Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

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Poodle81
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Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Poodle81 »

Hallo ihr,

ich möchte gerne mal in die Runde fragen, wie ihr die Vermenschlichung von Hunden seht.
Ab wann findet ihr, dass ein Hund vermenschlicht wird? Was ist für euch Vermenschlichung? Gibt es da klare Abgrenzungen zur Hund-Mensch Beziehung oder seht ihr die Trennlinie als verschwimmend?

Wann hat der Hund "menschliche Züge"? Wenn ein Hund Hundekleidung trägt, oder auf die Couch darf?
Was ist für euch ein absoluten "No-Go"?

Würde mich sehr für eure Antworten interessieren.
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Tijaaa.
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Tijaaa. »

Hallo,

das ist eine wirklich gute Frage!

Für mich ist Vermenschlichung eigentlich ausschließlich, wenn man Verhaltensweisen von Hunden erklärt und begründet mit menschlichen Merkmalen oder Motiven.
Dem Hund also "menschliches" Gedankengut unterstellt und sein Verhalten darauf zurückführt.

Das kann, sollte es ein problematisches Verhalten sein, durchaus gefährlich werden.
Der Hund muss als Hund gesehen werden und auch sein Verhalten muss auf den Hund passend erklärt und erkannt werden, um eben dieses Verhalten zu erhalten oder anders zu konditionieren.

Dem Hund Kleidung anziehen - naja.
Das ist sicherlich nur das Sahnehäubchen.
-liche Grüße von Nicci mit den Ruhrpottlöckchen.
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Coco
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Coco »

Hallo!
Das ist mal ein gutes Thema, worüber ich mich jeden Tag Gedanken mache.

Für mich ist Vermenschlichung, wenn man dem Hund gegenüber so reagiert, als hätte man einen Menschen vor sich. Sprich! Man quatscht ihn den ganzen Tag voll. Man trägt ihn den ganzen Tag rum, obwohl er laufen kann (Gebrechen außer acht), man lässt sich auf Diskussionen ein (Befehlswiederholungen mit Ausbau in ganzen Sätzen).

Wann vermenschliche ich nicht. Wenn ich mit meinem Hund kommunizieren kann ohne Worte dafür zu benutzen. Wenn mein Hund sich alles wegnehmen lässt und er mich nicht maßregelt. Wenn ich der Rudelführer bin, dann habe ich ihn nicht vermenschlicht und habe auch gezeigt, das ich Führungsqualität habe.

Vermenschlichung hat nichts damit zu tun wieviel Kleidchen, Halsbänder oder Bettchen ein Hund hat. Das ist ein persönlicher Fetisch und Eitelkeit, die auch ich zum Teil teile . Das wiederum lässt den Hund meines erachtens nur nach außen wirken, dass er ein Kinderersatz ist, aber nicht den Hund verändern.

So was glaubt ihr?
....wir sind wieder da. 😅

fabiotiker

Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von fabiotiker »

Da muss ich jetzt meinen Hund fragen, was er unter Vermenschlichung versteht ! 8)

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Coco
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Coco »

fabiotiker hat geschrieben:Da muss ich jetzt meinen Hund fragen, was er unter Vermenschlichung versteht ! 8)
Na da bin ich aber gespannt, was er antwortet *rofl*
....wir sind wieder da. 😅

A.madeo
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von A.madeo »

Vermenschlichen ist für mich, wenn ich dem Hund Dinge andichte, die er aufgrund seiner Art nicht hat (z.B. Vorsatz, Absicht in seinen Handlungen: "der geht jagen, um mich zu ärgern" oder:" der hört bloß nicht, weil er beleidigt ist") und/oder ihm menschliche Eigenschaften und Bedürfnisse zuschreibe oder ihm Dinge vorenthalte, weil ICH das nicht mag (der will das und das / der hat halt seinen eigenen Willen/ "ich will auch nicht im Regen rumlaufen" "ich mag ja auch kein rohes Fleisch"). Lustigerweise meinen aber gerade solche Menschen, das ihr Hund einen guten Instinkt hätte und er genau wisse, was ihm guttue und er deshalb auch den leckeren Marmorkuchen so gerne frißt...auch wenn er davon hinten dicker ist als vorne.

