Pseudojagdverhalten

[Pudeljungs]

Ich habe hier einen ganz interessanten Artikel gefunden. U.a auch , warum Hunde jagen.

2.2. Jäger und Pseudojäger
Die wenigsten Hunde, die zum Leidwesen ihrer
Besitzer Wild oder andere Tiere jagen, sind wirk-
lich ausgesprochene Jäger. Aufgrund meiner
mittlerweile 35-jährigen Erfahrung mit Hunden
kann ich rückblickend sagen, dass ein sehr ho-
her Anteil der Hunde, die mir als extrem jagd-
motiviert vorgestellt werden, zum größten Teil
gar keine richtigen Jäger sind.
Diese Hunde betitelt man als Pseudojäger. Pseu-
dojäger jagen nur deshalb, weil sie im Alltag
keine artgerechten Ablassventile oder Auslas-
tungsmodelle geboten bekommen, sie sind so-
zusagen vom Kopf her einfach unterbeschäftigt
und langweilen sich teilweise auf dem Spazier-
gang. Infolge dessen fangen sie immer mehr
an, ihren Fokus nach außen zu richten, auf der
Suche nach etwas Spannendem, das sich ihnen
bieten könnte.
Bei den echten Jägern stoßen wir auf das Pro-
blem, dass es aus Sicht des Hundes keine nen-
nenswerten Alternativen gibt, mit denen sich die
Jagdmotivation eindämmen lässt. Diese Hunde
sind regelrecht nicht mehr ansprechbar, wenn
sie Wild sehen, solche Hunde würden nie den
Hasen für ein Stück Wurst oder andere Leckerei-
en sausen lassen.
Hier muss man versuchen, einen optimalen Weg
für Hund und Halter zu finden, damit beide ge-
meinsam gut durch den Alltag kommen. Das ist
zwar oftmals nicht ganz einfach und zugegeben,
nicht alle Hunde kann man rehabilitieren, aber
erfahrungsgemäß lässt sich durchaus eine we-
sentliche Besserung des Verhaltens herbeifüh-
ren, so dass der Hund für den Besitzer in solchen
Situationen führbar wird

Den ganzen Artikel findet man hier https://l-static.de/book-preview/113488.pdf

[Tanja aus Haan]

Ich sehe es überhaupt nicht als Selbstverständlichkeit an, dass Hund alles Auftrainierte stets zur Zufriedenheit von HalterIn ausführt, auch dann nicht, wenn er es in 99,9% der Fälle tut.
Es freut mich immer, wenn Kommandos prompt und freudig ausgeführt werden oder/und Hund mir bei Ansprache zuhört.
Ich belohne gerne und immer, natürlich nicht Nichts.

Kommandos gibt es bei uns nur wenns sein muss oder zu Trainingszwecken. Helga muss gelegentlich etwas gelenkt werden, mit Ansprache.


Siehste @Anne, und nachdem Dir 25 Jahre nicht mehr an der Kapuze gezogen wurde oder es keinen Applaus mehr gab, brauchste auch nicht mehr immer/an jeder roten Ampel anhalten.

[Sammy-Jo]

Ein Hinweis, wenn man immer belohnt, steigt die Gefahr von Verhaltensketten.
Beispiel:
Sprich der Hund rennt ins Unterholz, wird abgerufen und belohnt. Er speichert: Ins Unterholz - Abruf - Leckerchen - ab.

Daraus müssen wir ja lernen also bevor der Hund ins Unterholz läuft zurückrufen oder Alternative anbieten und zum richtigen Zeitpunkt loben.

Hat er das ein oder zweimal gemacht, weiß man ja Bescheid… muss man dann schneller reagieren.

[Annitante]

Hat auch weniger mit Philosophie zu tun, als mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Es gibt unterschiedliche Verstärkerpläne, egal welcher einem nun liegt oder umsetzbar erscheint. Ich möchte nur aufmerksam für die Anfälligkeit machen, weil wir im Alltag keine sterilen Laborbedingungen ohne Ablenkung haben. Wenn man umstellt auf variable Häufigkeitsverstärkung, dann riskiert man zum einen bei einem Hund Frust, weil er keine Belohnung mehr bekommt für etwas das in der früheren Lernphase stets belohnt wurde und zum anderen die Selbstbelohnung durch anderes im Außen.

