Herzen

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leoniesh
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von leoniesh »

An der Kompetenz der Trainerin gibt es keine Zweifel und ich fand die Einschätzung sehr aufschlussreich.
Mit Begrenzung meine ich, dass er sich nicht mehr frei in der kompletten Wohnung bewegen darf. So verhindere ich, dass er ins Schlafzimmer macht. Draußen darf er sich nicht in den Jagdtrieb reinsteigern. Maulwurfshügel und Wühlmausgänge sind tabu. Das Projekt mit den ausgewählten und guten Sozialkontakten läuft auch schon.

Die kleine Welpengruppe ist sehr gut für ihn. Ich wähle alles mit Bedacht und großer Sorgfalt aus. Er lernt an meiner Seite die Welt in kleinen Etappen kennen und bekommt die benötigten Ruhephasen.

Der Pudel war ja mal Jagd- bzw. Arbeitshund auch wenn er heutzutage kaum noch jagdlich geführt wird. Mein kleiner Zwerg scheint davon noch viel in den Genen zu haben und ich möchte ihm ein erfülltes Hundeleben bescheren.
Viele Grüße Marett und Zwergpudel Bolle Bär im Herzen

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Resi
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Re: Pudel aus Arbeitslinie?

Beitrag von Resi »

ein erfülltes Hundeleben bescherst du ihm aber nicht mit besonderer Arbeit in diesem Alter. Ich habe meine Jungs ausgesucht eben weil sie arbeiten wollen und gerade solche Hunde brauchen Zeit um sich eben die Welt auch anschauen zu dürfen. Kleine Genies gehören tüchtig ausgebremst sonst hat man die auch ganz schnell abgestumpft. Mein Jüngster hat übrigens auch den trieb eines Malis und er wird auch sportlich geführt aber zwischen Genie und Wahnsinn ist nur ein sehr schmaler Grat und man muss einfach aufpassen dass sie normal aufwachsen dürfen. 2-3 Trainingseinheiten die nicht länger als 2 Minuten dauern reichen im ersten Jahr wirklich komplett aus. Ansonsten spielen, mit souveränen Althunden durchs Leben schlurfen und den Alltag kennenlernen. Mehr wird hier auch mit den typischen Gebrauchshunden nicht gemacht. Und gerade das macht sie dann später erfolgreich. Rumgemobbe mit anderen Welpen hat hier nie jemand bekommen. Was sollen Welpen denn von einander lernen? Das ist als ob ich einige 6jährige in einen Raum setze und erwarte dass sie sich das Lesen gegenseitig beibringen. Da kannst du lange warten und wenn man Glück hat nehmen sie dir gleich noch das Klassenzimmer auseinander. Hundekinder lernen in solchen Gruppen in der Regel nur das was man später nicht will: sich gegenüber anderen entweder wie ein Arschloch zu verhalten oder sich ganz schnell zu verpissen- je nach Charakter.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

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