@Coco: Den Hund mit allerlei Dingen ausstatten tue ich auch, auch habe ich diverse Sammlungen von Halsbändern und Leinen, der Hund sogar ein Kissen, OBWOHL ich Kinder habe, Kindersatz kann es also nicht sein, eher ein persönlicher Spleen und die Freude an der Optik (muß ja sonst keinem gefallen).
Das ist kein Hund, das ist ein PUDEL!!!

Sanne
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Sanne »

Hi,

Die Frage ist: geht es um Vermenschlichung allgemein oder um für den Hund schädliche Vermenschlichung?

Ich rede mit meinen Hunden z.B. auch häufig in ganzen Sätzen. Ich weiß, dass sie die Wörter nicht verstehen können. Der Inhalt kommt bei ihnen aber trotzdem rüber.
Gleichzeitig bemühe ich mich aber z.B. auch sehr, körpersprachlich mit meinen Hunden zu kommunizieren. Denn Hunde kommunizieren ja viel mehr über die Körpersprache als über Laute, und daran passe ich mich auch an.

Das finde ich jetzt z.B. nicht schädlich für die Hunde.

Andere Dinge allerdings schon, wie das Füttern ungeeigneter Dinge (habe z.B. in der Eisdiele schon gesehen, wie ein kleiner Hund bei Frauchen auf dem Schoß saß und abwechselnd vom Eis geschleckt wurde...) oder die Annahme, der Hund würde nach zwei Stunden noch verstehen, warum man ihn ausschimpft oder solche Sachen.

lg,
Sanne

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Poodle81
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Poodle81 »

Sanne hat geschrieben:Hi,

Die Frage ist: geht es um Vermenschlichung allgemein oder um für den Hund schädliche Vermenschlichung?
Im Prinzip ging die Frage darum, ab wann eine Vermenschlichung besteht und welche "Art" zu vertreten ist. Ist das eine einzige Grauzone oder gibt es so wie du sagst "gute" oder "böse" Vermenschlichung?
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Moni
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Moni »

Also den Hund als Kinderersatz zu missbrauchen, find ich das Schlimmste- also wenn er auch entsprechend verwöhnt wird und nicht mehr artgerecht leben darf. Wo mir persönlich das "Grrrr" in der Kehle hängt ist, wenn unsere Trainerin von uns HH als "Mamas" redet :roll: , auf so ne Idee käm ich nie :n010: - die eine reicht :frech: .
Liebe Grüße-
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Sanne
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Sanne »

Hi,
Poodle81 hat geschrieben:
Sanne hat geschrieben:Hi,

Die Frage ist: geht es um Vermenschlichung allgemein oder um für den Hund schädliche Vermenschlichung?
Im Prinzip ging die Frage darum, ab wann eine Vermenschlichung besteht und welche "Art" zu vertreten ist. Ist das eine einzige Grauzone oder gibt es so wie du sagst "gute" oder "böse" Vermenschlichung?
Ich denke es gibt eine Grauzone - wie so oft im Leben!
Allerdings gibt es auch Dinge, die ich einfach schlimm finde, da hört es für mich auf! Habe z.B. auch mal von einem Fall gehört, da wurde ein Chihuahua ausschließlich im Haus gehalten. Mit Katzenklo. Die Besitzer argumentierten, das Haus sei groß genug, da würde der Hund ausreichend Bewegung bekommen. Und der Hund sei ja kleiner als eine Katze, und Katzen könnte man ja auch ausschließlich im Haus halten.
Ist allerdings ein Verstoß gegens Tierschutzgesetz.
Das ist aber mehr falsche Haltung weil die Bedürfnisse eines Hundes komplett übersehen wurden, nicht unbedingt Vermenschlichung.

lg,
Sanne

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Poodle81
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Poodle81 »

Sanne, weil du die Chi´s ansprichst, ich finde viele der Chis oder andere kleine Hunde werden nicht als richtige Hunde wahrgenommen.
Klar ist der Hund klein, aber auch er braucht Bewegung und Auslauf und möchte nicht nur den ganzen Tag am Arm, in einer Tasche oder sonst irgendwie herumgetragen werden.
Das habe ich oft schon beobachten können und die werden dann als Mode-Accessoire oder eben als "Püppchen" hergenommen.
Den Fall den du beschreibst finde ich einen Härtefall, da wird einem ganz anders.
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Rohana
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Rohana »

Puh, Michaela, das ist ein weites Feld, würd ich mal sagen ;-).
Wenn man es genau nimmt fängt die Vermenschlichung sehr schnell an - wenn man mit seinem Hund spricht, wenn man in vermenschlichender Art über ihn spricht, ihn aufs Sofa oder ins Bett holt, und und und
Aber in weiten Bereichen macht das nichts, denn es schadet dem Hund nicht. Wenn der Mensch nicht vergisst, dass das Hund immer ein Hund bleibt. Wenn er Gelegeheit genug hat, seine hündischen Bedürfnisse zu erfüllen - mit andern Hunden über den Acker fetzen, Nase voran durch die Gegend stöbern,...