Und ich sehe bei Jella ein Risiko, dass sie sich durch alles mögliche selbst belohnt, weil sie draußen sehr aktiv ist. So habe ich sie zumindest erlebt. Ich hätte also bei einer variablen Häufigkeitsverstärkung definitiv auch mal die Bockwurst (was auch immer diese für sie sein mag) dabei, damit du auch wirklich unvorhersehbar bist. Und ich habe euch auch so erlebt, dass du einen Rückruf bedeutend mehr einsetzt als ich. Wir reden also alleine deshalb wahrscheinlich nicht wirklich über eine Dauerberieselung.

[Pat]

Ich belohne auch jeden einzelnen Rückruf, jedes Mal. Die Belohnung unterscheidet sich, mal ist es verbal, mal sind es Leckerli, mal Spiel, mal Streicheln - hängt sowohl von der Situation, als auch vom Schwierigkeitsgrad ab.
Ich bin da auch eher bei Ariane, was die unbezahlte Mitarbeit angeht.
Gleichzeitig gibts auch nicht für jedes Sitz einen Keks. Aber auch ein Sitz ist für mich nicht immer selbstverständlich, deswegen gibts auch manchmal Sitz-Kekse, oder verbales Lob. Generell habe ich nicht so viele Alltagskommandos, eigentlich nur Sitz, Bei Fuß und Rückruf.
Und der Rückruf ist in meinen Augen sowohl das wichtigste, als auch das schwierigste, weil er eben etwas ist, dass den Hund ja doch meist von etwas anderem abbringt, wegholt, abhält. Ob nun aus dem Spiel, der Jagd, einer spannenden Entdeckung, oder einfach dem Schnüffeln. Ich finde das jedes Mal besonders, wenn der Hund sich (bestenfalls reflexartig aber trotzdem) aktiv dort abwendet und zu mir kommt. Und das zeige ich ihm auch entsprechend.
Der Punkt mit dem "Unterholz - Ruf - Keks" stimmt natürlich und das sollte man im Blick behalten. Auch unabhängig von Rückrufsituationen, zB bei vom-Boden-fressen oder wälzen, aber ich finde, das kann man glücklicherweise meist früh erkennen, wenn sich sowas entwickelt und entsprechend dagegen agieren.

[jojojojobounty]

Ich finde das Thema Pseudojagdverhalten sehr spannend.
Ich finde das Thema Belohnungsrythmus o.ä. auch interessant, aber irgendwie boykottiert es das eigentliche Titelthema … vielleicht mal nen neuen Thread öffnen und back to the roots?

[Hauptstadtpudel]

Gute Idee, Johanna.
Danke.

[Hauptstadtpudel]

Heute haben wir eine Runde durchs Auslaufgebiet gemacht.
Jella noch mal etwas wärmer eingepackt und alles wieder wie immer.
Also normales Jella Temperament - oder sollte ich sagen Temperatur?

Nach aktuellem Erleben würde ich das vorsichtig als Pseudojagdverhalten ausgelöst durch Stress (durch drohende Auskühlung?) einschätzen.
Pia Gröning nennt in dem Podcast verschiedene Stressfaktoren, zu wenig Freilauf, zu kurze Leine u.a.
Kälte war nun nicht dabei, aber die Anregung gab es ja hier.

Dass das bei Pferden "knackig" genannt wird, finde ich einen super treffenden Ausdruck - also übertragen auf Jellas Verhalten, mit Pferden kenne ich mich leider überhaupt nicht aus.

[Hauptstadtpudel]

Ich habe hier einen ganz interessanten Artikel gefunden. U.a auch , warum Hunde jagen.

Den ganzen Artikel findet man hier https://l-static.de/book-preview/113488.pdf

Auch sehr interessant, da brauche ich etwas länger zum Lesen. Uwe Friedrich "kenne" ich vom Sniffle Dog.

Danke fürs Einstellen!

[Pudeljungs]

Heute haben wir eine Runde durchs Auslaufgebiet gemacht.
Jella noch mal etwas wärmer eingepackt und alles wieder wie immer.
Also normales Jella Temperament - oder sollte ich sagen Temperatur?

Nach aktuellem Erleben würde ich das vorsichtig als Pseudojagdverhalten ausgelöst durch Stress (durch drohende Auskühlung?) einschätzen.
Pia Gröning nennt in dem Podcast verschiedene Stressfaktoren, zu wenig Freilauf, zu kurze Leine u.a.
Kälte war nun nicht dabei, aber die Anregung gab es ja hier.

Dass das bei Pferden "knackig" genannt wird, finde ich einen super treffenden Ausdruck - also übertragen auf Jellas Verhalten, mit Pferden kenne ich mich leider überhaupt nicht aus.

Die Kälte und der Schnee spielen bei einer Pubertierende mit Sicherheit eine Rolle. Ausserdem ist bei Schnee auch alles heller draussen. Die Reize sind stärker. Das kann natürlich schon mal Stress auslösen. In der Pubertät war Ulli auch sehr schnell gestreßt. So manche Runde habe ich eingekürzt, weil es ihm einfach zu viel wurde. Wir wohnen ja in einem dichtbesiedelten Wohngebiet. Da hat ihn vieles aufgeregt. Nach der Pubertät traten diese Probleme nicht mehr auf. Er hatte ja damals Hinz und Kunz angebellt. Zum Glück hat sich das gelegt.

[Isi]

Ich finde die Unterscheidung von Pseudojagdverhalten und Jagdverhalten für mich noch nicht so einsichtig. Weil das Auto nicht getötet werden will, oder warum Pseudo? Weil es ein Auto und kein Hase ist?
Für mich ist das die Jagdsequenz "hetzen", egal was gehetzt wird bzw. werden will.
Die meisten jagenden Hunde haben Vorlieben, zB Mäuse oder Vögel oder Rehe - oder eben ein Auto.
Ich verstehe nicht, was man davon hat, es Pseudojagdverhalten zu nennen.
(Ich meine das nicht als rhetorische Frage )


Ich bin gerade ein wenig fassungslos, wenn es das jetzt gewesen sein soll. Wäre ja super und euch beiden zu wünschen!!
Aber ich bin baff. (Sicher auch, weil mir Gretas Jagdambitionen so viel abverlangen.)

[jojojojobounty]

Hast du den Podcast mal gehört, Isi?

[Isi]

Nee, bisher nur ihre Interviews bei den Wow-Kongressen.
Meine Trainerin arbeitet auch nach ihrer Methode.
Vielleicht ist es auch ein Unterschied, ob ein jagender Hund auch auf Autos geht - oder wirklich nur in erwählten Augenblicken und nur auf ein Auto abgegangen wird.

[Hauptstadtpudel]

(...)
Ich bin gerade ein wenig fassungslos, wenn es das jetzt gewesen sein soll. Wäre ja super und euch beiden zu wünschen!!
Aber ich bin baff. (Sicher auch, weil mir Gretas Jagdambitionen so viel abverlangen.)

Also ich bin mir da auch noch nicht sicher.
Und Jella wird ja auch (ganzjährig) von Vogellauten getriggert
Da hilft auch kein warmer Overall , da geht's eindeutig um Vögel.

Ich kann Pseudojagdverhalten selbst auch nicht gut erklären. Aber fand es beim Podcast hören gut nachvollziehbar.

Die verlinkte PDF Datei lese ich als nächstes. Vielleicht finde ich da noch Erhellendes.

[Pat]

Vorweg: ich hab den Podcast nicht gehört.
Aber Ich dachte bisher Pseudojagdverhalten ist Jagdverhalten ohne Grund, Anlass, Auslöser. Das dann eher aus Langeweile, Nicht-beachtet-werden, zu wenig Auslastung, Stress und all sowas entsteht. Wo der Hund einfach abdampft.
Einem Auto hinterherjagen, wäre dann ja was anderes, da gibts ja einen Auslöser. Da wäre dann die Frage was passieren würde (beim Auto nicht testbar, klar) wenn das ziel erreicht ist. Gehts ums jagen (packen, erreichen) oder ist es vielleicht VERjagen? Also würde zB kurz vorher gestoppt werden und das Objekt verbellt?
Ich denke das macht dann schon einen Unterschied beim Training, jedenfalls in meiner Vorstellung.
TOI TOI TOI bisher hier alles kein Thema, wenn dann wird mal was verjagt (nur Vögel), alles in einem Rahmen den ich dulde, weil sofortiges Abrufen möglich ist. Möchte ja keine Vögel unnötig in Angst und Schrecken versetzen. Früher beim Angeln durfte (sollte) er die Enten verscheuchen.