Wo die Grenze genau liegt bei der es für den Hund schädlich wird ist wie meistens im Leben kaum zu sagen. Es geht ja i.d.R. auch nicht um genau eine Situation sonden um das ganze Zusammenleben. 'Mama macht Dir gleich Dein Fresschen - warte schön.' ist sicher heftigste Vermenschlichung - aber das allein stört den Hund nicht wenn 'der Rest' passt.
Schwierig wird es immer da wo durch die Vermenschlichung die eigentlichen Bedürfnisse des Hundes massiv zu kurz kommen oder man dadurch mit dem Hund in schwierige Situationen kommt. Wenn die Leute das unreflektiert tun und dann auch keine Ahnung vom eigentlichen Wesen ihres Hundes haben, dann kann es schnell aus dem Ruder laufen.
Beispiel: Frau auf dem Hundeplatz mit einem heftigst pubertierenden halbstarken 30kg-Rüden, der alles fixiert und provoziert was ihm vor die Nase kommt. Die Frau labert auf ihr Hündchen ein 'Komm sein lieb. Du musst keine Angst haben. Die tun dir doch nix.' Und erklärt uns, dass ihr Hunde natürlich jedes Wort versteht. - Da wird dann deutlich, dass die Grenze überschritten ist, oder?!

Grundsätzlich denke ich, die Vermenschlichen machen die Leute nicht für den Hund sondern für sich. Solange der Hund nicht drunter leidet und das Zusammenleben klappt ist das m.E. reine Geschmackssache. Wenn jemand sich als 'Mama' vom Hund bezeichnet ist mir das echt egal - ich muss es ja nicht so machen ;-).
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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lacrima
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von lacrima »

Ich finde auch dass es bei der Vermenschlichung von Tieren einen grossen Graubereich gibt. Und was bei einer Mensch-Hund-Kombination ein absolutes No-Go ist, ist bei anderen wieder ok weil die Beziehung stimmt. Mein Hund z.b. darf auf die Couch und auch mal ins Bett, ausserdem muss er sich auch die eine oder andere Geschichte anhoeren... Auf der der anderen Seite gehen wir viel spazieren und machen z.B. Futterbeutel-Training, Longieren und andere Spiele.

Der Hund meiner Mutter aus dem Tierschutz hingehen hat ca. 5 Jahre ein absolut Hunde-ungeeignetes Leben gefuehrt ohne Spaziergaenge (Rennen - was ist das?), vernuenftiges Futter (Chips, Pizza, andere Essensreste und Schokoriegel hat er bekommen, so sahen auch seine Zaehne aus) und liebevolle Konsequenz hat er nie ervaren, weshalb er langsam lernen muss, dass auch ein Verhalten zwischen kuscheln und beissen gibt... und man Frust auch aushalten kann ohne das Haus zusammen zu schreien. Dieser Hund zeigt was Vermenschlichung anrichten kann und da bin ich gegen! Wenn die Grundbeziehung zwischen Hund und Mensch stimmt, kann der Hund einen eigenen Kleiderschrank haben, aber bei fehlender Basis geht selbst das Brot vom Tisch zu weit, auch wenn er das so gerne isst und sich beim Fruehstueck sonst ausgeschlossen fuehlt... :frech:

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Poodle81
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Poodle81 »

Rohana hat geschrieben:'Mama macht Dir gleich Dein Fresschen - warte schön.

:lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
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Bonny
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Re: Vermenschlichung, Definition und Sichtweise

Beitrag von Bonny »

Poodle81 hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:'Mama macht Dir gleich Dein Fresschen - warte schön.

:lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
Na ja, aber ich finde, wenn man sagt "Frauchen macht Fresschen" oder "Komm zu Frauchen" hört sich noch bescheuerter an.

Gruß Uta mit Bonny und Buffy
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